Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

365 Am gegenüberliegenden Ufer sieht man schon weithin an der Süd= und Westmauer der uralten Haidershofener Kirche einen prächtigen Efeustock. Leider ist etwa an der Jahrhundertwende der ursprünglich noch viel größere Stock fast ganz zurückgeschnitten erinnere worden in der ganz irrigen Annahme, „daß der Efeu die Mauer verderbe“. Man sich doch an die zahllosen englischen Landhäuser, die oft ganz mit Efeu eingehüllt sind und an die altenglischen Schlösser, an denen der Efeu bis über den vier Stock hohen Bergfried rankt, ohne je Schaden zu verursachen trotz des feuchten Klimas. Ja, an der Wetterseite bietet ein lederiges Laub sogar nicht zu unterschätzenden Schutz der Mauer vor dem peitschen¬ den Sturmregen der Westwinde wie am Kirchturm von Ried im Innkreis. — Bei der Ort¬ schaft Ramingdorf steht am Schloßteich des ehemaligen Dornschlössels die größte Erle unserer Gegend mit etwa 1½ Meter Stammumfang. Sehr schön ist auch die Ro߬ kastanienallee, die zum Schlößchen hinführt. Beim Schloß Imhof in Dorf an der Enns steht einer der prachtvollsten Nußbäume unter Landesnaturschutz, während der nicht viel geringere Nußbaum beim Schmied in Ramingdorf leider ein Opfer des Frostwinters geworden ist. Unterhalb des Ortes am Steilufer der Enns erstreckt sich die Schichtgrenze zwischen Schotter und Schlier; hier tropft und sickert ununterbrochen das kalk¬ haltige Sickerwasser über üppiges Moos in ein klares Quellbecken und überzieht die Moos¬ pflanzen mit gelblichem Kalksinter, so daß alle Uebergänge von der lebendiggrünen Pflanze bis zum harten Tuffstein beobachtet werden können. Auf der Niederterrasse des Plenkelberges sei noch das schöne Lindenpaar an der Young=Hof erwähnt. Der Riesenwacholder vom Oberpostler¬ Kapelle nächst dem gut in Behamberg steht bereits unter Landesnaturschutz, ebenso eine der schönsten Haus¬ linden, die vom Oberstraßerhof bei Kürnberg, und jene originelle Gruppe von neun dicht aneinandergewachsenen Linden hinter der Kapelle des sonst fast baumlosen Höhenortes Kürnberg. Zwei der markanten Spitzpappeln des Beham¬ berger Friedhofes haben 30 Meter bereits überschritten, die anderen zwei mußten gefällt werden, dafür sind an der Nordseite der Schule zwei neue hohe Stämme in bester Entwicklung und auch die Stechpalme beim Pfarrhaus steht nach dem furchtbaren Kältewinter, dem kältesten seit 180 Jahren, wieder in saftigem Grün. Die „Naturschutzwanderung“ ist zu Ende. Wir danken dem Leser für die nicht geringe Geduld, mit der er gefolgt ist, und bitten ihn, diese, dem Wohle unserer herrlichen Heimat gewidmeten Bestrebungen zu fördern. — Wer sich genauer mit den Fragen der Naturschutz¬ bewegung vertraut machen und sie zugleich unterstützen will, der trete dem Oester¬ reichischen Naturschutzverein bei, in dessen Jahresbeitrag (S 5.—) auch der Bezug der sachlich reichhaltigen Monatshefte „Blätter für Naturkunde und Natur¬ schutz“ eingeschlossen ist. Sie sind das offizielle Organ des österreichischen Naturschutzes 9). (Schriftleitung und Verlag: Hofrat Dr. Günther=Schlesinger, Wien, I., Herrengasse Die Zweigstelle für Steyr, die an dieser Stelle gelegentlich weiter über ihr Gebiet zu berichten gedenkt, ersucht auch um Namhaftmachung anderer hier noch nicht verzeichneter Naturmerkwürdigkeiten; manches wird dem Verfasser entgangen sein. — Man lernt ja leider und — Gott sei dank — nie aus. Mei Landl. I nimm oft mei Zuwäziaggläsl in d’ Hand Und geh damit umä ä wengerl in Land. Bal auf an schen Berg, bal wo eini in Wald, Nau, wo 's mih halt hindräht und wo 's mä grad gfallt. I mag mä nöt schaun gnua, denn alls is so schen, Du magst da in Ländl wos d' wüllst umägehn. Wia am Kerschbäm hoch omad d blängiga Bua, Mechst a alls bei dir habn, du kriagst da nöt gnua. I ziag mä alls zuwä und schau mas guat an, Ja, weil i nöt überall hinroasn kann. Schau i aufi auf d' Gipfln, schau i abi ins Tal, Mei Ländl is schen und is gsegnt übarall. Sepp Stöger, Steyr.

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