364 starke Stechpalmen im freien Gelände und das Schloß Seisenberg besitzt eine unserer ältesten Eichen. An erdkundlichen Naturdenkmälern ist der weite Felsentorbogen der Teufels¬ kirche im oberen Rettenbachtal bei St. Pankraz und das Felsenfenster des sogenann¬ ten „Törl“ zwischen dem Krems= und dem Almtal in der Kremsmauer zu nennen, ferner die Höhlenräume der „Kreidenlucken“ und der Dietlhöhle im prachtvollen Stodertal. Eine Quelle von außerordentlichem Wasserreichtum sind der Kremsursprung und besonders die mächtige, von unten aufsteigende Spaltquelle des tiefgrünen Pießling¬ ursprungs in der Roßleiten. Am Warscheneck stehen nochletzte Ueberstände des einst reichen Zirbelkieferbestandes — im Talboden habenwir nur im Hölligarten in Leonstein eine gehegte stärkere Zirbel (die einzige Zirbelkiefer des Steyrtales im Garten des Herrn Holli, gegenüber dem Wirtshaus Wecht) — am Grieskar ober der nörd¬ lichen „Eingangspforte zum Toten Gebirge“ steht die wohl älteste unserer frei¬ lebenden Eiben, über 1000 Jahre alt, das Wurzelwerk zum Teil schon freigelegt, aber immer noch mit einigen starken Aesten grünend. Blicken wir aus dem Rölltal (wo 1706 der letzte Steinbock erlegt worden ist) zum blaugrünen Spiegel des herrlichen Almsees hinaus, so sehen wir nahe seinem Aus¬ luß eine schwimmende Insel verankert, ein etwa 100 Quadratmeter großes Torfstück. „Die schwimmende Insel“, die sich von den Moorböden der nordwestlichen Ufer ab¬ gelöst hat und längere Zeit frei im See herumgetrieben wurde, samt ihrem Bestand an Fichten, Erlen, Haseln, Birken und vielen Büscheln der fleischfressenden Sonnentaupflänzchen. Unter der Seemauer aber steht noch — wie ein letzter Ausklang der Pfahlbauzeit — die mit schweren Piloten in den See hineingebaute Fischhütte. — An stillen, klaren Tagen kann es sein, daß man einen unserer beiden letzten Steinadler seine majestätischen Kreise ziehen sieht. Sie nisten an der Spitzmauer unweit des merkwürdigen pilzartigen Felskopfes und überfliegen vielleicht täglich das Felsenmeer des Toten Gebirges, an dessen einsamen Halden noch manche schöne Wettertanne aufragt, wie greise Recken aus alter Heldenzeit. Ein ganz besonderes Naturdenkmal ist kürzlich vom Hochalpinisten und Höhlenforscher Ludwig Moser d. I.*) aufgeschlossen worden: die sogenannte „Eislueg“ eine sonst nur in Jägerkreisen bekannte Eishöhle deren Eingang man vom bekannten Dietlgut in Hinter¬ stoder an der Nordostseite des Hebenkas sehen kann. Ausgedehnte Gänge führen 900 Meter unter dem Hebenkas zu einem gewaltigen spiegelglatten Eissee und noch mehreren hochge¬ wölbten unterirdischen Hallen. Die große Aehnlichkeit dieser Kalkgebirge mit dem istrianischen, so außerordentlich höhlenreichen Karst läßt auf noch manche Entdeckung auf diesem Gebiete hoffen. Das Flachland und das angrenzende Niederösterreich. Das bekannteste Naturdenkmal im Norden Steyrs ist die sogenannte „Türkenlinde“ von Losensteinleithen (B.: Graf Meran), die an die gelungene Heldentat des Schlo߬ verwalters zur Zeit der Türkenkriege erinnert, in Wirklichkeit aber eine riesige Ulme ist, die glücklicherweise noch nicht von der jetzt so häufigen meist tödlichen Ulmenkrankheit befallen ist. Hinter dem Mausoleum der Fürsten Auersperg stehen im Schatten einiger mächtiger Eichen ein paar schöne Eiben; ferner stehen zwei sehr starke ober der Simsen¬ bergmühle (B.: Frau J. Popescu). Sonst ist dieser Baum im Flachland weniger ver¬ treten. Dagegen fordert das flachwellige Gelände weithin sichtbare Orientierungsbäume und so finden wir hier zahlreiche mächtige Spitzpappeln, die größten wohl die zwei nördlich von Wolfern mit über 30 Meter Höhe (B.: Bergergut), dann die sechs weithin sichtbaren Spitzpappeln beim großen Stadel vom Nöbauerhof bei Mazelsdorf (H. Nr. 2) und beim Koglerhof in Schwarzental. Bei Wirnsdorf nächst Weichstetten steht an der Weg¬ kreuzung eine Art Efeubaum, das heißt, ein großes Wegkreuz, das von der Kletter¬ pflanze bis zur Unkenntlichkeit überwuchert worden ist und neben dem benachbarten Roglhof ein Riesenwacholder von gegen 9 Meter Höhe und herrlichem Wuchs. Ober dem Dietacher Kirchlein ragt eine uralte kugelförmige Linde über die Terrassenkante empor und stellt einen vorzüglichen Orientierungsbaum dar. Am linken unteren Ennsufer beim „Förg“ gegenüber Haidershofen stehen ein paar besonders mächtig entwickelte Schwarzpappeln; an einer von ihnen hat der Fährmann sein Drahtseil für die Ueber¬ fuhrzille befestigt. *) Siehe dessen Bericht in der Sonntagnummer der „Steyrer Zeitung" vom 25. März 1934.
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