Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

363 gegen Südosten, die Nähe des Wassers, die damals sehr wildreichen Auen und nicht zuletzt die auffallend große Aehnlichkeit mit den berühmtesten Urmenschenfundstätten im Vezere¬ tal in Frankreich, alles spricht für eine uralte Besiedelung, deren Ueberreste in Form von Steinwaffen und Skeletten von größtem wissenschaftlichen Wert wären. Allein für fach¬ männisch durchzuführende Grabungen fehlen leider alle Mittel. Sollten auffallende Funde zufällig doch zu Tage treten, so sei an dieser Stelle die drin¬ gende Bitte um rasche Bekanntgabe an den Verein für Heimat= und Naturschutz ausgesprochen Sehr freundlich nimmt sich die Birkenreihe oberhalb der Felsen aus (B.: Pöschlgut). Sierninghofen und Sierning sind verhältnismäßig arm an besonderen Bäumen. Immer¬ hin verdient die Baumgruppe Erwähnung, welche der Leiten über Sierning etwas von der Eintönigkeit ihrer Linie nimmt, ebenso die starke Roßkastanie an der Straßenkreuzung am Sierninger Marktplatz und besonders die schöne Gruppe von Spitzpappeln mit einer prächtigen alten Hauslinde beim Lahbergerhof. Die Hauptstraße von Bad Hall wird wesentlich verschönt durch die Wirtshauslinde beimPostelmayerschen Gasthof. weithin sichtbare alte Linde, der bei der ganzen Bevölkerung Bei Kremsmünster ist eine beliebte „Baum mitten in der Welt“, auf ganz ähnliche Art zugrunde gegangen wie die obenerwähnte schöne Sandtnerlinde ober Steinbach. Ein anderes wertvolles Natur¬ denkmal, die einst reich mit weißen Tropfsteinen behangene Lettenmayrhöhle, in der unser berühmter Geologe Othenio Abel die Reste von etwa 70 Höhlenbären gefunden hat, ist auch ein Opfer roher Unvernunft geworden. Die Tropfsteine wurden von Unberufenen abgeschlagen und die herrlichen weißen Kalzitwände durch Fackeln vollständig verräuchert. Auch im Orgelsteinbruch bei St. Wolfgang sieht man als besondere Merkwürdig¬ keit die senkrechten orgelpfeifenartigen Wasserkanäle im Konglomerat (Nagelflub), die jetzt auch an den Gründberger Felsen entstehen, nicht mehr gut durch die Ueberwucherung von — Ein herrlicher Anblick dagegen sind die wohlgeschonten und jetzt wieder reichen Gestrüpp. Seerosenbestände in den Schacherteichen eine Stunde nördlich vom Stift. Wir nehmen unsere Wanderung längs der Steyr wieder auf und stellen beim Verlassen Pichlerer Waldes das Vorhandensein von mächtigen zwei Spitzpappeln (B.: Land) des gerade an der Straßenbiegung fest. Dadurch, daß sich diese für die österreichische Landstraße bezeichnenden Bäume an Straßenkehren perspektivisch staffeln, verleihen sie der Landschaft eine besondere Weite und angenehm bewegte Umrißlinie, wie es hier angesichts der Priel¬ gruppe besonders schön zum Ausdruck kommt. Auch die Spitzpappeln beim Großteßnerhof hinter den Gründberger Felsen — Oberhalb Grünburg und die letzten im Ort Sierninghofen verdienen Erhaltung. winkt schon von weither einer unserer bekanntesten Bäume, die Hohe Linde oder Seidlhuberlinde, ins Tal. Leonstein ist reich an prächtigen alten Linden, so die Kapellenlinde und die riesige Hauslinde vom Mayr zu Baumgarten (Be¬ sitzer: Herr Josef Schwarzenbrunner) nächst dem Hausberg, die Hauslinde in der Hoisleiten (B.: Firma Zeitlinger), die an der Straßenkreuzung beim Prieltalerberg (Bühler in Leonstein, Herr Karl Ebmer), die prächtigen Kirchenlinden des stim¬ mungsvollen Friedhofes (Besitzer: Herr Franz Lettner), die Aulinde (Frau Rosina Rabuse) und die beiden mächtigen Lindenriesen beim ehemaligen Hamplhof (jetzt Edthof, geht angeblich in englischen Besitz über) in dem sonst etwas schattenlosen Mollner Becken. An der wunderschönen alten Leonsteiner Dorfkirche ist leider der riesige Epheu¬ zum Teil eine Beute des argen Frostwinters 1929 geworden und erholt sich kaum. stock Am kleinen Lansberg stehen kühn im Felsgemäuer ein paar prächtige Eiben, im Besitz des Landes Oberösterreich, und es wird hoffentlich nicht wieder vorkommen, daß das „Graß“ dieser dem Aussterben schon so nahen Baumart zum Kränzewinden für Festlichkeiten — Zu den Naturdenkmälern dieser Gegend zählt natürlich auch der verwendet wird. Rinnerberger Wasserfall (Besitzer: Geschwister Zeitlinger und Landesgut) und die Rinnerberger Klamm (Besitzer: Geschwister Zeitlinger) als besondere erdkundliche Merkwürdigkeit aber seien die sieben übereinanderliegenden Felsbecken, die „Bodinge“ hervorgehoben, die dem Bodinggraben den Namen gegeben haben (B.: Herrschaft Lamberg). Von hier ist es nicht mehr weit in die Feichtau mit ihren zwei Hochseen und dem naturparkartigen Wechsel von Almwiesen und prächtigsten Fichten. Mit seiner fast ganz einheitlich alpinen Flora und Fauna und der Großartigkeit der Gebirgsszenerie würde sich dieser herrliche Erdenfleck hervorragend zum Naturschutz¬ park eignen. Im Tal wären noch besonders erwähnenswert die uralte Schloßlinde von Klaus, die charakteristische Roßkastanie von Preisegg, die größte Weide unserer Gegend Bei Inzersdorf stehen noch * — beim Mooshammergut in Obermicheldorf.

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