Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1935

358 Zirbelkiefer wieder anzupflanzen, hier mißlungen, während die diesbezüglichen Ver¬ uche der Herrschaft Lamberg im Gebiet der Dirn vielleicht von Erfolg gekrönt sein werden. Hier sei auch auf einen naturgeschichtlichen Irrtum hingewiesen. Auf dem steinernen Markt¬ brunnen und auf dem Fresko der Weyrer Apotheke ist das Wappentier des Ortes, der Biber, mit einem Fisch im Maul dargestellt, trotzdem der Biber ein ausgesprochener Vegetarier ist. Leider ist dieses riesige, interessante Nagetier bei uns schon seit 120 Jahren ausgerottet. Damberg und Lausa. An die Eisenstraße schließt sich der mit Recht so beliebte Höhenzug des Dambergs an. Alle drei nördlichenDambergwege besitzen eine schöne, markante Linde: der gewöhnliche Weg am Tröschbergbeim „Unteren Roten Kreuz“ (Besitzer: Herr Aichelberger¬ Kolbinger, hof), der mittlere Weg auf halber Strecke und der Ulricher Weg der Kirche südwestlich von St. Ulrich in Form eines riesigen Drillingsbaumes. Besonders schönist auch der Eseustock rechts vom Kirchentor, der bereits in breiter Front das Kirchendacherreicht hat. Beide Gewächse stehen unter besonderem Schutz des hochw. Herrn Pfarrers Johann Ev. Derflinger. Leider ist die schönste Fichte unserer Gegend, die Voglhuber=Fichte unter dem „Oberen Roten Kreuz“, vor sechs Jahren gefällt worden. Außerordentlich schön und urtüm¬ lich sind die drei= bis vierhundertjährigen Eichen „auf der Haid“, der großen Bergwiese. Die größte wurde vom Blitz gefällt. In nächster Nähe dort ist eine große Rotbuche mit einer gleichgroßen Eiche der Länge nach verwachsen. Auf dem „großen Rennweg“ ist eine drei= bis vierhundertjährige Eibe ober dem Fuchsengütl (Besitzer: H. Höllwörts, Franz Dormayr, L. 57) bemerkenswert. Die riesige Kugellärche am Sturzberg ist leider schon lange nicht mehr am Leben, da¬ gegen ist die „hohe Lärche“ beim Gasthaus Thanner (B.: Josef Gschneidtner, L. 69) oberhalb der Laussa vollkräftig und trägt nahe dem Wipfel eine kugelförmige Erweiterung der Krone, wahrscheinlich eine Wucherung durch den Hexenbesenpilz, wodurch sich auch dieser Baum zu einer interessanten Abnormität auswächst. — Hinter dem genannten Hof steht die stärkste Esche unseres Gebietes mit einem Stammumfang von fast sechs Metern. Sehr sonderbar sind auch die beiden Gruppen zusammengewachsener Buchen auf der Weide ober¬ halb (am Willeitenberg), ein Drilling und ein sehr starker Vierling. Unweit des Thannergutes steht auch der stärkste Dirndlbaum (B.: Isidor Seilehner) unserer Gegend. ähne“ Nach Süden, gegen den Schieferstein zu, erheben sich die sogenannten „Sauz eine höchst malerische Bildung steilster Rauhwackenfelsen, von denen ein isolierter Felsturm an die Felsnadeln in den Dolomiten erinnert. Beim Rohrweckhof des Herrn Heinrich Schmidthaler, Lausa 59, steht die einzige Buchsbaumlaube dieser Gegend. Ein anderer schöner Rauhwackenfels ist die Langensteiner= und die Rebensteiner=Mauer oberhalb der Laussa. Beide sind landschaftlich sehr reizvoll, tragen Föhren auf dem Felskamm und starke blühfähige Efeustöcke am Fuß. Die Langensteiner=Mauer ist zu einer gewissen Berühmtheit geworden, seit in der Mitte des vorigen Jahrhunderts dort auf Grund von Grabungen die Reste einer „vorgeschichtlichen Waffenfabrik“ der Steinzeitmenschen aufgedeckt worden ist. Besonders Lochäxte und Beile aus dem harten Serpentin fand man in allen Weitere Funde von großer wissenschaftlicher Stufen der unendlich mühsamen Zubereitung. — Bedeutung sind noch zu erwarten, doch dürfen Grabungen nur unter fachmännischer Leitung durch das Bundesdenkmalamt vorgenommen werden. Der stärkste Baum unserer Gegend, die über tausendjährige Linde des Gasthauses Pan¬ holzer in Kleinraming mit zwölf Meter Umfang, war ursprünglich ein Drilling und hat leider durch den großen Sturm am 4. Juli 1929 sehr gelitten, kann aber unter der sorgsamen Pflege des Besitzers noch lange leben. Linkes Ennsufer. Wandern wir die Garstener Straße entlang, so finden wir hier die traurigen Ueber¬ reste einer unserer schönsten Alleen, die noch der letzte Abt von Garsten, Gordon, gepflanzt hat. Auch die Kugelakazien am Garstener Berg sind gefallen, nur der große Ro߬ kastanienbaum oberhalb des Armenhauses erfreut sich, durch Privatbesitz geschützt, noch — Am oberen Schiffweg steht von den vor etwa vierzig Jahren ungestörter Entwicklung. gefallenen herrlichen Föhren (B.: Gemeinde Garsten) nur mehr eine einzige. Dagegen hat der verstorbene Pfarrer von Garsten die beiden altersschwachen Roßkastanien bei der Fegefeuerkapelle ganz im Sinne des Landschafts= und Naturschutzes alsbald durch zwei junge Bäume ersetzt. Am linken Ennsufer unter dem Schmiedleithnergut stehen noch viele Eiben unter den Tannen. Auf dem Wege nach Dürnbach ist ein tierkopfartiger Felsen, „Der Ochs“, nahe dem Ennswasserspiegel bei den Flößern berühmt; sie sagen: „Wann da Ochs sauft, kannst in Wolf

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