407 „Ein Mann, ein Wort,“ verpflichtete sich der Förster, „auf Ehr' und Glauben!“ „Trag' mich gegen den Eingang dieser Höhle,“ sagte nun das Bergmännchen und wies mit seinem Zeigefingerchen, wohin es der Förster tragen solle, was folgsam tat. Knapp an der Einmündung des schmalen Ganges, durch den dieser Förster in die Höhle gekommen war, sagte das Bergmännchen: „Bücke dich der — und sieh' zu Der Förster steckte die Leuchte ins Gestein und bückte sich, das Bergmännchen festhaltend. Ein Ausruf der Ueberraschung und hellster Freude entschlüpfte aber demAlten jetzt, denn im Geröll am Boden, das sich wie ausgewaschener grober sand ansah, glitzerten und flimmerten runde, gelbe Dingerchen. Fluß „Ei,“ sagte der Förster, ein solches gelbes Stücklein aufhebend, „das sind ja wie echte Goldstücke mit dem Bildnisse unseres gnädigsten Herrn Herzogs — „ kommen die nur da her? „Frag' nicht, Förster,“ entgegnete das Bergmännchen ungeduldig, weil es sehnlichst nach der Freiheit verlangte, „vielleicht hat sie der Fluß hier ange¬ schwemmt — doch, nimm soviel davon, als dir gutdünkt, aber mach' schnell!“ Der Förster las mit der freien Hand die Goldstücke auf und steckte sie in seine Taschen und das Bergmännchen half ihm dabei bereitwilligst mit. „Genug,“ sagte der Alte endlich, da er fühlte, wie seine Taschen schwer wurden, lang' nun aus und hoff', die Not hat bei mir ein End' — ich dank dir gar „ich 1 Bergmanderl. Gelang ich wohl hinaus? sehr, Wüßt nicht, wie du den Weg anjetzt noch fehlen könntest,“ meinte das Berg¬ männchen, ihn nicht verstehen wollend, und da jetzt die Faust des Försters sich öffnete, fühlte es sich frei und ledig, es stieß einen Jubelschrei aus, machte sich eiligst davon und schon im nächsten Augenblick gewahrte es der Förster hoch über sich auf einem vorspringenden Stein an der Wand stehen. „Nichts für ungut,“ rief ihm der dankbare Förster als Abschied zu. „Gewiß nicht,“ gab das Bergmännchen lachend zurück, „hast's aber nicht gar schlau angestellt, mein Lieber „Was soll das heißen?“ fragte der Förster, der nicht erraten konnte, wo das Bergmännchen mit diesen Worten hinzielte, und Unheil ahnte. „Des Menschen Sinn ist nur nach Gold und Geld,“ sagte jetzt das Berg¬ — männchen ernst und strich leise seinen langen Bart, „das tut aber doch nicht alles hättest mich lieber gefragt, zu was das Kreuz in der Nußist, es wäre den deinen, dir und euch Menschen allen besser gewesen! Sieh' zu, was dein Geld vermag!“ Sprach's und war verschwunden. Der Förster hatte nicht wenig verwundert die Worte gehört, welche das Berg¬ männchen soeben gesprochen, aber das plötzliche Verschwinden seines kleinen Wohl¬ täters ließ ihm nicht Zeit, über den Sinn dieser Rede nachzudenken, denn der Alte wußte aus den Erzählungen und Schilderungen über Berggeister und dergleichen, von den Menschen doch nie verstandener Sippschaft, daß das Bergmännchen mit dem Augenblicke, da es vor seinen Blicken verschwand, auch wieder jene übernatürlichen Kräfte erlangt hatte, die ihm nun, falls das Bergmännchen rachesüchtig war, ge¬ fährlich werden konnten. Der Förster beeilte sich daher, durch den schmalen Gang aus dem Felsen heraus wieder ins Freie zu gelangen, und unwillkürlich atmete er tief und erleichtert auf. ein Fuß den Felsblock überstieg, der dem Eingange zur Höhle vorgelagert war. als Dann warf er die harzigen Leuchthölzer, die ihm nun unnütz waren, weg, trat den noch glimmenden Span sorgfältig mit dem Fuße aus und begann den beschwer¬ lichen Aufstieg zu seiner Hütte, fröhlich ab und zu auf die wohlgefüllten Taschen sich klopfend — an des Bergmännchens sonderbare Abschiedsworte dachte er nicht mehr. Nach seiner Heimkehr verbarg der Förster sorgfältig seinen Schatz, der übrigens nicht allzugroß war, denn die Taschen waren nicht sehr tief gewesen. Das Geld langte jedoch, um Arzt und Arzneimittel zu bezahlen und, sobald die Kranke eine Reise vertrug, sie zu Verwandten in die südliche Steiermark bringen zu lassen, damit sie in dem milderen Klima genesen könne.
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