Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

393 Von der Donau weg führte der Schiffweg zuerst am rechten Ufer bis ungefähr zur Ueberfuhr bei Dorf a. d. Enns, wo zum erstenmal das Ufer gewechselt werden mußte. Ein solcher Uferwechsel war dann noch mehrmals bis Steyr nötig, zum Bei¬ spiel bei Haidershofen, bei der Schafweidmühle, beim Schlüsselhofe und zuletzt ober der Ramingbachmündung, von wo man dann am rechten Ufer verblieb. Im Enns¬ dorf wurden die eingetroffenen Schiffzüge geteilt und aufgelöst und nur jene Schiffe ins Ort überstellt, welche zum heutigen Stadtkai gebracht werden sollten. Sie wurden von den Pferden bis in die Steyrmündung hineingezogen, wobei die Pferde durch die gemauerte Durchfahrt unterhalb der ehemaligen Mayrmühle am linksseitigen Brückenkopfe der Steyrbrücke getrieben wurden. Die Pferde wurden hierauf über die Steyrbrücke geführt und zogen vom Fischergeschirr aus die Schiffe bis zum Eisenfloß. Von Steyr aufwärts sind die Ufer fast durchwegs steil und mußte man daher, um diese Strecke für die Schiffahrt einzurichten, kunstvoll einen Treppelweg erbauen und die Hindernisse im Flußlaufe selbst beseitigen, worüber Prevenhuber eingehend berichtet und worüber auch noch verschiedene Akten im Archive vorhanden sind. Der enorme Holzkohlenbedarf der Eisenindustrie und der sich stetig belebende Frachtverkehr mit Flößen hatten einen solchen Raubbau an den in der Nähe des Flusses gelegenen Wäldern zur Folge, daß im Jahre 1498 angeordnet wurde, daß die Wälder oberhalb Kleinreiflings und an der Salza nur für die Flößerei reserviert bleiben sollten. Um nun den unrationellen Transport auf Flößen einzuschränken, plante man die Einführung der Schiffahrt auf der Enns zwischen Steyr und Hieflau. Dieser Plan wurde seit langer Zeit erwogen. Es ist ein Kommissionsbericht aus dem Jahre 1655 erhalten, in welchem die erforderlichen Arbeiten genau ange¬ führt und die Gesamtkosten mit 33.310 Pfundpfennig berechnet werden. Im Jahre 1565 wurde der damals als erster Wasserbausachverständiger geltende Tiroler Zimmermeister Hans Gasteiger berufen, der in zwei Jahren den Schiffweg, dessen erstes Stück noch heute erhalten ist, von Steyr bis Hieflau erbaute. Je nach der Ufergestaltung wurde dieser Weg durch Steinwürfe oder Holzbauten gesichert, an andern Stellen wieder in den Fels eingesprengt. Man kann noch vielfach die Reste desselben, der meist am rechten Ufer führte, erkennen. Nach Fertigstellung der Anlage wurde der Verkehr mit zwei Schiffen aufge¬ nommen, die regelmäßig zum früher mitgeteilten Tarife die Strecke befuhren. Diese Schiffe wurden Zillen oder Waldeln genannt, waren etwa 27 Meter lang, 3 Meter breit und hatten einen Tiefgang von ungefähr ¾ Metern. Sie luden auf der Tal¬ fahrt rund 14 Tonnen auf, auf der Bergfahrt 10 Tonnen. Vorne und rückwärts liefen sie spitz zu, wobei die Wände in eine Schneide zusammengingen. Sie waren am Stoir höher als am Kranzl, damit sie bei der Bergfahrt an Stellen, bei welchen der Schiffweg hoch oberhalb der Enns verlief, nicht Wasser schöpften. Je zwei Ruder vorne und rückwärts dienten der Steuerung. Die Bedienung wurde von einem Nauführer, fünf bis sieben Schiffleuten und zwei Pferdeknechten besorgt. Zum Gegenzuge waren vier Pferde nötig, die auf der Naufahrt im Schiffe selbst mitgenommen wurden. Diese Schiffahrt wurde ursprünglich von Steyrer Schiff¬ meistern, später von der Innerberger Gewerkschaft selbst betrieben. Steyrer Schiff¬ meister befuhren aber außerdem noch mit ihren Schiffen die Strecke Steyr¬ Kastenreith. Die Mittel für den Schiffweg bis Hieflau wurden durch Darlehen der Hammer¬ meister und der Eisenhändler beschafft und durch Steigerung des Waaggeldes und Einhebung eines Ladstatt=Pfennigs wieder hereingebracht. Die Schiffahrt ruhte im Winter und zu Zeiten hoher Wasserstände und wurde durchschnittlich nur durch 33 bis 35 Wochen im Jahre betrieben. Als der oberste Teil des Roßweges zwischen Hieflau und dem Frenzgraben immer wieder durch Hoch¬ wasser zerstört wurde, ließ man ihn seit 1778 verfallen und fuhr auf dieser Strecke nur mit kleinen Zillen, die bloß 3.5 Tonnen laden konnten, nauwärts und brachte sie auf der Achse wieder zurück, was in der letzten Zeit der Schiffmeister Anton Aigner vom Hausbauerngut in Kleinreifling besorgte. Später ließ man auch dies auf und führte die Waren von Eisenerz bis Weißenbach auf der Achse.

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