Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

392 21. Dezember 1381 fest, der die Befreiung von Schadensersatzpflicht ausspricht, wenn die Steyrer mit ihren Schiffen oder Flößen auf der Enns oder Donau auf Grund oder eine Fischarche anfahren, ausgenommen sie beschädigten eine Mühle Im folgenden Jahre ordnet derselbe Herzog die Abschaffung aller Fischarchen auf der Enns (erfolglos) an. Erst vom 16. Jahrhundert an mehren sich im Steyrer Stadtarchive die Akten über die Schiffahrt. Sie betreffen vor allem Beschwerden der Schiffahrttreibenden über Hindernisse im Flusse und Instandhaltung von Uferschutzbauten, dann Streitigkeiten der Schiffer mit den Flößern wegen Berechti¬ gung für Warentransporte und schließlich Klagen der Eisenindustrie und des Eisenhandels wegen Verführung des Eisenzeuges. Wie alles im Eisenwesen, so waren auch die Transportverhältnisse genau geregelt und die Preise festgelegt. Die Holzhändler z. B. durften Kaufmannsgüter wie Stahl und Eisen nur auf Flößen, nicht aber auf Schiffen, jedoch Kalk auch in Schiffen abführen. Aus dem Jahre 1568 liegt ein Vertrag vor, nach welchem die Steyrer Schiffmeister Leopold Koller und Wolf Hopf von den Verlagsstätten Hainbach, Weißenbach, Frenz, Klein¬ reifling und Kasten den Zentner Eisen um 12 Kreuzer nach Steyr zu führen über¬ nahmen; der Tageslohn für die Knechte wurde mit 20 Kreuzer bestimmt. Zur Begründung ihrer Forderung legten die beiden Schiffmeister eine genaue Kalku¬ lation vor. Eine ähnliche Verhandlungsschrift ist aus dem Jahre 1668 vorhanden. Im Jahre 1769 kostete die Fracht Steyr—Krems für den Zentner Eisen 15 Kreuzer, der Aufladelohn in Steyr 2 Pfennig, das Maut= und Waaggeld 3 Pf., zwei Mauten in Enns 1 kr., eine in Mauthausen 3 kr., in Ybbs 3 kr., in Stein 3 kr. und die Schlüsselmaut in Krems 3 kr., zusammen 29 kr. und 1 Pf. (fast die Hälfte für Mauten!); die Fracht nach Wien betrug 18 kr., Traglohn und Mauten wie oben, jedoch ohne jene in Krems, dagegen die Hauptmaut in Wien 3 kr. und beim „Roten Turm“ 1 kr. und 1 Pf., zusammen 33 kr. 2 Pf. Die Steyrer Schiffe führten die Waren hauptsächlich donauabwärts nach Krems, Wien und Budapest, doch auch stromauf nach Passau und Regensburg. Als Beleg für letzteres erwähne ich, daß in der Stadtchronik von Regensburg ver¬ zeichnet ist, daß im Herbste 1515 69 Stück „Schlangen“, die Kugeln so groß wie Taubeneier schossen, sowie drei Fässer solcher Kugeln von Steyr auf dem Wasser¬ wege nach Regensburg gebracht worden waren. Flößerei und Schiffahrt teilen die Ennsstrecke unterhalb des Gesäuses, also von Hieflau an, wo das Eisenerzer Tal mündet, bis zur Ennsmündung in die Donau in die 93 Kilometer lange Strecke oberhalb und in die 35 Kilometer lange Strecke unterhalb von Steyr ein. Hiezu haben drei Umstände beigetragen: 1. das alte Stapelrecht der Steyrer für Eisen und Holz; 2. daß bis Steyr das Rohmaterial und die Halbfabrikate der Eisenindustrie gebracht wurden, von wo sie dann nach Ver¬ arbeitung als fertige Ware weiterging, und schließlich 3. der Umstand, daß die Steyr hier der Enns viel Wasser zubringt und diese nun schwerere Lasten zu tragen im¬ stande ist als auf der oberen Strecke. Ursprünglich, als die Schiffe noch klein waren, brachte man sie mit Menschen¬ kraft wiederum stromaufwärts, wie dies heute die Strombauleitung nach Verfall der Treppelwege wiederum machen muß. Vielfach wurden die Schiffe am End¬ punkte ihrer Talfahrt verkauft und nicht mehr zurückgebracht. Mit dem Bedürfnisse nach größeren Schiffen einerseits und der Notwendigkeit, sie während ihrer fünf¬ bis sechsjährigen Lebensdauer in wiederholten Transporten auszunützen, begann man im 14. Jahrhundert die Fahrzeuge auf der österreichischen Donaustrecke mit Pferden bergwärts ziehen zu lassen, was in anderen Ländern schon früher der Fall war. Man bezeichnete die Fahrt gegen den Strom mit „Hohenau“. Der Pferdezug stieß in ebenen Gegenden mit flachen Ufern auf keine besonderen Schwierigkeiten, auch kaum im Mittelgebirge, da meist wenigstens ein Ufer flach ist; dagegen mußten dort, wo beide Ufer steil abfallen, besondere Wege für die Pferde hergerichtet werden. Sie wurden Schiff=, Roß= oder Treppelwege benannt; weil sie allmählich entstanden sind, lassen sich auch keine Nachrichten über den Zeitpunkt ihrer Er¬ richtung finden, was ebenfalls für den Roßweg von der Ennsmündung bis Steyr gilt.

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