391 Die Schiffahrt auf der Enns in früheren Zeiten. Von Josef Reder, Steyr. Während die Enns heute nur mehr von Flößen talwärts befahren wird, herrschte auf diesem Flusse vor Erbauung der Eisenbahnen ein lebhafter Schiffs¬ verkehr in beiden Richtungen, da man zufolge der schlechten Straßenverhältnisse genötigt war, jeden halbwegs geeigneten Flußlauf zur Bewältigung der Waren¬ transporte heranzuziehen. Die Ennsschiffe fuhren naturgemäß auch auf die Donau hinaus, weshalb ich in meinen Ausführungen die Schiffahrtsverhältnisse auf diesem Strome zu streifen genötigt bin, insoweit sie die Ennsschiffahrt berühren. Die älteste Nachricht über Schiffe auf dem Ennsflusse stammt aus Lauriacum, bei welcher Lagerfestung die Römer im Jahre 50 unter Kaiser Claudius eine Flotte in der Ennsmündung stationiert hatten. Bisher ist über die Bauart dieser römischen Schiffe nichts bekannt geworden. Zweifellos dürften sie ziemlich einfach gebaut gewesen sein und lediglich Transportzwecken gedient haben. Sicherlich hatten schon vorher die Kelten die Wasserstraßen bei dem erwähnten dürftigen Zustande der Landwege zur Verfrachtung der Bergbauprodukte benützt. Die Donauprovinzen nahmen unter der römischen Kolonisation einen gewissen Auf¬ schwung, der zur Entwicklung der Schiffahrt beigetragen hat, so daß zumindest auf der oberen Donau in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ein lebhafter Schiffsverkehr bestand. Man kann dies aus dem Umstand schließen, weil der spätere Kaiser Julian im Jahre 360 bei Günsburg in Bayern genügend Schiffe vorfand, um 3000 Mann gallische Truppen einzuschiffen und in elf Tagen nach Belgrad zu führen (Zosimos, Geschichte der Kaiser von Augustus bis zum Jahre 410). In den folgenden Wirren der Völkerwanderungszeit ist die Schiffahrt auf unseren Flüssen sehr zurückgegangen, wenn sie auch nicht vollständig ver¬ chwunden ist, wie aus verschiedenen Nachrichten über Fahrten des hl. Severin und des hl. Rupert hervorgeht. Die Nibelungen sind nach der Sage zu Land nach Osten gezogen, ebenso später Karl der Große, wie auch noch der größte Teil der Kreuz¬ fahrer den Landweg benutzte, doch wurde die Donau immerhin als Etappenweg zum Verpflegsnachschub für diese Heere benützt. Mit der Wiederbesiedlung der Ostmark kam neues Leben in unsere Heimat und vor allem betätigten sich die Klöster nicht nur als Träger der geistigen Kultur, sondern ebensosehr als bedeutende Wirtschaftsstätten, die nach Abwehr der Ungarn¬ stürme von den Fürsten mit weit verstreuten Besitzungen ausgestattet worden waren. Sie entwickelten zur Verbindung der Mutterhäuser mit ihren Gütern die Schiffahrt zwecks Austausches der Güter, insbesondere für Weintransporte. In der Kremser Gegend hatten nicht weniger als 38 bayrische und oberösterreichische Klöster ihre Weinberge. Bis zur Wende des 12. Jahrhunderts zeigt der Handel und damit auch die Schiffahrt nur langsame Fortschritte, erst das Aufblühen der Städte vom 13. Jahrhundert an gab die Grundlage für die Entfaltung des Güter¬ austausches und damit für einen fortschreitenden Ausbau des Schiffsverkehres. Das Floß war auf der Enns wie anderwärts das ursprüngliche Transport¬ mittel. Die Flößerei wurde damals nicht so sehr zu Holzhandelszwecken als viel¬ mehr zur Warenbeförderung betrieben. Die in Steyr allmählich sich entwickelnde Eisenindustrie, die schwere Frachten verfrachtete, konnte sich aber mit diesem Transportmittel nicht begnügen, weil die Flöße einerseits wenig Last (60 Zentner) aufnehmen können, anderseits die Waren gegen Durchnässung nicht empfindlich sein durften oder entsprechend verpackt sein mußten. Wie an der Traun und an der Salzach der Salzbergbau, so hat auf der Enns der Eisenbergbau und die Eisenindustrie die Schiffahrt ins Leben gerufen. Ueber die Anfänge derselben konnte ich keine Aufzeichnungen finden. Als ersten aktenmäßigen Nachweis hier¬ über stellte ich die Verordnung des Herzogs Albrecht III. (mit dem Zopfe) vom
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