384 prächtige, wuchtige Edelweißpetschaft des Ministers Schürff, gleichfalls ein Dr. Kunstwerk aus Stahl. Der Weltkrieg reiß Professor Gerstmayr aus seinem stillen Schaffen, führt ihn nach Mehrerau (Vor¬ arlberg), wo er einige Zeit als stiftlicher Zeichenlehrer tätig ist. Seither schafft er eine Reihe von kirchlichen Kunstgegenständen (Brustkreuze und Ringe für Aebte und Aeb¬ tissinnen), die über Europa und Amerika hin verstreut sind und überall von seiner feinen und originellen künstlerischen Note erzählen. Seit 1920 ist Professor Gerstmayr wieder in Steyr tätig. Als Sämann des Kunst¬ gewerbes erteilt er theoretischen Unterricht an der dortigen Bundes=Lehranstalt für Eisen¬ und Stahlbearbeitung und Elektrotechnik. Zum Bedauern all derer, die seine Kunst lieben, hat Professor Gerstmayr zur Erledi¬ gung seiner vielen Aufträge fast nur die Nächte in seinem geschmackvollen Künstler¬ heime zu Mauthausen, wo ihm Frau Mina und Großmutter Weinelt ein stimmungs¬ volles, trautes Heim bieten. In emsiger Arbeit führt er eine Reihe von Treibarbeiten — aus; teils sind sie religiöser Hausschmuck und es sei Herrn Professor Gerstmayr nicht vergessen, daß er eine Sitte des Barocks, die Außenfront des Hauses mit Bildwerken zu chmücken, wieder pflegt — oder als Por¬ träts mit größter Sorgfalt aus der Kupfer¬ platte hämmert, teils als Emblemefür Krieger= und anderweitige Denkmäler ge¬ schaffen; erwähnt seien nur das Kriegerdenk¬ mal zu St. Valentin und zu Ried b. M., die Plaketten „Verkündigung“ „Ancilla Domini“ (in Messing), „Herbert“ (in Silber), das „Herz=Jesu=Medaillon“" „Vita mutatur non tolliter“, und viele gerade in Steyr ver¬ streute Plaketten. Nur auf einen Zweig seinen künstlerischen Betätigung wollen wir noch hinweisen. Professor Gerstmayr ist der Erwecker des schmiedeeiser¬ nen Grabkreuzes. Unsere Friedhöfe sind zu sehr zu kostspieligen Steinwüsten, die in die Knechtschaft einer gewissen Schablone gebannt sind, oder zu Wäldern von immer gleichen, öden, ausdruckslosen gußeisernen Kreuzen geworden, als daß man daran Freude haben könnte. Da greift Professor Gerstmayr auf eine alte Grabmalkunst zurück; eine Anzahl nach seinen Entwürfen geschmiedeter Grabkreuze, in denen er den Formenreichtum des Barocks wiedererstehen läßt oder sehr vornehme moderne Formen findet und nur allzu gerne seine geliebten Blumen dekorativ verwendet, schmückt Grä¬ ber in Wien, Oberösterreich (Steyr, Perg Losenstein, das originelle Grabgitter in Linz usw.) und Niederösterreich (St. Valentin, Krems usw.). Bei dieser Gelegenheit sei auch des mächtigen Sandstein=Gottvaters auf dem Steyrer Friedhofe gedacht. Zu jedem der Grabkreuze hat er ein bald größeres, bald kleineres „Ecce homo“ mit immer wieder anderem Gesichtsausdrucke oder eine schmerz¬ erfüllte Gottesmutter aus Kupfer getrieben Nur ein kleines Lorbeerblatt zum Ruhmes¬ kranze, den dem Allzubescheidenen diese Tage winden und den ihm die Zukunft noch reichen wird, wollen diese schlicht gehaltenen Zeilen ein. Daß aber Professor Gerstmayr das Glück habe, in seinem Sinne noch recht lange weiter schaffen zu dürfen, vielen ein Helfer allen ein Freund, ist der sehnlichste Wunsch aller, die ihn zu kennen das Glück haben, und besonders seine Heimatgemeinde, die es als Ehre zu schätzen weiß, daß solch ein bedeuten¬ der Mann ihren Gemarken entsproß Prof. Hans Gerstmayr, Glück auf! Diese Ausführungen in der „SteyrerZei¬ und tung“ haben in der ganzen Stadt Steyr weit darüber hinaus ein freudiges Echoge¬ funden. Was ein Professor Blümelhuber und Professor Gerstmayr in Steyr arbeiten und chaffen, bedeutet einen hellen Lichtpunkt im Dunkel der Not, die sich über unser Steyn ausgebreitet.. Eine Stadt, in der solche Männer so Großes und Herrliches schaffen, wird sich auch aus der schweren Krise der Gegenwart herausarbeiten.
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