Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

362 große D=Moll=Messe von Anton Bruck¬ ner durch den Steyrer Kirchenmusikverein zur Aufführung gebracht. Die Aufführung erfolgte in erster Linie zugunsten der Restau¬ rierung (Entstaubung) der Stadtpfarrkirche. Es traf sich aber sehr gut, daß in diesem Jahre anläßlich der im Mai erfolgten Ein¬ weihung der neurestaurierten großen Bruck¬ ner=Orgel im Stifte St. Florian auch in Steyr zu Ehren des großen Meisters eine große Bruckner=Aufführung erfolgte. Steyr war dem Komponisten nach St. Florianja der liebste Aufenthaltsort. Hier wollte er, alls seiner Beisetzung in der Florianer Aebtegruft Hindernisse entgegengestanden wä¬ ren, auch begraben werden. Die Aufführung der Messe erfolgte unter Leitung des Chor¬ regenten Rudolf Pribitzer. Sie kam infolge der Tüchtigkeit des Steyrer Kirchen¬ musikvereines vorzüglich zur Geltung. Als Solisten betätigten sich:Frau Therese Jurkowitsch (Sopran), Frau Hermine Doppler (Alt), Herr Josef Hack (Tenor), Herr Dr. Fritz Doppler (Baß). Die Orgel meisterte Herr Julius Bayer, ein Sohn des Bucknerschülers und ehemaligen Regens¬ chori Julius Bayer.—Die D=Moll=Messe von Bruckner ist bisher zehnmal in Steyr aufgeführt worden, und zwar in den Jahren 1893, 1896, 1898, 1902, 1908, 1910, 1918, 1924, 1929 und 1932. Bei der ersten großen Aufführung am Ostersonntag 1893 spielte der große Meister eigenhändig den Orgelpart, während sein reichbegabter Schüler Chor¬ regent Herr Franz Bayer genial den Taktstock führte. Bei dem alle Herzen rühren¬ den „et incarnatus est“ im Credo war Bruckner selbst so tief ergriffen, daß ihm helle Tränen in den Augen perlten. Der ein¬ zige Ueberlebende von den Sängern der ersten Aufführung, Altvizebürgermeister Herr Franz Nothhaft, sang bei der Aufführung 1932 vom selben Notenblatt wie im Jahre 1893. Bruckner zollte nach der Aufführung dem tüchtigen Musikchor für die so gelungene Interpretation seines „einzigartigen Gottes¬ jebetes“ in herzlichen Worten die vollste An¬ erkennung. Steyr. Am 3. Juli vormittags trat das interessante Ereignis für Steyr ein, daß man zum erstenmal einen richtigen Segelflug beobachten konnte. Der Ausbildungsleiter der „Sportflieger Steyr“ Herr Chefkonstrukteur Ingenieur Jentschke, einehemaliger Kampfflieger, startete wohlvorbereitet kurz nach ½11 Uhr vormittags mit dem Leistungs¬ Segelflugzeug „Cosinus Phi“ zu einem ersten größeren Werkstättenflug von einem kleinen Plateau zwischen Schoiber und Lau¬ renzikapelle, um nach einem von Steyr aus wunderbar zu beobachtenden, fünf Minuten dauernden Segelflug in einem Haferfeld etwa 150 Schritte vom Armenhause in St. Ulrich entfernt, wohlbehalten zu landen. DasFlug¬ zeug dürste eine Strecke von etwa fünf Kilo¬ meter zurückgelegt haben; es hatte zeitweise eine Geschwindigkeit von 80 Stunden=Kilo¬ metern. Obwohl alle Vorbereitungen zu einem längerdauernden Segelflug im Auf¬ windgebiet des Damberges getroffen waren, ah sich der Pilot wegen einer starken Fallbö gezwungen, den Flug zu unterbrechen und vorzeitig niederzugehen. Steyr. Am Sonntag, den 3. Juli, fand in Steyr in der Schwechater Bierhalle die Jahreshauptversammlung der Sattlerinnung der Bezirke Steyr Stadt und Steyr Land owie des Bezirkes Kirchdorf statt. An¬ chließend wurde der Sattlertag von Ober¬ österreich, der trotz der schweren Wirtschafts¬ krise sehr gut besucht war, beendet. Die Tagung leitete der Landesverbandsobmann der Sattler in Oberösterreich Herr Eybl aus Traun. Die Innung des durch die Automo¬ bilisierung im Niedergange befindlichen Sattlergewerbes zählt derzeil 53 Meister, 8 Gesellen und 9 Lehrlinge Garsten. Am 3. Juli starb Herr Franz Achleitner, Hausbesitzer in Garsten, im 57. Lebensjahre. Behamberg. Hochw Herr Kooperator Oskar Wiesinger wurde als Kooperator nach Böheimkirchen bei St. Pölten versetzt. Als neuer Kooperator für Behamberg wurde Hochw. Herr Karl Schrattbauer, ein gebürtiger Ernsthofener, bestellt. Seitenstetten. Im Stifte Seiten¬ tetten nahm am 3. Juli der hochwst. Herr Weihbischof Dr. Ernst Seydl die heilige Priesterweihe an den beiden Klerikern Pater Ansgar Aspalter und Pater Dr. Wilibald Demal vom Stifte Seitenstetten sowie der Kleriker Pater Odilo Pawlik und Pater Klemens Hofbauer vom Stifte Melk vor. Kematen a. d. Krems. Ein Sohn der Pfarre Kematen, Hochw. Herr Pater Wili¬ bald Bammer vom Stifte Kremsmünster, eierte am 3. Juli sein erstes hl. Meßopfer. Das Priesterfest wurde unter regster Anteil¬ nahme der ganzen Pfarrgemeinde begangen. Auch der hochwst. Herr Abt von Krems¬ münster Ignaz Schachermair hatte sich eingefunden. St. Florian. Die Freiw Feuerwehr St. Florian feierte am 3. Juli ihr 60jähriges Gründungsfest, wozu sämtliche Wehren des Bezirksverbandes 32 sowie eine Anzahr außer dem Bezirk stehende Wehren, im ganzen 27, erschienen. Am Jubeltag mußte um 12 Uhr nachts die Wehr zur Löschung des Brandes am Mayrfaltgut in Rupprechts¬ hofen ausrücken. Asten. In höchst würdiger Wiese feierten zwei Ehepaare, nämlich Aspelmayr und Koza, ihre goldene Hochzeit. Vor allem der junge Burschenverein und die Feuer¬ wehren Asten und Raffelstetten gestalteten das Fest sehr erhebend

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