Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

356 (Zuwachs 119). Die unerwartete, jetzt schon ansteigende Arbeitslosenziffer ist dadurchzu BI· ertlaren, daß Entlassungen bei der Firma Reithoffer und den Steyr=Werken A.=G. tattfanden. Aber auch das Baugewerbe ist schlecht beschäftigt, welches gegenwärtig mehr — Leute abstößt als aufnimmt. In der Stadt Steyr waren zur Arbeitsvermitt¬ lung 2727 Männer und 842 Frauen, zu¬ sammen 3569 vorgemerkt (Zuwachs 163). Im Bezuge bis zu 30 Wochen in Arbeitslosen¬ unterstützung stehende Personen wurden 619 herr Ludwig Rust, Tischlermeister, Neuschönau, wurde zum Ehrenbürger von St. Ulrich ernannt. Männerund 142 Frauen, zusammen 761 (Zuwachs 67) und im Bezuge der Notstands¬ aushilfe 1898 Männer und 309 Frauen,zu¬ ammen2207 (Zuwachs 49) gezählt. Der ge¬ amte Unterstützungsstand in der Stadt Steyr betrugdaher 2968 (Zuwachs 116). —Bei Arbeiten, die aus den Mitteln der produk¬ tiven 620 Arbeitslosenfürsorge ubventioniert wurden, waren 65 Personen beschäftigt. 16. Losenstein. Am 16. Juni starb der Besitzer des Peilsteinergutes in Stiedelsbach, Herr Josef Ahrer, im 62. Lebensjahre. Kremsmünster. Die Reifeprüfung am Stiftsgymnasium legtenin diesem Jahre 23 Maturanten und ein Externist ab. Acht erhielten ein Zeugnis derReife; der Exter¬ nist wurde zurückgestellt. 17. Steyr. In einer am 17. Juni über Verlangen der christlichsozialen Minderheit stattgefundenen Gemeinderatssitzung erstattete der Bürgermeister über die in den letzten Monaten durchgeführten Ersparungs= und Sanierungsmaßnahmen Bericht. Er teilte mit, daß weder mit dem Bunde noch dem Lande die Sanierungsverhandlungen bisher wesentlich vorwärtsgekommen seien, daß der Bund der Gemeinde hinsichtlich der Rück¬ zahlung der Steuerschulden unwesentlich ent¬ gegengekommen und das Projekt der Ver¬ losung des Stadtgutes zum Zwecke der Sa¬ nierung vom Bunde ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden sei. Das Arbeits¬ amt wurde vom Bunde übernommen, doch bedeutet dies für die Gemeinde keine wesent¬ liche Ersparung, da der Bund nicht alle Be¬ amten übernommen hat. Der Stadtrat ver¬ fügte seit 29. Dezember 1931 einen Abbau der städtischen Arbeiter und die Kündigung einer Reihe von Vertragsangestelltendie Auswirkungen werden sich erst im Laufe des Jahres ergeben, da die Kündigungsfristen eingehalten werden müssen. Am 11. April wurde die Dienstordnung in dem Sinne geregelt, daß nunmehr die Besoldungsver¬ hältnisse der Gemeindeangestellten denen der Bundesangestellten völlig angepaßt sind. Die Verwaltungsgebarung der Gemeinde in den Jahren 1929 bis 1931 wurde vom Rech¬ nungshofgeprüft und der Bericht darüber an den o.=ö. Landtag eingesandt. Der Bürgermeister könne schon mitteilen, der Bericht stelle ausdrücklich fest, daß die Her¬ tellung des Gleichgewichtes der Gebarung der Gemeinde Steyr unter den derzeitigen Wirtschaftsverhältnissen auch bei ernstestem Bemühen aus eigener Kraft nicht gelingen — kann. In der Wechselrede wurde von den Rednern der Opposition an verschiedenen parteilichen Maßnahmen der herrschenden Sozialdemokraten scharfe Kritik geübt. Dok¬ tor Peyrer=Angermann erklärte den Bericht des Bürgermeisters für unbefriedi¬ gend. Heute, sagte er, haben wir eigentlich das ärztliche Gutachten, daß wir mit unserer gesamten Gemeindewirtschaft anstehen und daß uns eigentlich nichts übrig bleibt, als olange noch über unsere Verhältnisse zu leben, als wir jemanden finden, der uns dazu den nötigen Kredit gibt. Zwischen den dürren Worten des Bürgermeisters sei zu lesen gewesen, daß wir fertig und erledigt sind. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bil¬ dete der „Liquidationsbericht deralten Geste“, dessentwegen die Einberufung der Sitzung ganz besonders verlangt worden war. Aus den Mitteilungen des Referenten Dr. Schneeweiß erfuhr man, daß die Unterbilanz nicht weniger als 255.000 S aus¬ macht. Die Debatte darüber nahm einen sehr stürmischen Verlauf. Seinerzeit war der Ver¬ lust bei der „Geste“ mit 26.000 S angegeben

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