Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

beiten oder stillstehen zu lassen, so schickte man —ür ge¬ den Arbeiter heim und stellte ringeren Lohn — seine Frau, Tochter oder seinen Jungen an die Maschinen. Bis man auch von ihnen viele nach Hause schickte, weil die Maschinen nach und nach Land um Land mit ihren Produkten überflutet hatten. Da standen sie nun auf den Straßen oder grübelten in ihren Stuben, haßten die Ma¬ chinen, die ihre Arme regen durften, während ie die ihren untätig im Schoße halten mußten, und fluchten den Brüdern, deren Geist die Maschine erdacht hat. Es ward Sommer, Winter und wieder —und noch rief sie niemand zur Sommer Arbeit. Da wurden sie müde, auch in der Seele, verloren Mut und Vertrauen und ver¬ lernten das Beten. Und auch jene, die mit ihnen litten, weil sie helfen wollten und es nicht konnten, wurden kleinmütig und über ihrer Arbeit lag nicht mehr der gute Frohsinn früherer Tage. Aber auch jene, welche Gold zusammengerafft hatten, konnten sich seiner nicht mehr freuen; auch sie waren müde an — Leib und Seele geworden. All dieses Verlorene: den Mut zu tapferer Lebensführung, das Vertrauen zu einer höheren Macht, die über allem waltet, den Glauben an den endlichen Sieg des Geistes über die Materie, das will „Jung=Faust“ der in äußeren Wirren verstrickten innerlich müde gewordenen Menschheit wiedergeben. Aber als Geschenk des Himmels“ allein kann auch er es uns nicht bringen, es muß von uns errungen werden — am härtesten wohl vom deutschen Volde — errungen durch Ueber¬ windung jedweder Zwietracht, durch brüder¬ Frl. Marie Winkler, Tabaktrofikantin u. Lottokollektur¬ Inhaberin in Grünburg, starb am 20. April. lichen Zusammenschluß aller im Glauben an den Geist, an die ewigen Kräfte, die in uns elbst und über uns wirken. Dazu brauchen wir dieses Buch und die neue Welt, in welche uns da ein wahrhaft begnadeter Dichter mühelos die Pforten öffnet. Der letzte Sinn der Maschine muß gewahrt bleiben, er muß überhaupt erst klargestellt werden: die Maschine hat den Menschen den quälerischen Teil der doch täglich erforder¬ lichen Lebensarbeit abzunehmen und sie den 343 vom Menschengeist bewältigten Giganten¬ kräften aufzuladen, welche sie mit Leichtigkeit zu leisten vermögen, solange der geniale Mensch ihr Herr und Meister bleibt und die Arbeitskräfte der Menschen, soweit sie frei werden in den Dienst des Schönen und Edlen, in. Dienst großer Aufgaben stellt. Solch geistige Leitweg ist es, der heute fehlt der aber über allem walten soll und in einer neuen Zukunft walten wird, nicht die von allem Schönen und Edlen abgekehrten dun¬ kelsten Triebe im Menschen, deren Besitzgier Franz Edlinger, Besitzer des Wiesbrunnergutes, herr Gemeinde Thanstetten, starb am 24. April. die unerhörten Zustände in der Welt von heute geschaffen hat. V olche neue Zukunft eröffnet Und eine „Jung=Faust“, das Buch der nächsten Jahr¬ hunderte! Denjenigen, die den Verfasser dieses Buches nicht aus dem Verlagszeichen bereits erkannt haben, sei gesagt, daß es von Professor Blü¬ melhuber, dem Meister der Stahlbild¬ hauerei in Steyr, geschrieben wurde. Es ist kein bloßer Zufall, daß dieses Buch gerade aus Steyr stammt, der Stadt, deren Welt¬ ruhm es immer bleiben wird, daß sie durch zu die verfehlte Weltentwicklung so schwer leiden bekam, was einen ihrer genialsten Söhne durch die Schroffheit der Verhältnisse zum Pionier machte für neue Wege der ganzen Menschheit. Möge der Same, den er damit aussät, in vielen Herzen aufgehen und Früchte tragen, auf daß wir wieder Freiheit atmen und froh schaffen können wie ehedem und noch froher nach solcher Klärung der heute so verworrenen menschlichen Begriffs¬ welt. Steyr. Herr Franz Feigerle, Werk¬ meister der Steyr=Werke, starb durch Gasver¬ giftung. Er stand im 53. Lebensjahre. Enns. Am 3. Mai starb unerwartet schnell Heinz Haas, befugter Zahntechniker und Besitzer der Stadtapotheke, im 45. Le¬ bensjahre. Der Verstorbene war Ehrenvor¬ stand der Liedertafel Enns und Mitglied vieler humanitärer Vereine. Mit ihm schied ein Stück Alt=Enns. Heinz Haas war von einer seltenen Liebe zu seiner Vaterstadt er¬ üllt und er hat sich jederzeit mit Freuden in den Dienst der Stadt und ihrer Bewohner ge¬

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