Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

342 Hausbesitzers H. Josef Arzt, Neuschönau, die Verwirklichung eines Wasserleitungsbaues für Neuschönau bewerkstelligen. Die Vorarbeiten wurden am 7 Februar 1932 beendet. Durch das Entgegenkommen der Bezirkshauptmann¬ schaft Steyr konnte nun eine Wasserver¬ orgungs=Genossenschaft gegründet werden Mit 7. Februar wurde auch der Bau der Wasserleitung begonnen, die bis zum 1. Mai vollendet wurde. An diesem Tage fand unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung von Neuschönau und St. Ulrich sowie der zu¬ ständigen Behörden die eierliche Einweihung statt. Die Hauptleitung ist über einen Kilo¬ meter lang und besteht aus 80=Millimeter¬ Etermit=Druckrohren, die von der Firma Hatschek in Vöcklabruck geliefert wurden. Das Reservoir, welches 32Kubikmeter faßt, so¬ wie die Gesamtleitungsind modernst gebaut Die Speisung des Reservoirs erfolgt selbst¬ tätig durch Hochdruck von der Quelle aus die beim Hubergut in Jägerberg entspringt. Die vorbildliche Zusammenarbeit der Be¬ wohner von Neuschönau ermöglichte selbst in so schwerer Zeit die Anlegung dieser Wasser¬ leitung. Steyr. Dambergwarte=Ausschuß Ein unter Leitung seines Obmannes Studienrats Professor Gregor Goldbacher brachte in kurzer Zeit durch freiwillige Spenden die nötigen Mittel auf, um die Dambergwarte wieder auszubessern und zur Besteigung in¬ tandzusetzen. Die notwendigen Arbeiten führte Herr Fuchshuber, Zimmermeister, im Laufe des Monates April durch, so daß mit 1. Mai die Warte übernommen und der allgemeinen Benützung übergeben werden konnte. Die Herrschaft Steyr hat das Holz beigestellt. Behamberg. Am 1. Mai starb Frau Maria Mayr, Hausbesitzerin in Holz Nr. 8, im 70. Lebensjahre. Großraming. Am 1. Mai brannte während des Gottesdienstes das Werfnergut des Ludwig Schoiswohl nieder. Als Brandursache kommt Kurzschluß in Betracht Enns. In Kristein wurde am 1. Mai an der Reichsstraße ein Motorradfahrer blut¬ überströmt aufgefunden. Es handelte sich um den in Steyr, Sierningerstraße, wohnhaft ge¬ wesenen Fabriksarbeiter Josef Binder, der anscheinend auf einen Randstein aufgefahren war und sich dabei so schwer verletzt hatte, daß er am 2. Mai in einem Krankenhaus zu Linz seinen Verletzungen erlag. 2. Sierning. Am 2. Mai starb Herr Karl Zachhuber, Besitzer des Nöbauerngutes in Pachschallern Nr. 20, im 61. Lebensjahre. 3. Steyr. Im Verlage Hermann Rempt (Enns=Verlag), Wien, 1932, erschien zu Be¬ ginn des Jahres 1932 ein Buch „Jung=Faust an die Menschheit“ Schriften eines Deutschen, über welches Hermann Landsiedl in der „Steyrer Zeitung“ vom 3. Mai u. a. folgen¬ des schrieb „Daß nicht allein Partei= und Wirtschafts¬ politiker, sondern auch von der Inspiration aufgerufene Dichter und Denker am Werke ind, die Ursachen der furchtbaren Krise, in der sich die Welt befindet, zu ergründen und einen Ausweg aus der allgemeinen wirt¬ schaftlichen, politischen und geistigenNot unserer Zeit zu finden, dafür ist dieses Werk ein Beweis. Und ein Dichter der Inspira¬ tionswahrhaftigkeit kommt über die weltbe¬ wegenden Fragen viel weiter hinaus als alle Wissenschaft. Hat doch eine der allerersten Machtpersönlichkeiten des internationalen politischen und wirtschaftlichen Lebens von heute, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Herbert Hoover, einer euro¬ päischen Persönlichkeit gegenüber erst vor ganz kurzer Zeit seine letzte und innerste Ueberzeugung in folgender Kennzeichnung der Weltlage zusammengefaßt: „Jetzt wäre es an der Zeit, daß die Dichter in die Reihe treten, um eine neue Stimmung in der Welt zu erzeugen. Was jetzt vor allem not täte wäre Optimismus. Die Stimmung der Menschen richte sich nach der wirtschaftlichen Lage. (?) Das sei falsch, denn die Lage könne sich erst bessern, wenn die Stimmung anders werde. Nun wäre es Aufgabe der Dichter, den Lebensmut zu heben, nachdem Wirt¬ schafter und Politiker sich als unfähig erwiesen hätten, den notwendigen Optimismus zu er¬ zeugen. Und da ist nun vor ebenfalls ganz kurzer Zeit dieses Buch erschienen, dessen un¬ genannter Verfasser schon im ersten Monat des Erscheinens zum Nobelpreis 1932 vorgeschlagen wurde. Es wird in diesem hervorragenden litera¬ rischen Werke nicht allein ehrlich zugegeben, sondern vorweg betont, daß wir alle gefehlt haben, gefehlt in rein äußerlichen Belangen, noch mehr aber mit dem Geiste. Denn es ist wohl nicht zuletzt unser eigener Geist, der sich nun an uns Menschen selbst rächt, jene gei¬ tige Kraft, mit dem Menschen=Maschinen er¬ tehen lassen, durch welche sie, nur um des chnöden Mammons willen, die Hand, den Fuß des arbeitswilligen Bruders ersetzen. Sie schufen aus ihrem Geiste nicht mehr, um der allgemeinen Wohlfahr zu dienen, sie erdachten und konstruiertennur um des Goldes willen, um den anderen aus dem Felde zu schlagen und um auch an sich zu raffen, was bisher des anderen Lebens¬ brot gewesen. Und die Maschinen rührten Hände und Füße tausendmal rascher als der Mensch, der ihnen die fertigen Waren nicht einmal aus dem Maule zu nehmen brauchte, denn sie piensie ihm vor die Füße oder legten sie vor seine Hände hin. Und da es so leichte Arbeit war, mit einem Tastendruck oder einem Hebelzug eine ganze Reihe Maschinen ar¬

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