Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

332 Schmuckstücke erbeutet. Wegen der Art des Mordes fiel der Verdacht auf einen gewissen Franz Leithgöb, der erst im November 1931 nach Verbüßung einer zehnjährigen Kerkerstrafe aus der Strafanstalt Garsten ent¬ lassen worden war. Leithgöb hatte im Jahre 1920 in der Nähe von Niederneukirchen eine Frau aus Salzburg, der er einen sogenannten Hamstergang (Lebensmittelbesorgung bei Bauern in der Kriegs= und Nachkriegszeit vorgeschlagen hatte, überfallen und gewurgt und sie ihrer Habseligkeiten beraubt. Die Frau war mit dem Leben davongekommen. Die Linzer Polizei konnte Leithgöb in Neuhofen a. d. Krems ausforschen, wo er bei der Tabak¬ trafikantin Radhuber Unterschlupf gefunden hatte. Er wurde zum Alibiausweis verhalten, wobei sich herausstellte, daß Leithgöb am Mordtage tatsächlich in Linz geweilt hatte und für seinen Aufenthalt keine glaubwürdigen Angaben machen konnte. Außerdem wies er im Gesicht verdächtigeKratzwunden auf. Am 3. März wurde er von der Gendarmerie ver¬ haftet. Er verlegte sich zuerst auf hartnäckiges Leugnen. Noch am 5. März abends erklärte er er sei kein Mörder, so tief sei er noch nicht gesunken. Am 6. März früh jedoch legte er ein volles Geständnis ab. Er war zufällig in die Villa Jank gekommen; da ihn Frau Jank als ehemaligen Gartenarbeiter kannte, ließ sie ihn ins Haus, zeigte ihm alle Räumlichkeiten und Leithgöb erfuhr dabei auch, daß die Frau allein im Hause sei. Sofort benützte er diese Gelegenheit zu einem Raub, wobei er die Frau überfiel und erwürgte. Leithgöb stand Frau Anna hofstätter, private in pergern, pfarre Garsten, starb am 9. März. bereits vor zehn Jahren unter dem Verdachte, die geschiedene Frau Kapplmaier=Siegl in St. Magdalena bei Linz erdrosselt zu haben Damals konnte ihm nichts nachgewiesen wer¬ den. Nun gestand Leithgöb auch diesen Mord ein. Aber damit machte Leithgöb nur den An¬ fang zu einem grauenhaften Geständnis, bei dem sich herausstellte, daß er im Verlaufe von 20 Jahren nicht weniger als sieben Frauen erdrosselt hat. Den ersten Mord be¬ ging er am 24. März 1912 in Ried i. J., wo er damals als Hilfsarbeiter bei einem Spe¬ diteur beschäftigt war. Eines Tages wurde die Taglöhnerin Marie Lederer in ihrem Bette erdrosselt aufgefunden. Es war ein Selbstmord vorgetäuscht; auch die Behörden nahmen schließlich Selbstmord an.Am 25. August 1920 erwürgte Leithgöb in Ans¬ felden seine 80jährige Tante Schmid¬ humer mit dem Hosenträger. Am 18. Sep¬ tember 1921 verübte er den Frauenmord in St. Magdalena bei Linz. Als nächsten Mord gestand Leithgöb die Erwürgung der Hebamme Anna Oberleitner in Edramsberg bei Wilhering ein. Diese Tat geschah kaum einen Monat nach der Entlassung Leithgöbs aus Garsten, und zwar am 16. Dezember 1931. Zuletzt gestand das Ungeheuer zwei in Linz Herr Johann Kallinger, maurer u. Ofensetzer in Kohr¬ bach, pfarre St. Florian, starb am 7. März. vollbrachte Morde ein, die in den Jahren 1916 und 1920 geschahen. Drei Minuten vom Hause Jank entfernt stand seinerzeit die soge¬ nannte Petermandlbaracke, die am 16. De¬ zember niederbrannte. Unter den Brandresten fand man die verkohlten Ueberreste der Eisen¬ bahnersfrau Renezeder. Man mußte an¬ nehmen, daß die Frau durch unvorsichtiges Hantieren mit Feuer den Brand verursacht habe und dabei umgekommen sei. In Wirk¬ lichkeit war die Frau von Leithgöb, der in der Nähe als Arbeiter beschäftigt gewesen war, er¬ mordet worden. Um die Spuren der Tat zu verwischen, hatte er das Haus angezündet. Schon im Jahre 1916, und zwar am 18. Ok¬ tober hatte er ebenfalls auf diese Weise ein Mordverbrechen, und zwar mit Erfolg zu verbergen versucht. Als Soldat war er öfter zur Frau seines Kameraden Danner in Urfahr, Gstöttnerhofstraße 27, gekommen. Als der Mann wieder im Felde war, erwürgte Leithgöb die Frau und zündete das Bett an. Nachbarn drangen, als sie die Rauchent¬ wicklung wahrnahmen, in die Wohnung ein und fanden den Leichnam zum Teil bereits verkohlt vor. Die Petroleumlampe war um¬ geworfen, so daß man unwillkürlich an einen Unglücksfall denken mußte. Als der Mann der Ermordeten von den Untaten Leithgöbs aus den Zeitungen erfuhr, stieg in ihm sofort aufe neue der ohnehin schon immer gehegte Ver¬ dacht auf, Leithgöb könnte auch seine Frau ermordet haben. Tatsächlich legte Leithgöb auch über diese Tat ein Geständnis ab. Leitgöb wurde 1879 in Ansfelden als unehe¬

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