Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

314 sich von allem Anfang an gegen diese un¬ wahre Berichterstattung, die dem Fremden¬ verkehrswesen empfindlichen Schaden zuzu¬ ügen droht, entschieden zur Wehr. Die Lage der Stadt Steyr wurde vor allem von der „Wiener Sonn= und Montagszeitung“ so dar¬ gestellt, als ob Steyr die reinste Bettelstadt wäre und Fremde sich der sie umdrängenden Bettler, hauptsächlich Kinder, nicht erwehren könnten. Viele in= und ausländische Blätter druckten diese empörenden Unwahrheiten ab und schrieben dazu, daß das Bettelunwesen der Kinder in Steyr dem der russischen Städte gleich sei. Steyr. Bundeskanzler Dr. Buresch hat dem Magistrat Steyr den Betrag von 1000 S ür die Armen der Stadt Steyr überwiesen. 6. Haag, N.=Oe. Im heurigen Jahre werden 600 Jahre voll seit Errichtung der Pfarre Haag. Losenstein. An diesem Tage war die Einweihung des mit Hilfe der edlen Frau Ingraham, einer vermögenden Amerika¬ nerin, die sich um Losenstein besonders an¬ nimmt, erbauten Schulhauses. Es sprachen bei diesem Anlasse Pfarrer Hochw. Herr Kon¬ sistorialrat Dechant Heuberger, Bürger¬ meister Franz Damhofer und Oberlehren Herr Franz Wurzer. — Die Armenbetei¬ lung fiel in diesem Jahre reichlicher aus als sonst. Ohne Unterschied der Partei wurden Kinder und Arme, Altersrentner, verschämte Arme und Ausgesteuerte mit Gaben aus der „Winterhilfe“ bedacht. 19 Kinder erhalten täglich bis über den Winter einen Mittags¬ tisch, zwölf Kinder beim Gutsbesitzer Herrn Weimar alle Samstag eine reichliche Jause. 8. St. Ulrich. Im 91. Lebensjahre starb Frau Marie Bilek, Schneidermeisterswitwe in Neuschönau. Sie war die Pfarrälteste von St. Ulrich. Steinbach. Am 7. Jänner starb im Alter von 67 Jahren HerrFranz Tretter, Bauer am Riesergute. Am 8. Jänner folgte ihm Frau Anna Waltenhofer, Bäuerin am Wötzlgute in Forstau 1 nach. Sie war 70 Jahre alt Weyer. Am 8. Jänner wurde der Plaka¬ tierungsunternehmer und Schirmmacher Her¬ Heinrich Neumayr, der nach kurzem Lei¬ den im Alter von 79 Jahren starb, beerdigt. Der Verstorbene war Gründungsmitglied der Feuerwehr 9. Steyr. Die christlichen Gemeinderäte sprachen beim Bürgermeister vor, um ihn auf die übertriebenen Nachrichten verschiedener Wiener Zeitungen über die Notlage der Stadt aufmerksam zu machen. Es hieß in diesen Be¬ richten, daß man in Steyr von Scharen hungernder Kinder umzingelt werde,die vor¬ nehmlich die Fremden anbetteln daß die Hunde aus der Stadt verschwunden seien, da sie von den Erwerbslosen eingefangen und aufgegessen wurden, daß für die Pfleglinge der städtischen Versorgungshäuser der Freitag als behördlicher Wochenbetteltag eingeführt wurde, damit diese Leute leben könnten usw. Reporter auch ausländischer Blätter kamen nach Steyr und berichteten über das tat¬ ächlich vorhandene Elend in übertriebenster Weise. Zwei von solchen verlangten Auf¬ nahmen machen zu dürfen und hatten gleich uuch arme Leute mitgebracht, damit man „die Not von Steyr“ sehen könne. Die Gemeinde räte wiesen darauf hin, daß solche Ueber¬ treibungen eine schwere Schädigung des Kre¬ dites der Geschäftsleute bedeuten. Die ge¬ nannten Mandatare führten auch einzelne Fälle an, in denen soliden Geschäftsleuten von langjährigen Lieferanten plötzlich unter Hinweis auf die Zeitungsberichtejeder Warenkredit entzogen wurde. Sie beschwerten ich darüber, daß einzelne Mandatare der so¬ zialdemokratischen Partei und einzelne Magi¬ stratsbeamte an dieser vollständig verun¬ glückten Presseaktion insoferne mitschuldig eien, als sie bei Erteilung von Infor¬ mationen zumindest nicht die nötige Vorsicht walten ließen. Der Bürgermeister erklärte eine Bereitwilligkeit, im Wege der Presse eine offizielle Richtigstellung der übertriebenen Nachrichten der Oeffentlichkeit zu übergeben. Die Nachrichten hatten nur das eine Gute, daß für die Steyrer Armen größere Spen¬ den auch aus dem Auslande beim Magistrat einlangten. Garsten. Frau Cäcilia Wimmer, Fa¬ briksarbeitersgattin, starb im Alter von 51 Jahren. 10. Losenstein. Der Tod holte sich als Opfer Frau Franziska Damhofer, Private am Molterhubergute; sie stand im 79. Lebens¬ jahre Grünburg.Im 65. Lebensjahr starb Frau ElisabethSchellmann, Gasthaus¬ besitzerin in Ober=Grünburg 123. 12. Steyr. Der Ausschuß des Bezirks¬ verbandes der Gewerbegenossenschaften in Steyr nahm in einer Sitzung einmütig Stellung gegen die übertriebenen Gerüchte über Steyr. Die Genossenschaften entsandten eine Abordnung zur Landesregierung nach Linz, die sich gegen die aufgebauschten Meldungen über die wirtschaftliche Lage in Steyr entschiedenst verwahrte. Die Ab¬ ordnung stellte fest, daß die aus dem In¬ land und Ausland eingetroffenen Nach¬ richten sowie der Inhalt der ausländischen Zeitungen den Beweis erbringen, wie sehr die hinausgegangenen irrigen und unrichtigen so Berichte die wirtschaftliche Stellung der bitter bedrängten Stadt Steyr unterwühlten Die Abordnung verlangte Abhilfe durch In¬ formationen an die Presse, Abhilfe gegen diese schwere Schädigung der Geschäftswelt Steyrs, die sich anstrengt, den guten geschäft¬ ichen Ruf Steyrs unter den schwierigsten Umständen aufrecht zu erhalten

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