Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

ruhig. Zu bedauern sind nur jene pflichtge¬ treuen Polizeibeamten, die wegen der Mos¬ kauer Anhänger um die Weihnachtsfeier in ihren Familien gebracht wurden, und die Angehörigen des Bundesheeres, die in Be¬ reitschaft bleiben mußten. Enns. Am 28. Dezember verschied in Enns ganz unerwartet Herr Franz Komin, Lagerhalter der Bauunternehmung H. Mayr in Enns, im Alter von 52 Jahren. Der Ver¬ torbene wurde während des Weltkrieges, den er an zwei Fronten mitmachte, mehrfach ausgezeichnet. Aschach a. d. Steyr. Am 28. Dezember tarb Herr Johann Huber, Hausbesitzer in Aschach a. d. Steyr. 29. Steyr. Um diese Zeit hält der Ge¬ meinderat Steyr alljährlich die Budgetbe¬ ratungssitzung für das kommende Jahr ab; ie fand diesmal am 29. Dezember statt. Es war eine der denkwürdigsten Sit¬ ungen seit vielen Jahren, denn in dieser Sitzung mußte der Bürgermeister erklären, daß die Gemeinde am Ende ihrer Kräfte angelangt und bankrott sei. Bürgermeister Sichlrader berichtete, daß die Gemeindevertretung sich seit Jahren bemüht habe, eine Hilfeleistung vom Bunde zu er¬ langen. Zu diesem Zwecke sind zahlreiche Abordnungen bei den verschiedenen Ministe¬ rien in Wien vorstellig geworden. Am 6. November 1931 war die 34. Abordnung beim Bundeskanzler. Sie übermittelte den letzten Hilferuf an die Regierung. Der Bundeskanzler antwortete in einem Briefe vom 24. Dezember 1931, daß die Bundes¬ regierung eine Ueberprüfung des Verkaufs¬ angebotes des Steyrer Magistrates betreffs der früheren Artilleriekaserne (jetzt Alpen¬ ägerkaserne) vorgenommen habe, daß dieser jedoch infolge der verschlechterten Kauf Finanzlage des Bundes nicht durchgeführt werden könne. Außerdem hätte die vorge¬ auf chlagene Kaufsumme von 450.000 S Der 400.000 S herabgesetzt werden müssen. Aus¬ Bundeskanzler bedauerte, keine bessere Sichl¬ kunft geben zu können. Bürgermeister der rader stellte fest, daß infolgedessen der endgültige Zusammenbruch8 zur Gemeindefinanzen Steyrs Gewißheit geworden sei; es sei ein Zusammenbruch, für den das Wort Konkurs nicht einmal am Platze sei, denn in Steyr sei auch nicht einmal eine Konkursmasse vor¬ Der Bürgermeister berichtete so¬ handen. — dann über den Voranschlag für 1932. Einem Gesamterfordernis von 2,444.400 S teht eine Bedeckung von 1,486.500 S gegen¬ über, so daß sich ein Gesamtabgang von 957.900 S ergibt. In diesem Erfordernis zu den früheren Jahren sind im Gegensatz auch die gestundeten rückständigen Rechnun¬ gen und Leistungen in der Höhe von 280.000 Schilling enthalten, so daß ein Reinerforder¬ 305 nis von 2,164.400 S vorhanden ist; das bedeutet gegenüber 1931 eine Erfordernis¬ verringerung um 262.400 S. Das ganze Pro¬ blem besteht darin, daß die Stadt über zu wenig Einnahmen verfügt. Der Gemeinderat beschloß zur teilweisen Herabsetzung der Ausgaben: 1. Rücksichtslose Drosselung des gesamten Gemeindebetriebes auf allen Gebieten und Abbau der dadurch überzählig werdenden Arbeiter und Angestellten 2. Einschränkung des Gehaltsetats der gewählten Funktionäre, der Beamten und Vertragsangestellten ab 1. Jänner 1932 um 20 Prozent auf Grund einer vom Stadtrat im Einvernehmen mit der Personalvertretung hechw. P. Franz Ecker, ein sohn der pfarre wolfern empfing in Taubate im Staate Sao Paolo in Brasilien die Priesterweihe. progressiven Staffelung der festzulegenden Kürzungen; die nicht zur Auszahlung kom¬ menden Beträge werden den Bezugsberech¬ tigten gutgeschrieben. 3. Revision sämtlicher mit dem Bunde geschlossenen Verträge, die eine Belastung der Gemeinde bedeuten Erwirkung aller für notleidende Ge¬ 4. meinden in der Finanzgesetzgebung vorge¬ sehenen Sonderbehandlungen, vor allem Er¬ wirkung des Gemeindeausgleichsfonds. Da auch diese Maßnahmen nicht geeignet zu erscheinen, das Budget ins Gleichgewicht O bringen oder den Abgang zu decken, werde, falls nicht in letzter Stunde die seiner¬ zeitigen Sanierungsvorschläge zur Gänze erfüllt werden, mit einer weiteren Ein¬ schränkung auf dem Gebiete der öffentlichen 20

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