Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

290 bischöflichen Ehrendiplom aus. Herr Gruber, der bereits durch 52 Jahre sein schönes An¬ wesen in vorbildlicher Weise leitete, ist seit 42 Jahren Zechpropst an der Pfarrkirche in Hargelsberg. 23. Trattenbach. In Trattenbach wur¬ den in letzter Zeit vier Fälle spinaler Kinder¬ ähmung festgestellt. 24. Steyr. Der Gemeinderat von Steyr beschäftigte sich an diesem Tage mit der Durchführung einer Winterhilfs¬ aktion für die Stadt. Das Ansteigen der Erwerbslosigkeit hat auch die Not in unserer Stadt hoch anschwellen lassen und es war daher unbedingt notwendig, daß die SC — * 8880 8 220 8 4 Frau Kloisia Güereder, Mutter des Stiftsfleischhauers Franz Quereder in Seitenstetten, starb am 22. Septem¬ ber 1951. Gemeinde Mittel und Wege suchte, um die Notleidenden und Bedrängten über die Härten des Winters hinwegzubringen. Sämt¬ liche Parteien mit Ausnahme der Kommu¬ nisten sahen ein, daß zur erfolgreichen Durchführung einer Winterhilfsaktion alle parteipolitischen Streitigkeiten zurückgestellt werden müßten, und brachten dies auchin der Gemeinderatssitzung zum Ausdruck. Es handelte sich bei dieser Sitzung darum, ich über die Organisation der Notstandshilfe klar zu werden. Die Vorarbeiten hattensich daher zunächst auf die Feststellung der Zahl aller Notleidenden und Bedürftigen zu er¬ trecken. Der Fürsorgereferent Bürgermeister¬ stellvertreter Azwanger teilte im Ge¬ meinderate mit, daß für die Notstandsaktion insgesamt 7000 bis 8000 Personen in Betracht * kommen müßten. Die amtlichen Feststellungen ergaben: etwa 1000 Personen sind ohne jedes Einkommen; hievon sind 700 Personen im 1800 Arbeitsamte gemeldet.— Personen tehen im Bezug der Notstandsunterstützung. Rechnet man die Familienangehörigen dazu, —890 Per¬ o ergibt dies 3412 Personen. sonen stehen im Bezug der Arbeitslosen¬ unterstützung. Die Familienangehörigen dazu¬ 830 gerechnet, sind dies 1559 Personen. — Personen sind Alters= und Kleinrentner. Rund 200 Personen beziehen von der Ge¬ meinde laufende Armenunterstützung und 275 Personen sind von den Fürsorgeräten als einkommenlos gemeldet. Der Fürsorge¬ referent erklärte, daß „33 Prozent der Be¬ wohner dieser Stadt einen gesättigten Magen und ein warmes Zimmer nur mehr vom Hörensagen kennen: Die Hilfsaktion denkt sich der Gemeinderat so, daß in den Kreis der Befürsorgten vorerst und unbedingt alle jene einbezogen werden, die ohne jedes Einkommen sind. Das sind rund 1400 Per¬ onen. Die Aufbringung der Mittel stellt sich der Gemeinderat folgendermaßen vor: 1. Eine Bundeshilfe, die sich vor allem auf jene erstrecken soll, die nach dem 3. August 1931 ausgesteuert wurden. 2. Eine Beihilfe aus den Mitteln der Notstandsaktion des Landes Oberösterreich; diese Aktion kennt eigene Notstandsgebiete und zu diesen zählt auch Steyr. 3. Sammlungen von Haus zu Haus Die Aktion soll dann in folgender Weise den Armen zugute kommen: 1. Durch Aus¬ speisung; 2. durch Sorge für Kleider und Wäsche; 3. durch Beistellung von Be¬ heizungsmitteln. Die Aufbringung von S Lebensmitteln wurde durch Sammlungen bei den Kaufleuten der Stadt und durch Auf¬ bringung im Landbezirke in Aussicht ge¬ nommen. Der christliche Bauernbundder Umgebung hatte der Gemeinde bereits seine tatkräftigste Mitarbeit zugesichert. DerFür¬ orgereferent sprach dem Bauernbund dafür den besten Dank aus. Ersuchschreiben gingen auch an verschiedene Großunternehmungen um Lebensmittelspenden hinaus. Als Aus¬ speisungsort wurde die Kantine der Steyr¬ Werke in Aussicht genommen. Außerdem wurde noch unter der Devise „Eins geht mit“ die Vermittlung von Privatkostplätzen ür notleidende Kinder bei Steyrer Familien im Rahmen der Aktion vorgesehen. Eine Brockensammlung bei allen Wohnparteien der Stadt hat die notwendigen Kleider auf¬ zubringen; Heizmittel erwartet sich die Ge¬ meinde durch eine Kohlenspende des Landes sowie durch Abgabe verbilligter Kohle und Holz durch die Kohlenhändler bzw. durch die Gemeinde. Zur Durchführung dieser Aktion wurde ein Komitee gebildet, in das jede Partei nur einen Vertreter entsendete, umso die völlige Unparteilichkeit bei der Durchführung zum Ausdruck zu bringen.

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