Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1933

drei Besitzer der goldenen Tapferkeitsmedaille zu Bewohnern zu haben. Es sind dies die Herren Karl Bachler, Schuhmachermeister, Josef Beranek, Architekt und Baumeister und Paul Schremser, Justizaktuar. Die der drei nahmen am Feste des „Ringes goldenen Tapferkeitsmedaille, das am 12. und 13. September in Salzburg stattfand, teil. 14. Steyr. Am 14. September wurden in bekannten Heimatschutz=Lokalen von der Polizei Hausdurchsuchungen vorgenommen die jedoch kein besonderes Ergebnis hatten. Der Putschsonntag war in Steyr vollständig ruhig verlaufen. Die Steyrer Heimatschutz¬ leute kamen im Laufe der Nacht zurück. Windischgarsten. In Windischgarsten ah es am Putschtag, den 13. September, ziemlich kriegerisch aus. Heimatschutzabtei¬ lungen erschienen mit Karabinern ausgerüstet. Um Mitternacht war schon der Putschaufru Pfrimers mit der Erklärung, daß er die Macht im Staate übernehme, angeschlagen worden. Heimwehren und Nationalsozialisten besetzten das Postamt. Im Laufe des Vor¬ mittages wurde die Post jedoch durch die —Am Ortsgendarmerie wieder entsetzt. Montag vormittags wurden die vom Hengstenpaß kommenden Putschabteilungen der Gendarmerie entwaffnet. Viele von Häuser wurden nach Waffen durchsucht. Hinterstoder. Linzer Mitglieder des oberösterreichischen Vereines für Höhlenkunde hatten schon vor einiger Zeit bei Hinterstoder eine Höhle entdeckt und soweit erforscht, daß nach Ergänzung der bechnischen Hilfsmittel lebensgefährliche Abschnitte leichter über¬ wunden und verstürzte Teile aufgemacht werden konnten. Zwanzig Höhlenforscher chreibt befuhren die Höhle. Darüber Verkehrsbüroleiter Brieger, der viele Höhlen in Oesterreich und der Tschecho¬ lowakei kennt, u. a.: Ueber zwei 15 Meter hohe Eisabstürze geht es zu einem Eissee der insoferne etwas Einzigartiges unter allen Eisgebilden in österreichischen Höhlen dar¬ stellt, als er die Möglichkeit bietet, ähnlich wie bei einer Randkluft zwischen Gestein und Eis bis auf den Boden des vollends gefro¬ renen Sees zu gelangen, um dann etwa 20 Meter hoch die baldachinartig hängenden Eismassen über sich zu sehen. Interessant sind durch Gesteinsstaub hervorgerufenen die „Jahresringe des Sees, die infolge der unterschiedlichen Entfernung voneinander eine gewisse Kontrolle der letzten Temperaturkurve der letzten Jahrhunderte ermöglichen dürften Der Seegrund liegt 54 Meter unter dem Höhleneingang. Unterhalb einer Schutthalde, hinter der ein Wasserfall kaskadenartig herab¬ fachwissenschaftlichen fließt, liegt die vom Standpunkt aus interessanteste Stelle der Höhle, der sogenannte Strukturboden. Durch ständiges Zufrieren und Auftauen gewisser 277 Erden entsteht eine Art Siebung des Materi¬ ales, dessen gröbere Bestandteile aus den eineren quadratisch bis kreisförmig ausge¬ chieden werden. Solche Strukturböden sind nach Aeußerung von Fachleuten in Europa bisher unbekannt und finden sich nur in der Polargegend. Hinter dem Strukturboden liegt ein 25 Meter tiefer Schacht, der bei der Befahrung leider nicht überbrückt werden konnte, da die Zeit schon zu weit vorge¬ chritten war. Jenseits des Schachtes steigt die Höhle domartig in das Berginnere an hier ist die Möglichkeit vorhanden, noch au weitere interessante Räume zu stoßen. Die Höhle umfaßt jedenfalls so ziemlich alles was von Höhlenräumen, die keine Tropf¬ teinbildungen haben, erwartet werden kann. Ob diese Höhle, die verhältnismäßig klein ist —sie dürfte nach Werfen, Obertraun und — er¬ Oetscher an vierter Stelle stehen chlossen werden wird, ist in dem gegenwär¬ tigen Stand der Erforschung noch nicht zu jetzigen sagen. Eine Befahrung unter den Umständen ist jedenfalls nur sachgemäß aus¬ gerüsteten, hochalpin geschulten und in Höhlenwanderungen erfahrenen Gruppen unter Führung möglich. 15. Steyr. Ein seltenes Jubiläum feierte am 15. September Frl. Barbara Stetten¬ berger, Gemüsehändlerin am Stadtplatz Auf diesen Tag fiel nämlich ihr 80. Geburts¬ tag und am gleichen Tage waren 50 Jahre voll, daß sie als Gemüsehändlerin im Berufe teht. Aus diesem Anlaß wurden ihr von ihren Berufskollegen und auch von Geschäfts¬ den herz¬ leuten und Kunden Geschenke mit lichsten Glückwünschen überbracht Maxi¬ Garsten. Am 15. September starb Haus¬ * milian Detter, Schneidergehilfe Mitglied der besitzerssohn in Unterdambach, Musikkapelle Sand, im 20. Lebensjahre Das ganze Kirchengewölbe bis zu den Chor¬ und Emporebrüstungen ist nun fertiggestellt und damit die gefährlichste Arbeit getan. Bei diesen Arbeiten waren die reinsten Kletter¬ Ein Arbeiter der Glas¬ touren notwendig. malerei Raukamp in Linz hat alle gebrochenen Fenster restauriert, ziemlich alle Felder neu gefaßt und so den Vögeln und Tauben den Einlaß verriegelt Thanstetten. Einer heftig auftretenden spinalen Kinderlähmung erlag Franz Mayr Bauerssohn vom Klein=Zachhubergute. Er stand in jugendlichem Alter Pfarrkirchen. In Linz starb am 15. September Frau Christine Obermeyr Bäckermeistersgattin in Pfarrkirchen 16. Sie tand erst im 46. Lebensjahre. 18. Enns. Gegen halb 9 Uhr vormittags geriet die in der Nähe des Bahnhofes gelegene Dachpappenfabrik Büsscher und Hoffmann in Brand. Es standen der Dachstuhl des Rohpappenlager=Objektes sowie die Erzeugungsräume in Flammen. An der

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