Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

391 gestaltung, zu stärkerer Kräfteerprobung aufrufen. Das ist der tiefere Sinn des über uns verhängten Leides. Sie schwieg und sah mit tränengefüllten Augen auf die Grabschrift. Der Mann an ihrer Seite atmete schwer. Dann beugte er sich tief über ihre Hand. „Ich . .. danke Ihnen... Darf ich . . . darf ich oft zur Mutter meines toten Freundes kommen?“ bat er bewegt. „Immer. Immer, mein Sohn. Es wird uns beiden stets eine Feierstunde sein.“ WMT In da Wallerkapelln. Hochmächti auf an Felsnspitz Steht obn dö kloan Käpelln. Wannst nach 'n Mühlbah eini gehst Aft wirst äs nöt vafehln. Vä weitn siachst in Kreuzweg schon, Dö himmöhochi Stiagn, Kannst in Gedankan mit 'n Herrn Bis Golgathä hin ziagn. Und sitzt aft obn in da Käpelln Vor'n altn Gnadnbild, Schaust dö guat Himmömuattä an Und 's Kinderl liab und mild. Aft legst wohl gern dei' Binkerl hin, Alls, was dih druckt und plagt. Viel leichtä wird dä gleih ums Herz, Bist wenigä väzagt. Sepp Stöger=Steyr. MTT Die alten Saumwege. Von Johann Sigl, Kleinzell. In alten Zeiten gab es noch keine breiten, bequemenStraßen, sondern im allgemeinen nur schmale Steige, auf denen die Menschen auf Saum=, d. h. Lasttieren reisten und auf denen die Waren auf Saumtieren befördert wurden, was man „säumen“ nannte und was von den „Säumern“ geschah. Die betreffenden Wege hießen Saumsteige oder =pfade. Das Wort „Saum“ oder „Sam“ kommt aus dem Keltischen und heißt „Last“; der Gebrauch dieses Wortes hat jetzt bei uns ziemlich aufgehört, nur manchmal hört man vom Volke noch das Zeitwort „säuma“ in der Bedeutung von schleppen, beschwerlich tragen. Saumwege gab es in alten Zeiten sehr viele; da die von und zu den Flüssen führenden Wege in enger Verbindung mit der Schiffahrt standen, nannte man sie auch öfter „Schöfwege“. In bergigen Gegenden wurden die Saumwege in der Regel steil über die Höhen geführt, da die Täler im Winter durch Schneever¬ wehungen und zu anderen Zeiten durch den Wasserstand oft lange unpassierbar waren. „Gesäumt“ wurden alle Handelsartikel, besonders aber Salz, Wein, Getreide, Früchte, der eine Artikel hin, der andere zurück: Lasten bis 450 Pfund, angeschnallt am Saumsattel, hatte ein Saumroß zu tragen; fünf bis zehn solche Lasttiere wurden

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