Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

387 Teufel zu. Der konnte sich nicht von der Stelle bewegen und mußte alles tun, was ihm der greise Mönch befahl, dem es sogar gelang, ihn zu zwingen, daß er alles Geld und Gold in bestimmten Raten für den Ausbau der Michaeler=Kirche alljährlich abzuliefern habe. Der Teufel mußte von nun an das Geld jedes Jahr ab¬ zahlen und mußte es sogar selbst in die Kirche bringen. Auch durfte er sich nie mehr in Steyr und um die Stadt herum zeigen. Als er mit der letzten Rate in die Kirche kam und da er die letzte schwere Summe hinterlegt hatte, abgedankt wurde, fuhr er brüllend durch das genannte Loch hinter dem Altar aus der Kirche. Ein andermal: Es war in der Heiligen Nacht, um die Zeit, da die Leute alle in den Kirchen verweilten, um der Christmette beizuwohnen, als es der Teufel wieder einmal ver¬ suchte, in die Stadt zu gelangen. Kaum aber kam er an der Michaeler=Kirche vor¬ über, mußte er mit einem gräßlichen Gebrüll über die Stiege, die vom Bürger¬ spital zur Steyr hinunterführt, hinab und in die Steyr hineinjagen. Der Heilige Brunnen zu Adlwang. Nahe der weitbekannten Wallfahrtskirche Adlwang befindet sich ein alter, seines heilkräftigen Wassers wegen vielbesuchter „Heiliger Brunnen“. Von ihm geht die Sage: In sommerlichen Vollmondnächten, um die Mitternachtsstunde, wenn alles um den alten Brunnen schlummerstill ist und nur das silberglänzende Wasser aus dem Brunnen rauscht, taucht aus demselben eine wunderschöne königliche Jungfrau auf, in schneeweißem Kleide, langen, goldenen Haaren, die ihr über die Schultern bis an die Hüften hinunterwallen, mit Blütenkränzen um das Haupt und einem Diadem voll leuchtender Diamante, und wandelt um den Heiligen Brunnen. tert Franzosis in Grammatik, Konversation, Literatur, in Kursen und Einzelstunden, erteilt staatl. geprüfte Lehrerin Eifriede Lanasteal, Cieyr Berggasse II/n Telephon Nr. 471/8. 111 Begegnung. Von Henriette Brey. Die krummzerdehnte alte Gasse zweigte wie ein leerlaufendes Aederchen ab über die der Verkehr raste von der hochschlagenden Pulsader der Hauptstraße — mit Geschrei und Geklingel und Gedröhne, mit sausenden Elektrischen und fauchenden Autos. nur wenige Meter vom zuckenden Leben — versickernde Hier aber war — Stille. Geduckt kuschelten sich die Häuser, wie nach innen lauschend. Irgendwo murmelte ein rinnendes Wässerlein. Hart an der Straße lag ein dunkles Gebäude — eine Kirche schien es, die aber hier kein Eingangstor zeigte. Nur ein schmaler Gang öffnete sich zwischen altersgrauem Gemäuer, durch ein Gitterpförtchen von der Straße getrennt.

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