Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

373 Ein paar Tage schlichen hin. Ferdinand Grody war bleich und schreckhaft fast scheu. Dann wieder übertrieben lustig. Seine Augen flackerten. Er hatte sich erkältet und spürte manchmal Schüttelfrost, erklärte er, als sein Wesen auffiel. Im benachbarten Beerendonk war Kirmes. Bereitwillig erlaubte Grody den Dienstboten, abends zum Ball zu gehen. Es gab ja kein Vieh mehr zu bewachen. Das Haus ging schon nicht laufen! sagte er lachend. Er selbst ritt nach ihrem Fortgange ins Dorf und saß zechend im „Silbernen Pflug“. Lärmend und wortreich war sein Wesen — dann wieder brütete er stumm, lauernd. Da plötzlich draußen Hasten und Laufen. Schrille Rufe: „Brand! Brand!“ Die Brandglocke hallte schauerlich. Alles stürzte auf die Straße. „Wo? ... Wo denn? Weit vom Dorf. Blutrot glutete der Himmel! „Paßhoffs Kathstelle? „Nee ... Haselkamps Hof, scheint es!“ „Nein, der ist mehr rechts . . . Um Gottes willen, Herr Grody — der Kreuzhof! die Fabrik! Und Ferdinand Grody schwankte. Er war erschreckend bleich, fast grünlich=fahl. „Schnell, Leute helft!“ schrie er heiser, warf sich auf sein Pferd und jagte davon. Alle ihm nach! Schauerlich erhellten die Riesenfackeln des Brandes die Nacht. Von den benachbarten Höfen war schon Hilfe da. Das Aeußerste an Arbeit wurde geleistet. Gerd Haselkamp, schweißbedeckt und rauchgeschwärzt, kommandierte. Aber es war zu spät. Das Haus war schon zusammengestürzt, ein glühender Trümmerhaufen. Auch das Lagerhaus stand in hellen Flammen. Und die Fabrik brannte, wahr¬ scheinlich durch Flugfeuer entzündet! Sie war trotz der jetzt heranrasselnden Brand¬ spritzen nicht mehr zu retten. Krachend stürzte sie zusammen, die Maschinen unter sichbegrabend* * * Nur eine Ecke blieb vom Feuer verschont und stand aufrecht inmitten der das Stück Mauer mit dem Kreuz! gräusigen Zerstörung: alle. Ergriffen sahen es starrte es an, aschfahl im Gesicht. Ferdinand Grody Das Kreuz stand! Das Kreuz allein Wollte es Zeuge sein gegen ihn? Wirkte der Fluch? Wollte es ihn verderben? — —Es klang schauerlich. Er lachte plötzlich gellend auf „Es hat ihm den Sinn verwirrt,“ flüsterten die Umstehenden und führten ihn in das Häuschen des Direktors, das seitwärts lag und vom Feuer nicht erreicht wurde. Hier stellten sie auch sein Pferd ein. Am anderen Morgen freilich, beim nüchternen Tageslicht, verlachte Ferdinand Grody seine „Hirngespinste“ ... Mit innerem Triumph, wenn auch äußerlich den schwergeprüften Mann spielend, sah er den kommenden Dingen entgegen. * * * Die Brandkommission hatte bereits ihre Abschätzungen beendet. Die Ursache desBrandes blieb unaufgeklärt. Wahrscheinlich, wie so oft, ein achtlos weggewor¬ Streichholz, das langsam weiterglimmte! fenes In längstens einer Woche mußte die Summe, die eine ungeheure Höhe erreichte, Grody ausbezahlt werden. Und dann — Ferdinand Grody lachte unheimlich — auf und davon! Hier war Rolle ausgespielt! Mochten die Hypothekengläubiger das Nachsehen haben. seine Plötzlich tauchten Gerüchte auf. Böse Gerüchte. Mißtrauische Blicke trafen ihn. Man munkelte und tuschelte. So einem zeichneten“ war ja alles zuzutrauen! „Ge Gerd Haselkamp hatte bei den Rettungsarbeiten Schwefelfäden, glimmenden Zunder und andere merkwürdige Dinge gefunden! ...

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