Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

372 Kaum, daß er sich in der ersten Zeit etwas zurückhielt — der Leute wegen - da folgten schon wieder die Ritte in die Stadt und die lustigen Abende daselbst. Der Betrieb ging gut. Zweimal wöchentlich fuhren große Ladungen Stühle nächsten Bahnstation. zur Allerdings ... der Fabrikherr hatte auch Sorgen! Das war die schlimme Kehrseite des äußeren glänzenden Anscheins . . . Und diese Sorgen lasteten bald drückend. Wurden allmählich zu einem Netz, das ihn immer enger umstrickte. Es steckte doch eine schwere Menge Geld in dem Betrieb, ehe der Verdienst mal anfing. Und das Geld für die Lieferungen kam auch erst nach längerer Zahlungs¬ frist ein. Inzwischen mußten aber die Löhne bezahlt werden, das Gehalt für den Direktor, das Holz und tausend andere Dinge. Auch mußte man doch „standesgemäß“ auftreten! Und das war recht kostspielig. Zudem hatten die Arbeiter schon Lohnerhöhungen verlangt! Soviel hatten sie schon von den fremden Kameraden und aus den hetzerischen Zeitungen, die ihnen ins Haus flogen, gelernt. Wenn der Fabrikherr es so nobel tat und mit Geld um nun, so mußte er doch offenbar ein Heidengeld verdienen! Wozu sich — sich warf also mit dem Lohn begnügen? Ja, die Bande hier war gelehrig! knirschte Ferdinand Grody und lachte bitter. Das Mattenflechten der Kinder wurde bald von der Schulbehörde verboten, denn es nahm ihnen die ganze Spielzeit. Das gebückte Sitzen machte sie engbrüstig, stig in der Schule. unlus Auch mit den Poliermädchen hatte er viel Scherei. Die scharfe Beize auf den Händen und Armen erzeugte oft einen bösartigen Ausschlag, der schwer zu heilen Auch sonst kamen bedenkliche Sachen vor. Krankenhauskosten und allerlei war. unangenehme Geschichten folgten. Das alles kostete Geld und wieder Geld. Das letzte Ackerland, das Inventar an Vieh und landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten war längst verkauft, die Gebäude bis zur äußersten Grenze belehnt! Und die Sorgen würgten ihn, daß er fast nicht mehr atmen konnte, und preßten ihm den Hals zu. Ein, zwei Jahre ging das so weiter. Ferdinand Grody saß an einem Spätherbstabend am Schreibtisch und rechnete. ah finster und zerfahren aus. In verbissener Wut kaute er an seinem Feder¬ Er Zum Henker, wie ging das zu, daß er keine Ueberschüsse machte, sondern halter. tiefer in Schulden geriet? Seit dem Tode seines Weibes ging alles verkehrt. immer Verstand er die Sache nicht richtig anzupacken? Oder — war das die Wirkung des Fluches . . . damals beim Kreuz? Zornig stampfte er mit dem Fuß auf. So eine verrückte Idee! Dazu war er zu aufgeklärt! doch Es war einfach die Unsicherheit und Ungunst der letzten Zeiten, die ihm den Spekulation mit den Aktien ... Hätte er da brachen. Dazu die verunglückte Hals die Finger davongelassen! Verwünscht! nur die Schulden schlugen ihm über dem Kopf Nun stand er am Abgrund zusammen. Er brütete düster vor sich hin. 1 Wo Rettung und Hilfe? — siedendheiß durchschoß es ihn. Ah, das wäre Da plötzlich ein Gedanke Rettung! wenn zufällig ein Unglück käme und es brennen würde Wenn es * * .Und dann damit ins Ausland. Versicherungssumme. hohe Die — Wenn ja wenn Er sprang auf. Es wurde ihm heiß und enge. Seine Glieder flogen. Innere Schauer schüttelten ihn. Scheu sah er hinter sich. Wenn es der Zufall wollte — oder . . oder wenn dem Zufall etwas nachhülfe? .. man * * * Nein! Nein! Das wäre Er sah starr in die Ecke. Seine Zähne schlugen aufeinander es würde ihn vor der Schmach des Bankrotts bewahren — Und doch

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