Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

326 und die Anerkennung der Behörde zum Ausdruck Der „St.=Florianis St. Florian. Psalter", eine wertvolle biblische Psalmen¬ sammlung, ging vom Stift St. Florian in den Besitz der polnischen Regierung über. Polen war an dem Erwerb dieses wert¬ vollen Kulturgutes sehr lebhaft interessiert, diese Psalmensammlung das älteste da Schriftwerk in polnischer Sprache darstellen dürfte. Der Verkauf geschah im Einvernehmen mit der päpstlichen Kurie und des öster¬ Das Unterrichtsministeriums reichischen St. Florianer Psalterium ist eine Pergament¬ Handschrift des 14. Jahrhunderts. Es ist, wie Albin Czerny in seinem Werke „Die Flo¬ Handschriften der Stiftsbibliothek St. der rian“ mitteilt, ursprünglich Eigentum Königin Margarete, der Gemahlin Lud¬ Polen wigs I., Königs von Ungarn und gewesen. Es umfaßt 296 1342—1382) Blätter und ist in drei Sprachen abgefaßt: lateinisch, polnisch und deutsch. Das Psalte¬ rium enthält 150 Psalmen in der Ordnung der Vulgata, auf jeden lateinischen Vers folgt zunächst die polnische, dann die deutsche Uebersetzung. Die lateinischen Verse haben alle einen roten Anfangsbuchstaben. Die Anfänge der einzelnen Psalmen sind durch große, reichverzierte Initialien, Miniaturen und Randornamente ausgezeichnet. Dem Pfalterium gehen zwei Prologe voraus. Das Ende des Codex fehlt. Das Werk ist in großer Schrift geschrieben. Polnische Forscher bezeichnen es als das älteste Denkmal der polnischen Literatur. Nach Stift St. Florian kam dieses literarische Kleinod durch die Königin Katharina von Polen, welche wäh¬ rend ihres Aufenthaltes in Linz seit 1566 St. Florian öfters besuchte und daselbst ihre Grabstätte wählte Grünburg. Am 3. Mai feierten die Auszugsbauern=Eheleute Johann und Marie Leutgeb von der Wagenhub ihre goldene Hochzeit. Bei der großen Beliebtheit der Eheleute war die Teilnahme an dem schönen Feste seitens der bäuerlichen Bevölkerung und der Bürgerschaft sehr groß. Mit dem Feste war ein feierlicher Einzug in die Kirche verbunden. 4. Weistrach. Am 4. Mai wurde der am 1. Mai in Steyr im hohen Alter von 85 Jahren verschiedene Herr Medizinalrat Eduard Hönigschmied am Friedhofe in Weistrach im Familiengrabe beigesetzt. Am Ortseingange wurde das Leichenauto von der Gemeindevertretung, den Schulkindern mit dem Lehrkörper und Ortsschulrat, von den drei Ortsfeuerwehren Weistrach, Rohrback und Goldberg mit ihrer Musikkapelle er¬ wartet, dann der Sarg von Feuerwehr¬ männern zur Kirche getragen. Am Grabe gedachte der hochw Herr Pfarrer Ebner eingehend der Verdienste, Ehrenämter, be¬ onders aber der großen Wohltätigkeit des nur während seiner Verewigten. Nicht 30jährigen ärztlichen Wirksamkeit in Wei¬ trach, sondern auch später noch bedachte Hönigschmied die armen Schulkinder mit reichlichen Spenden zur Christbescherung, wofür ihn die Gemeinde seinerzeit zu ihrem Ehrenbürger ernannte. Der Tüchtige und Edelmütige ruhe in Gottes hl. Frieden einem schweren Steyr. Von 5. Schicksalsschlag wurden die Familien Bilek und Stiasny getroffen. Erst am 16. April war die Gattin des Buchbinders Herrn Stiasny gestorben, die Mutter der Gattin des Geschäftsinhabers in der Pfarrgasse Herrn Franz Bilek. Am 5. Mai raffte der Tod auch den im besten Mannesalter von 48 Jahren stehenden Herrn Franz Bilek hinweg. Eine Lungenentzündung war die Todesursache. Der Verstorbene war ein sehr tüchtiger, beliebter Geschäftsmann. Enns. Am 5. Mai starb Hochw. Herr Ignaz Treml, Dechant und Stadtpfarrer i. R., Konsistorialrat, Ritter des Franz Josef¬ Ordens, Ehrenkanonikus des Kollegiatstiftes Mattsee, Ehrenbürger der Stadt Enns, der Gemeinden Lorch und Gampern, Mitglied vieler Vereine, im 84. Lebensjahre und im 61. Jahre seines Priestertums. Kanonikus Treml wurde am 10. Oktober 1847 zu Alt¬ münster geboren und am 31. Juli 1870 zum Priester geweiht. Er war Pfarrer in Gam¬ pern, Molln und Enns. In Enns hat ich der Verstorbene im öffentlichen Leben hervorragend betätigt. Vor dem Umsturz gehörte er als Inhaber des dem Pfarrhof zugehörigen Großgrundbesitzes dem o.=ö Landtag an, in Enns versah er die Stelle eines Direktionsvorstandes der Sparkasse. Er war auch Mitglied der Gemeindevertretung und des Ortsschulrates Neustift. Am 5. Mai gegen 4 Uhr früh ging das Schollergut in Buchschachen in Flammen auf. Der Besitzer, Vizebürger¬ meister Michael Stubauer, war mit seinen Angehörigen und Dienstboten in größter Lebensgefahr. Alle Kleider, Wäsche, Möbel usw. verbrannten. Das Vieh konnte gerettet werden. 6. Garsten. Am 6. Mai starb Herr Karl Pettighofer, Justizwachebeamter i. R., im 72. Lebensjahre Sierning. Hochw. Herr Kooperator Max Schwarzbauer wurde als Ko¬ operator nach Liebenau im Mühlkreis be¬ rufen. Steyr. In der am 7. Mai statt¬ 7. gefundenen letzten Stadtratssitzung vor der Konstituierung des neuen Gemeinderates sprach Bürgermeister Sichlrader den ausscheidenden Mitgliedern des Stadtrates und Gemeinderates, dem Vizebürgermeister Julius 224 sozialdemokratischen Partei der Rußmann und dem Vizebürgermeister

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2