Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1932

umfassende Charakterschilderung des Werkes der Dichterin, die als große österreichische Barockdichterin vor aller Augen erstand Dr. Josef Fließer, Stadtpfarkooperator in Linz, zeigte das Bild der Dichterin in einem Lichtbildervortrag von einer ganz neuen Seite. Unter den Gästen waren auch der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Johannes Maria Gföllner und Landeshauptmann Dr. Josef Schlegel. Steyr. Während in Linz der großen Dichterin Enrica (Baronin von) Handel¬ Mazzetti anläßlich ihres 60. Geburtstages große Feiern veranstaltet wurden, die durch das Radio der gesamten Kulturwelt zugäng¬ lich gemacht wurden, weilte die gefeierte Dichterin selbst in ihrem geliebten Steyr, dem sie durch ihre großenWerke „Stephana Schwertner" und „Die arme Margaret“ neuen Ruhm in allen deutschen Landen verschafft hat. Steyr war stolz auf die An¬ wesenheit der Dichterin. Wie viele Städte und Orte hätten es sich zur höchsten Ehre angerechnet, die Dichterin an diesem Tage, da ihr Name unzählige Male mit Ver¬ ehrung und Bewunderung genannt wurde, beherbergen zu dürfen. Enrica Handel=Maz¬ zetti hat damit bewiesen, daßihr Steyr noch immer so teuer ist wie damals, als ihre ersten großen Werke hier entstanden und bald das größte Aufsehen erregten. Bürgermeister Sichlrader der Stadt Steyr hat an die Dichterin Handel=Mazzetti anläßlich ihres 60. Geburtstages ein Glück¬ wunschschreiben gerichtet, in dem er vor allem auf die Verdienste hinwies, die sich die Dichterin dadurch erworben hat, daß sie den Namen der Stadt Steyr durch ihre Romane neuerlich in der Kulturwelt bekannt machte. Steyr. Der 10. Jänner war für Steyr ein besonderer Tag.An diesem Tage war Steyr der Mittelpunkt eines Radiovortrages des Wiener Senders. Zu diesem Zwecke war von der Radio A. G. Wien ein eigenes Sendeauto nach Steyr gekommen, dessen Apparate in Steyr die Vorträge aufnahm und dem Wiener Sender übermittelten. Es herrschte gerade die richtigeStimmung Leichter Schneefall bestreute die Dächer mit den weißenFlocken und erhöhte so noch den Zauber der schönen alten Stadt. Die Radio¬ übertragung begann um 3 Uhr nachmittags mit einem Vortrage des Herrn Professors Gregor Goldbacher des hiesigen Real¬ gymnasiums von der Brustwehr der alten Styraburg aus. Im Vortrag wurde das topographische Bild der Stadt besprochen und dabei die große kulturgeschichtliche Ver¬ gangenheit der Stadt gestreift. Vor dem Rathausplatz nahm Bürgermeister Franz Sichlrader das Wort, um nach einer kurzen Würdigung der 950jährigen Ge¬ schichte der Stadt auf die ungeheuren Schwierigkeiten und Existenzsorgen der 299 Jetztzeit hinzuweisen. Auch des Bummerl¬ hauses, das aus dem Jahre 1497 stammt, wurde gedacht. Und wie viel könnte der alte Stadtplatz erzählen: Von den Meister¬ ingern, vom Bauernführer Stöffel Fadin¬ ger, von Professor Ferdinand Redtenbacher, nicht zuletzt von Michael Blümelhuber, dem Meister des Stahlschnitts. Es ging dann zur Pfarrkirche hinauf und zum Stadtpfarrhof, in dem der große Meister Bruckner Musik¬ werke schrieb. Man fuhr dann auf den Grünmarkt, um aus dem Gebäude des Innerberger Stadels eine Szene des eben Die berühmte Schriftstellerin Enrica handel=Mazzetti feierte ihren 60. Geburtstag. stattfindenden Kripperlspiels, des alten Ma¬ rionettentheaters der Stadt, zu übertragen. Den Abschluß bildete die Uebertragung aus den Steyr=Werken, wobei den Hörern die Entstehung eines modernen Kraftwagen¬ vom Rohmaterial bis zur Vollendung ge¬ schildert wurde. Es war damit auch ein Gang durch die wichtigsten Räume der großen Fabriksanlage7verbunden. Die gesamte Uebertragung dauerte nahezu zwei Stunden Steyr. Am 10. Jänner starb Frau Marie Staudinger, Tapezierersgattin Arbeiterstraße 3, im 43. Lebensjahre. — Am gleichen Tage starb Frau Auguste Klotz, die Witwe nach dem im Jahre 1927 ver¬ torbenen Herrn Primarius i. R. Dr. Viktor Klotz, der durch 25 Jahre als Primararzt im alten städtischen Krankenhause St. Anna tätig war. 11. Steyr. Am 11. Jänner starb Frau Theresia Steinhuber, Private und 62 Hausbesitzerin, im 55. Lebensjahre. Die Ver¬ storbene war die Witwe nach dem Bäcker¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2