380 Er stürzte zu ihr hin — stammelnd — aufstrahlend. „Elisabeth! O Elisa¬ ist es wahr? beth, Du willst .. . Dank, o Dank! Gott gebe mir Mut * * * undKraft, das Eiserne Kreuz zu erringen! Mein Lieb, meine Braut! Er war außer sich vor Erlösung und Glück. Und wie Elisabeth auch dämpfte und auf die Bedingung hinwies, nichts beirrte ihn. Uebersprudelnd, wie sie den stillen Mann nie gekannt, baute er Luftschlösser im Wolkenland. Und versäumte fast die Abfahrt, weil er sich nicht trennen konnte. „Leb wohl! Auf Wiedersehen, mein Lieb! Auf Wiedersehen! Elisabeth war allein und brach in bittere Tränen aus. Wie eine Last stürzte das übereilte Versprechen auf sie. Was hatte sie getan? O Gott, wie konnte sie vergessen! Nur die Verzweiflung des armen Freundes, der Jammer des Abschieds undseine Trostlosigkeit hatten sie hingerissen. Dann lächelte sie durch Tränen. Ach, sie würde wohl nie um die Ein¬ lösung ihres Versprechens angehalten werden. Denn daß der stille, schüch¬ terne Josef Grauthoff — sie hatte ihn bei sich oft den heiligen Josef genannt der um seiner Sanftmut willen oft geneckt wurde, in hervorragender, stürmender, persönlicher Tapferkeit das Kreuz erringen würde, das schien ihr ausgeschlossen. So beruhigte Elisabeth sich allmählich wieder und betete treu für den Freund. Wochen, Monate gingen dahin. Tief im Feindesland standen die Heere. Die Zeitungen waren voll von Blut und Grauen, von Heldensinn und Größe. Hin und wieder kam von Josef Grauthoff eine Kunde. Noch hatte Gott ihn beschützt in dem tausendfach rasenden Tod ringsumher. Da, als Elisabeth eines Tages von der Abendandacht kam, lag auf ihrem Tisch eine Karte: „Hurra! Eisernes Kreuz erhalten! Bin glücklich. Denke deines Versprechens! Bleich starrte sie auf das Blatt. Dann sank sie in die Knie, von wider¬ strebensten Gefühlen zerrissen. Ja, ja — sie freute sich seines Erfolges, sie wünschte ihm von Herzen — alles Glück und alles Gute aber, das übereilte Versprechen! . ... Ach Gott, mußte sie das wirklich einlösen? War es bindend? Aber — stand nicht ein früheres Versprechen diesem gegenüber? Ein anderes, einem Höheren gegeben? Ein gewaltiger Seelenkampf entspann sich. „Herr, du mußt helfen! Jungfrau, Reinste, schaffe du Rat!“ betete Elisabeth in ihrer Not und ver¬ krampfte die Finger in inbrünstigem Flehen. „In deine Hand lege ich das Unlösbare: löse du alles, wie es für ihn und für mich gut ist! Nur laß mich nicht treulos sein meinem Heiland! Und — laß mich dein Kind bleiben: Jungfrau gleich dir! einzig deinem Sohn will ich gehören meinem Seelenbräutigam. Hilf mir.“ Sie wurde ruhiger und legte all ihr Bangen und Zweifeln vertrauens¬ voll in Marias Hand. Die würde schon den Weg finden, würde Josefs Herz so lenken, daß er von der Erfüllung des Versprechens freiwillig Abstand nahm. Wohl beklemmten in den folgenden Tagen noch Angst und Unruhe Elisabeths Herz. Aber auch ihr Vertrauen wuchs und wurde unerschütterlich. Bis plötzlich, es war viele Wochen später, ein Brief von fremder Hand kam. Bebend öffnete Elisabeth ihn . . . las — und sank aufschluchzend auf einen Stuhl.
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