370 Gegen acht Uhr erscholl plötzlich draußen ein wildes Geheul. „Tod allen Papisten! Schlagt sie tot! Heraus mit ihnen! Die Klosterglocke schrillte auf, von heftiger Hand gezogen. Aber noch ehedie Türe geöffnet werden konnte, krachten schon Axtschläge dagegen und diewüste Rotte drang mit Triumphgeheul ein. Bleich, aber furchtlos trat ihnen auf der Schwelle Pater Vigilius entgegen: „Im Namen des Herrn — zurück! Was brecht ihr in sein Heilig¬ tum ein? Ihr Gottesschänder, fürchtet die Strafe des Herrn! Ein Wutgeheul antwortete und schon zerschmetterte ihm ein wuchtiger Keulenschlag das Haupt. Ueber die Leiche des Martyrers hinweg stürmten die Bluthunde. Und nun begann ein schauerliches Tun. Das Haus wurde umzingelt, so daß keiner entkommen konnte. Dann wurden sämtliche Mönche aufgespürt und grausam ermordet, mit Schwertern erstochen, mit Dolchen zerfetzt. Das Blut floß über den Steinboden. Einige, die noch lebten, schleppte man in den Klostergarten, trug schnell einen Scheiterhaufen zusammen und warf die Martyrer in die Flammen, so daß sie lebendig verbrannten. So, nun ist das Nest gesäubert!“ höhnten sie. „Nun hallo! Jeder erraffe sich an Schätzen, was er mag! „Nein, es muß noch einer übrig sein,“ schrie ein rothaariger Bursche. Er war aus der Gegend und hatte vom Kloster viele Wohltaten empfangen. Zum Dank verriet er seine Wohltäter um klingenden Lohn — wie Judas. „Elf habe ich gezählt; es fehlt noch der Guardian. Er hat sich wohl in die Kapelle verkrochen. Mit teuflischer Bosheit stürmte die Bande zur Kapelle. Der Verräter hatte recht gehabt. Pater Adalbert war sofort ins Heilig¬ tum geeilt, um das allerheiligste Sakrament in Sicherheit zu bringen. Vielleicht konnte er noch fliehen damit. Aber er fand alle Auswege versperrt und flüchtete in die Kapelle zurück. In bitterem Schmerz warf er sich vor Altar nieder. dem „Herr, o Herr, hilf! Nimm mein Leben, aber laß die Frevler nicht das allerheiligste Sakrament verunehren!" Angstvoll suchte er nach einem Versteck. Da fiel ihm das unterirdische Grabgewölbe ein. Mit zitternden Händen tastete er sich zu der verborgenen Tür — aber noch ehe er sie zu öffnen vermochte, stürzten die Unholde gleich einer blutgierigen Meute herein und fielen über ihn her. Eine satanische Freude funkelte aus ihren Augen, als sie das Ziborium bemerkten, das Pater Adalbert bei sich trug. Das war es gerade, was sie wünschten! Sie wollten mit der heiligen Eucharistie ihren Spott treiben und sie entehren und schänden, wie sie es an anderen Orten oft getan; wollten ihre sakrilegischen Greuel damit treiben. Sie stürzten sich gierig auf den Priester, um ihm das verschlossene Gefäß zu entreißen. Aber mit beiden gekreuzten Händen preßte dieser es fest gegen seine Brust. Erbost schlugen die Angreifer auf die Hände, zerrten sie wüst und suchten sie gewaltsam auseinanderzubiegen oder zu brechen. Es gelang ihnen nicht. Wie mit Eisenkraft hielten die Hände das Allerheiligste um¬ schlossen. Eine übernatürliche Kraft wurde dem standhaften Verteidiger des Herrn in diesen Augenblicken des entsetzlichen Ringens von oben gegeben. Das entflammte die Feinde zu heller Wut. Mit gemeinsamen Kräften boten sie nun die äußerste Gewalt und Roheit auf, ihr gottloses Vorhaben zu erreichen und stachen mit Dolchen in die armen Hände und Arme des Priesters, um sie durch den Schmerz zum Nachlassen zu zwingen. Umsonst!
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