Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

365 „Wir hatten es wohl getan,“ meinte achselzuckend der Bauer. „Der Ritter und seine Knappen hatten die Schwerter entblößt und schienen nicht gerade zum Spassen gelaunt zu sein — „Glaub's Euch gerne, Mann,“ sagte da der Prior. „Spaß verstand der Losensteiner heute nachmittag auch im Kloster keinen! Doch erzählt weiter!“ „Nun, das übrige ist ja bald erzählt,“ erwiderte der Bauer. „Bevor wir uns noch auf den Weg machten, seinen Befehl zu befolgen, waren schon einige Knappen abgesessen und ins Wohnhaus geeilt. Wir ahnten Unheil und wollten ihnen nach, doch befahl man uns zu bleiben. Es dauerte keine Viertelstunde, da sagte der Meier halblaut zu mir und bekreuzigte sich: „Um aller Heiligen willen — es brennt!“ Und so war es auch und bald schlug die helle Lohe an allen Ecken und Enden hervür. Es brannten die Gebäude — es brannten die Speicher. Wir wollten löschen eilen, allein man drohte, uns mit dem Schwerte niederzustoßen, und wir waren vollkommen wehrlos! Endlich, als alles lichterloh brannte, schickte sich die Mordbrennerschar an abzuziehen. „Sage dem Abte“ rief der Ritter dem Meier zu, das Feuer sei gemacht, er möge jetzt den Braten zubereiten lassen — und dabei deutete derUnhold höhnisch nach den brennenden Stallungen, in denen das Vieh, das nicht heraus konnte, vor Schmerz und Angst brüllte und wimmerte. „Jetzt kommt der Geizhals gewiß nicht mehr in Verlegenheit, wenn er Gäste bekommt!" Und fluchend und lachend ritt der Losensteiner mit seiner rohen Schar —— seine Gemahlin war gleich anfangs mit einem Pagen weitergeritten — von dannen, gegen Steyr!“ Der Bauer machte eine Pause in der Erzählung. „Und was tatet Ihr nach dem Abzuge des Losensteiners?“ frug jetzt Abt Nikolaus, der, ohne eine Miene zu verziehen, den Bericht des Bauers an¬ gehört hatte. „Es war ja nichts mehr zu tun, hochwürdigster Herr“, jammerte ängst¬ lich der Bauer. „Es brannte ja überall: im Wohnhaus, in den Ställen, in der Scheune und auch die Getreidetristen im Freien! Ihr werdet nur mehr einen rauchenden Trümmerhaufen finden, Herr Abt!“ Der Abt gab keine Antwort mehr, sondern schritt eilends auf dem hol¬ perigen Sträßchen dahin und bald waren die drei beim Meierhofe ange¬ langt, in dessen Nähe viel Leute angesammelt standen und gafften. Alles grüßte ehrerbietig den Prälaten und dieser, der sich bei ihrem Anblick vorgenommen hatte, den Garstnern seinen Unwillen über ihre Un¬ tätigkeit erkennen zu geben, gab diesen Vorsatz alsbald auf, da er sich mit einem Blick überzeugte, daß die Leute nichts Besseres tun konnten, als müßig — zusehen das gefräßige Element hatte so rasch um sich gegriffen, daß an eine Rettung gar nicht zu denken war. Der ganze Meierhof lag in Trümmern und die Flammen züngelten nur mehr aus den öden Räumen hervor, wenn sie augenblicklich noch Brennbares ergriffen hatten. Nur draußen am Dreschplatze brannte eine große Getreidetriste noch wie eine Riesenfackel auch sie war verloren. Der Abt sah mit Kummer und „ Entrüstung das schöne Gut des Klosters vernichtet. „Fürwahr“ sagte er, sich zum Prior wendend, mit bitterem Spotte, „der Losensteiner ist teuer zu bewirten — das kalte Mittagmahl hat er sich gründlichst aufgewärmt!“

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