362 stein, der, ungestüm die Tür aufreißend, eben hereinstürmte. Sein hoch¬ gerötetes Gesicht und sein etwas schwankender Schritt bewiesen, daß er scharf gefrühstückt hatte. Er trat sporrenklirrend auf den Abt zu, blieb knapp vor ihm stehen, stützte sich auf den Knauf seines Schwertes und sprudelte mit etwas heiserer Stimme heraus: „Grüß Gott, Herr Abt! Bin wohl nicht recht willkommen? He? Glaub's keine gern — der Hartneid von Losenstein ist eben kein Betbruder! Na wollle nach Steyr zum Angst! Bin nicht in fehdelustiger Stimmung — Burggrafen — ist aber so verdammt heiß, daß ich von dem scharfen Ritt durstig geworden bin! Werdet wohl noch einen Humpen übrig haben?“ „Gewiß, Herr Ritter,“ sagte der Abt, der sich augenscheinlich zwang, gegen diesen Klosterfeind, der sich so unerwartet zu Gaste lud, höflich zu sein. „Auch der Humpen mehr, wenn Ihr's verlangt und der Losensteiner schlug eine „Gottes Blitz, wenn ich es verlange —“ Lache auf. „Natürlich verlange ich's und auch etwas Rechtschaffenes zum wie ich sehe, ist die Tafel reich genug gewesen, daß für einen — Zubeißen einfachen Rittersmann noch etwas übrig sein kann. Der Losensteiner setzte sich bei diesen Worten ohneweiters auf den reichgeschnitzten Stuhl des Abtes, während dieser sich beeilte, die eben ein¬ getretene Gemahlin des rauhen Gastes artig zu bewillkommnen und sie ehr¬ erbietig zu einem Sitze an der rasch wieder gedeckten Tafel an die Seite ihres Gatten zu geleiten. In diesem Augenblicke brachte ein Laienbruder in einem silbernen Kruge Wein. Der Abt ergriff selbst einen Pokal, füllte ihn und stellte ihn der Edelfrau vor, während der Prior dasselbe für den Losensteiner tat. „Heissa,“ rief dieser, seinen Pokal rasch ergreifend und lüstern die feine Ziselierung desselben betrachtend. „Herr Abt, Ihr habt Geschirr, wie an der Tafel unseres Herzogs kaum eines zu finden ist! Wenn ich nicht Ritter wär', wollt' ich wohl Abt von Garsten sein! Abt — ich bring' Euch's!“ Der Abt stieß mit dem Ritter an und tippte höflich an den Pokal der Edelfrau, die mit einem Blick auf ihren Gatten dabei sagte: „Nichts für un¬ gut, hochwürdigster Herr, mein Ehegemahl ist etwas ausgelassen heute „Was, ausgelassen?“ rief der Ritter, seinen auf einen Zug geleerten Pokal heftig auf den Tisch stellend. „Bin guter Dinge, weil ich gut zu essen und zu trinken hoffe! Heda!“ rief er dem dienenden Klosterbruder zu, der eben Speisen hereinbrachte, „beeilt Euch, mein Freund, denn ich habe er¬ schrecklichen Hunger!“ Der Laienbruder stellte die Schüsseln auf die Tafel und der Abt wollte selbst von den Speisen dem Ritter vorlegen, allein dieser hatte dieselben be¬ trachtet und schob sie zurück. „Was,“ rief er und die Zornesader schwoll ihm auf der Stirne, „kalte Speisen am Maria=Geburtstage, und noch dazu in Garsten, dem reichsten Kloster im Land? Blitz und Hagel, Herr Abt, wollt ihr mich beleidigen? „Verzeiht, edler Herr,“ wagte der Prior hier zu sagen, „es ist schon lange nach dem Essen und die Vesper vorüber, wir saßen eben heute länger bei der Tafel als gewöhnlich — es kann daher nichts Warmes mehr da sein. „Oho,“ rief der Ritter, gereizt durch diese Worte, „in Garsten brät und backt man an solchen Tagen die ganze Zeit — her mit warmen Braten und frischem Kuchen!“
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