Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

356 Oekonomierat Der hochverdiente Herr Bürgermeister Josef Mayr von St. Ulrich ist am Sonntag, den 12. Oktober, um 2 Uhr früh im 58. Lebens¬ jahre in ein besseres Jenseits hinüberge¬ gangen. Diesem bedeutenden Manne, der ob seiner wirtschaftlichen Tüchtigkeit im ganzen Bezirk Steyr und darüber hinaus hochge¬ schätzt war, gebührt ein ehrendes Andenken Bürgermeister Mayr leitete nicht bloß die Ge¬ meinde St. Ulrich als langjähriger Bürger¬ meister in vorbildlicher Weise, sondern war auch Präsident und Direktionsvorstand eines der wichtigsten Geldinstitute im Bezirke, der Sparkasse Steyr, eine Stellung, die den Ru Mayrs als vortrefflichen Wirtschaftsführer kennzeichnet. Dem Bürgermeister Mayr, der Besitzer des bekannten großen Gasthofes in St. Ulrich, wurden wegen seiner Tüchtigkeit viele Ehrungen zuteil und zahlreiche Organi¬ ationen schätzten sich glücklich, ihn an ihrer Spitze zu sehen. Mayr wurde schon vor meh¬ veren Jahren mit dem Titel Oekonomierat ausgezeichnet, die Gemeinde St. Ulrich er¬ nannte ihn, der schon 1909 zum Bürger¬ meister gewählt worden war und diesen Posten mit einer kurzen Unterbrechung von 1921 bis 1924 bis zu seinem Tode mit größter Umsicht und Tatkraft verwaltete, im Jahre 1922 zum Ehrenbürger: Herr Mayr war auch lang¬ jähriger Obmann des Ortsschulrates und des Armenrates, Vorstandsmitglied des Katholi¬ schen Volksvereines und des Bauernbundes sowie des „Liederkranz St. Ulrich“, er war Ehrenmitglied des Kriegervereines Steyr und betätigte sich auch noch in vielen humanitären Vereinen. Der hochwürdigste Herr Bischof zeichnete Oekonomierat Mayr für seine Ver¬ dienste um die katholische Sache mit dem bi¬ schöflichen Ehrendiplom aus und erst im Som¬ mer 1930 stand Herr Mayr anläßlich der Ver¬ Josef Mayr +. leihung des Silbernen Ehrenzeichens für Ver¬ dienste um die Republik im Mittelpunkt vieler Ehrungen. Was Herr Mayr besonders für die Ge¬ meinde St. Ulrich war, wird dort für immer unvergessen bleiben. In der langen Zeit, da er das Amt des Bürgermeisters inne hatte, hat St. Ulrich einen großen Aufschwung ge¬ nommen. Seine großen Kenntnisse und Er¬ ahrungen auf wirtschaftlichem Gebiete be¬ fähigten ihn in besonderem Maße zur Leitung der Gemeinde, der er sich mit ganzer Kraft widmete. Daß er den Notwendigkeiten der Zeit Rechnung trug, und ein warm fühlendes Herz für seine Mitmenschen hatte, beweisen die in der Gemeinde durchgeführtenArbeiten. Das gilt vor allem für seine Tätigkeit im Ar¬ menrat, die in der Erbauung des Altersfür¬ sorgeheims und in der Sorge um die Besei¬ tigung des Barackenelends, von dem St. Ul¬ rich arg heimgesucht war, besonderen Aus¬ druck fand. Seine Bemühungen in den Woh¬ nungsfragen waren auch vom besten Erfolge begleitet; sie führten in weitem Ausmaß zum Ziele. Ueber die öffentliche Fürsorge hinaus aber ging noch seine private Wohltätigkeit, von der sehr viele Personen in aufrichtiger Dank¬ barkeit berichten können. Von seiner Tätigkeit als Bürgermeister ist besonders auch hervor¬ zuheben seine Arbeit für die Herstellung or¬ dentlicher Straßen in der Gemeinde. Er er¬ reichte es, daß sämtliche Straßen verbessert und die Straßen in Neuschönau und Jäger¬ berg gemäß der Erweiterung dieser Orte aus¬ gebaut wurden. Auch Uferschutzbauten, der Ausbau des Kanalnetzes, Erschließung von Baugründen sprechen von der Arbeit desVer¬ storbenen. Große Verdienste erwarb sich Herr Mayr um die Schule. Unermüdlich war er als Finanzreferent der Gemeinde tätig; die finan¬

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