Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

Ziegel sind sehr schön und gut gebaut. Auf dem Boden selbst und nahe den Wänden auf¬ ragend und auch Ecken bildend, lagen oder standen Reste eines zwei Millimeter dicken, grau=weißen, zerfressenen, weichen Bleches, nämlich verwitterten Bleibleches. Ansonsten war aber nicht eine Münze, ein Bronzestück oder ein Geschirrscherbe zu finden, auch bie jetzt keine Ziegelmarke auf den Ziegeln zu ent¬ decken, doch ist deren Größe, Farbe und ge¬ 10 brannte Masse genau die der in Lauriacum bekannten römischen Ziegel, die der Zeit um 300 nach Christi Geburt zugewiesen werden können. Da bei den ersten Christen die sorg¬ fältige Verwahrung und Beisetzung des Leich¬ nams üblich war, so ist auch hier an die Ruhe¬ stätte eines Christen der ersten Zeit zu denken. Von der Grabkammer ist trotz des aufzu¬ führenden Neubaues noch der größte Teil in der Erde erhalten geblieben. 22. St. Ulrich. Am 16. Mai ereignete sich im Lichtenstögeranwesen in der Ortschaft Un¬ terwald, Gemeinde St. Ulrich, ein furchtbares Familiendrama. Der plötzlich tobsüchtig ge¬ Franz der Gabel¬ wordene 23jährige Sohn macherseheleute Franz und Judith Haber¬ fellner feuerte gegen seine Mutter und gegen den Vater mehrere Schüsse ab, von denen die Mutter sofort tödlich getroffen wurde. Das Ehepaar hatte sich vor dem Wü¬ tenden geflüchtet, dieser gab jedoch durch eine Tür Schüsse ab, die die Unglücklichen trafen. Franz Haberfellner konnte sich zu einem Nach¬ barn schleppen, wo ihm Hilfe zuteil wurde. Er wurde ins Steyrer Landeskrankenhaus ge¬ bracht, ist jedoch dort am 22. Mai seiner chweren Bauchverletzung erlegen. Die Be¬ gräbnisse der beiden Opfer fanden unter großer Beteiligung seitens der Bevölkerung der ganzen Pfarre St. Ulrich statt. Die Ehe¬ leute Haberfellner erfreuten sich in der ganzen Gemeinde größter Achtung und Wert¬ chätzung. Sie waren überaus fleißige und zufriedene Leute, die nichts anderes kannten als die Arbeit für ihre beiden Söhne Steyr. Zur Erhaltung des Leopoldi¬ brunnens hatte sich eine Vereinigung ge¬ bildet, die nunmehr zur Durchführung einer Sammlung zur Renovierung des Brunnens chritt, welche vor allem den Zweck hat, das große Wasserbecken wieder zu füllen und das Wasserspiel wieder in Gang zu setzen. Ein Brunnens mußte abgetragen Teil des werden. Die Schäden wurden durch den Steinmetzmeister Bartlhuber in Steyr behoben. Für die Arbeiten stellte das Bau¬ amt der Gemeinde Arbeiter zur Verfügung Sierning. Nach überaus segensreichem Wirken im Kinderheim hat die ehrwürdige Kreuzschwester Tharsilia Sierning ver¬ lassen, um im Auftrag ihrer Oberen in glei¬ cher Stellung mit einem großen Wirkungskreis in Linz zu wirken. Die Schwester verdiente 321 sich für ihre vorbildliche Fürsorge für die Kleinen den herzlichsten Dank der Sierninger. 24. Niederneukirchen. Am 24. Mai wurde das Gerüst, das zur Renovierung des Turmes aufgestellt worden war, wieder ent¬ fernt. Der stattliche Turm erscheint wie neu gebaut und paßt sehr hübsch ins Landschafts¬ bild. Die Renovierung wurde von der Bau¬ firma Gebrüder Kaun in St. Florian ausge¬ führt. Malermeister Pintor aus St. Florian hatte den Anstrich der Laterne und der Kuppel übernommen. Auch die Zifferblätter und die Uhrzeiger wurden neu hergerichtet. Das letzte Mal war der Turm 1877 renoviert, beziehungs¬ weise die Kuppel neu gedeckt worden. 20,000 Lärchenschindel, die zuerst in Oel gesotten worden waren, waren damals verwendet worden; auch ein neues Turmkreuz be¬ kam der Turm damals; dieses ist noch sehr gut erhalten. Lausa. Am 24. Mai starb Johann Dorn¬ mayr, Bauerssohn vom Röhrlgute, im 43. Lebensjahre. 25. Garsten. Am 25. Mai kurz vor 2 Uhr früh brach im Anwesen des Johann und der Franziska Ortmayr, insgemein Ro߬ gruber in Sand 8, in der Scheune ein Feuer aus, welches den gesamten Dachstuhl der Scheune sowie die nebenstehende Holzhütte einäscherte. Nach kaum dreiviertel Stunden wurden die bei diesem Brande mit der Lösch¬ arbeit Beschäftigten neuerdings in große Auf¬ regung versetzt. Um etwa halb 3 Uhr früh sah man neuerdings in nächster Nähe ein Haus in Flammen aufgehen. Es war das Gut der Be¬ itzerseheleute Josef und Theresia Pöllhuber, insgemein Maier zu Dambach, in Unter¬ wald 1, Gemeinde St. Ulrich, auf dem eben¬ falls Feuer ausgebrochen war. Ganz Haidershofen, Haidershofen. vertreten durch Vereine und Körperschaften, nahm am 25. Mai an der goldenen Hochzeits¬ feier für das Jubelbrautpaar Johann und Therese Sellradl teil. Johann Sellradl ist bereits 65 Jahre lang Totengräber. Durch 40 Jahre war die 75jährige Jubelbraut eine gewissenhafte, pflichteifrige Hebamme. Ueber tausend Menschenkinder sah sie das Licht der Welt erblicken. Und wenn müde Erdenpilger die Augen zum letzten Schlummer geschlossen hatten, dann bettete sie der nun 85jährige Friedens Jubelbräutigam an dem Orte des zur letzten Ruhe. Ueber 3000 Dahingeschiedene hat er im Gottesacker begraben. Herr Sellradl ist auch Gründer des Kameradschaftsvereines Haidershofen. 26. Steyr. Der verstorbene Hofrat i. P. Herr Josef Höfner hat in seinem Testament den Armen von Steyr ein Legat von 2000 S vermacht. Dietach. Am 26. Mai starb Herr Josef in 8 Grillparz, gewesener Hausbesitzer Dietach 8, im 74. Lebensjahre. Der Verstorbene 21

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