Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

ebenfalls Präsident des Industriellenver¬ bandes. Am 10. April starb die Sierning. 74jährige Private Katharina Banhuber aus Sierninghofen. 11. Steyr. Am 11. April starb Herr Fer¬ dinand Bittner, Maler= und Anstreicher¬ meister, im 69. Lebensjahre. Der Verstorbene als tüchtiger Geschäftsmann erfreute sich großer Achtung. Kleinraming. Am 11. April starb Herr Anton Wührleitner, Lambergscher Holzarbeiter in Großkollergraben, im 47. Le¬ bensjahre. Ueber die Lage in den Steyr¬ Steyr. Werken gibt die Direktion folgendes be¬ kannt: „Die Gerüchte über eine beabsichtigte Verpachtung der Gesamtanlage, Abtrennung einzelner Betriebe usw. sind aus der Luft ge¬ griffen. An einen Verkauf der Kugellager¬ abrik oder anderer Abteilungen werde nicht gedacht. Bezüglich der Waffenfabrik wurde chon bekanntgegeben, daß eine Bindung mit der Waffenfabrik Solothurn beabsichtigt sei, Ge¬ wodurch die Patente dieser Schweizer der ellschaft in entsprechendem Ausmaße Steyrer Waffenfabrik gesichert erscheinen. Was die Sanierungsbestrebungen der Steyr¬ sind sie insoweit bereits Werke anlangt, so von Erfolg begleitet, als es bei normaler Entwicklung der Marktverhältnisse in abseh¬ barer Zeit möglich sein wird, die stark ge¬ drosselte Produktion der Automobilfabrik wieder in verstärktem Maße aufzunehmen. Diese auf bestem Wege befindlichen, von der Bankverbindung der Steyr=Werke A.=G unterstützten Sanierungsbestrebungen, die für das Unternehmen und alle beteiligten Ange¬ tellten, Arbeiter und auch für die Stadt Steyr eine Lebensnotwendigkeit bilden, lei¬ den durch unwahre Gerüchte. Die Entwick¬ lung des Unternehmens rechtfertigt die von der Geschäftsleitung getroffenen Maßnah¬ men. 12. Steyr. In den Kasinosälen sprach unter großem Andrang der Bevölkerung aus allen Kreisen Professor Dr. Ludwig Berg aus Aachen, der längere Zeit im Auftrage des Papstes die Fürsorge für die russischen Emi¬ granten in Berlin inne hatte und im Jahre 1929 Rußland bereiste, über den „Bolsche¬ wismus im Lichte der vollen Wahrheit.“ Er zeigte die Vorgänge in Rußland an der Hand von ausschließlich russischen Quellen. Der Vor¬ trag hinterließ bei allen Teilnehmern nach¬ haltigen Eindruck. Er war veranstaltet vom Katholischen Volksbildungsverein Steyr. Steyr. Der christlich=deutsche Gesangver¬ ein Steyr führte am Passionssonntag, den 6. April, und am Palmsonntag, den 13. April, im Saale des katholischen Gesellenvereins ein von dem heimischen Tondichter und Diri¬ genten Prof. Franz X. Müller zusammenge¬ stelltes und zum Teil von ihm komponiertes 315 Oratorium auf. Die einzelnen Teile stammten von Bach, Loewe und Müller. Das Orato¬ rium wurde gut geboten. Sehr gut waren die lebenden Bilder, die während der Darbie¬ tungen gezeigt wurden. Der Besuch war je¬ desmal außerordentlich groß. April Waldneukirchen. Am 12. verschied Frau Fanni Salcher, Gutsbe¬ itzerin auf dem Metstraßgut, im 59. Lebens¬ jahre. 13. Weistrach. Vom 6. bis 13. April wurde in Weistrach eine hl. Volksmission ab¬ gehalten. Die Missionäre waren die hochwür¬ digen Herren Franziskaner Pater Hubert Brechtl, Pater Konrad Schmidinger und Pater Raimund Gastl. Die Beteiligung war überaus groß. 16. Waldneukirchen. Am 16. April Matthias 1 wurde der Gutsbesitzer Herr Ganglbauer, Besitzer am Brandstetter¬ gut in Pesendorf, beerdigt. 17. Behamberg. Herr Gendarmerie¬ rayonsinspektor Ambros, der viele Jahre in Behamberg seinen Dienst versah, wurde zur Ergänzungsabteilung des Landesgendar¬ meriekommandos in Wien versetzt. Er war als tüchtiger und gewissenhafter Beamter ge¬ chätzt. 18. Steyr. Im Hinblick auf die wirtschaft¬ sozial¬ liche Notlage der Stadt Steyr und aus Hoch¬ karitativem Interesse unternahm der würdigste Herr Bischof von Linz am 8. April einen erfolgreichen Schritt bei den Zunächst 7255 maßgebenden Stellen in Wien. prach der Bischof beim Handelsminister vor, der die tunlichste Hilfsbereitschaft zusicherte; sodann erfolgte eine Vorsprache bei der Ge¬ neraldirektion der Steyr=Werke, 1 welche dem Bischof erklarte, es liege nicht in ihrer Absicht, die Steyr=Werke noch weiter einzuschränken, sie hoffe vielmehr, im Laufe etwa eines halben Jahres die Zahl der Ange¬ tellten und Arbeiter auf ungefähr 4000 er¬ höhen zu können; die Voraussetzung hiefür ei allerdings eine ruhige und gemäßigte Hal¬ tung der Bevölkerung und der Arbeiterschaft und die Hintanhaltung aller hetzerischen Stö¬ rungsversuche. Dann sprach der Bischof noch vor bei der österreichischen Kredit¬ anstalt für Handel und Gewerbe deren Vizepräsident und Direktor dem Bischo versicherten, ihrerseits tunlichst entgegenzu¬ kommen, falls die Generaldirektion der Steyr¬ Werke entsprechende Anträge stelle und na¬ mentlich auch die Regierung Arbeitsaufträge beim erteile. Endlich sprach der Bischof vor 2 Bundeskanzler Dr. Schober der die Bereitwilligkeit der Regierung zu wei¬ testgehender Hilfe erklärte und zwar in Form be¬ Die Staatsauftrages. eines chlossene Verbundlichung der Polizei in Steyr sowie die zugesicherte Bundesanleihe würden eine weitere Hilfsmöglichkeit hiefür bieten. Zum Schlusse wies der Bischof den

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