Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

15. Oktober. Der Anblick des Luftriesen war überwältigend. Er kreiste in geringer Höhe von etwa 250 Metern über der Stadt. Das konnte um so besser beobachtet Luftschiff werden, da eine helle Mondnacht war. „Graf Zeppelin“ kam von Westen und flog in nord¬ westlicher Richtung weiter. Wolfern. An diesem Tage wurde Frau Marie Gruber, Mitbesitzerin am Aberlgute in Judendorf, begraben. Der Tod war für die Frau eine Erlösung von schwerem Leiden. Steyr. Der pensionierte Bundesbahn¬ beamte Josef Höflinger von Ramingsteg stürzte am 12. Oktober in der Nähe des Schlosses Engelhof acht Meter tief über die Ennsleite hinab, blieb über Nacht hilflos liegen und starb an den Folgen einer Lungen¬ entzündung, die er sich dabei zugezogen hatte. 16. Steyr. Der neue Achtzylinder=Steyr¬ wagen, auf Grund der Konstruktion durch Dr. Porsche Porsche=Wagen genannt, hat auf der heurigen Autoausstellung in Paris allge¬ meines Aufsehen erregt. Neuhofen. Herr Ignaz Nöbauer, Hausknecht bei Herrn Josef Angerbauer, Be¬ in sitzer des Eichingergutes Allhaming, gewann in der 5. Klassenlotterie mit einem Viertellos vom Bankhaus Bauer in Wien — einen Haupttreffer im Betrage von 127.500 S. Die verehelichte Niederneukirchen. Obereglsee, Frau Private an der Hagmühle in im Altervon Franziska Forstner, Verstorbene war 77 Jahren gestorben. Die als vorbildliche Frau undMutter allgemein geschätzt. fünf¬ 17. Neustift bei Großraming. Seit undzwanzig Jahren arbeitet mit diesem Tage Herr Oberlehrer Johann Zimmer ununter¬ brochen an der Volksschule in Neustift. Der Ortsschulrat nahm diese Gelegenheit zum An¬ laß, dem Jubilar für seine verdienstvolle Tätigkeit den wärmsten Dank zum Ausdruck zu bringen. — Eine prächtige Zierde erhielt der Wallfahrtsort durch die Aufstellung einer fast lebensgroßen Statue der kleinen hl. The¬ resia. Die Statue wurde in Lisieux in Frank¬ reich angefertigt und als Spende einer Wohl¬ täterin durch den Lourdes=Pilgerzugsleiter Rudolf Zeilberger aus Steyr nach Neustift gebracht. hiesiger 18. Garsten. InKienberg, Pfarre, starb am 18. Oktober Herr Johann Pöll, verehelichter Hausbesitzer und früherer Besitzer des Oberfuchsenbergergutes in Schatt¬ leiten 3, im 80. Lebensjahre. 19. Steyr. Im 31. Lebensjahre starb die Bundesbahnbeamtens¬ Hausbesitzers= 207 und tochter Anna Fürlinger. Sierning. In Sierning 165 starb Herr Johann Wimmer im 57. Lebensjahre. Ternberg. In Ternberg 31 starb am 19. Oktober Herr Ferdinand Priller, Be¬ sitzer des Schoßtallergutes, im 72. Lebens¬ jahre. 275 Grünburg. Am 19. Oktober feierte Herr Isidor Eckhart, Tischlermeister in Grün¬ burg, mit seiner Frau Elisabeth das Fest der goldenen Hochzeit. Die Jubeltrauung wurde in der Pfarrkirche durch Ortspfarrer Neu¬ mayr gehalten. hochw. herr Klois Mitterbauer feierte in Steyr seine primiz. 20. Steyr. An diesem Tage wurde in Weyer a. d. Enns ein Heimatwehraufmarsch veranstaltet, der auch für Steyr Bedeutung hatte, da die Durchfahrt von mehr als 2000 Heimwehrleuten in Autos mit dem Landes¬ führer Ernst Rüdiger Starhemberg durch Steyr angekündigt war. Angesichts der erbit¬ terten Gegnerschaft der Sozialdemokraten gegen die Heimatwehr waren daher für Steyr Sicherheitsvorkehrungen2 große getroffen. Steyr war an diesem Tage in den Ausnahme¬ zustand versetzt und 210 Gendarmeriebeamte in feldmäßiger Ausrüstung mit Stahlhelm und aufgepflanztem Bajonett hielten die ab 7 Uhr früh für jeden Verkehr vollständig abgesperrten Straßen, durch die sich die Auto¬ kolonne der Heimatwehrleute bewegen mußte, besetzt. Es waren dies die Sierningerstraße, die Kirchengasse, Zwischenbrücken und die Bahnhof= sowie die Haratzmüllerstraße. Der Gendarmerieschutz reichte bis zur gedeckten Brücke in Ramingsteg. Die Kirchenbesucher durften nach der 7=Uhr=Messe weg den Heim¬ weg nicht antreten, aber auch jene, die das Amt in der dortigen Kirche besuchen wollten, wurden daran gehindert. So konnte gar kein Amt stattfinden, da die Musiker nicht er¬ cheinen konnten. Erst als die hundert Autos der Heimwehrleute durchgefahren waren die wurde es war dies nach 10 Uhr —, bei Sperre aufgehoben. Im ganzen fuhren 2700 Heimwehrleute durch. Sie wurden von den verschlossenen Fenstern aus die der Schließung der Fenster und Sperrung Haustore war von der Polizei angeordnet vielfach sehr begeistert begrüßt. An den Straßenkreuzungen regnete es seitens der dort angesammelten Gegner Beschimpfungen gegen die Durchfahrenden. Die Ruhe wurde nir¬ gends gestört, nur in der Bahnhofstraße hätte man bald Miene gemacht, den Kordon zu durchbrechen. Die behördliche Gewalt über

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