Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1931

274 reichischen Zuckerbedarfes. Einige Tage vor Eröffnung der Kampagne wurde das Elektri¬ zitätswerk der Fabrik in Betrieb gesetzt. Die Zuckerfabrik ist nämlich nicht nur für die Zuckererzeugung eingerichtet, sondern sie wird während der arbeitsfreien Tage im Jahre Dampfkraftwerkein, das ganzjährig in Betrieb steht und seinen Strom an das ober¬ österreichische Netz abgibt. Die Leistungs¬ ähigkeit dieses Dampfkraftwerkes beträgt 7500 Pferdekräfte, es bleibt also hinter den oberösterreichischen Dampfkraftwerkzentralen Steyr und Timelkam wenig zurück. 13. Steyr. Im hohen Alter von 87 Jah¬ ren starb in Steyr Frau Anna Wolfarts¬ berger, Realitätenbesitzerin. Die Verstor¬ bene führte früher mit ihrem Gatten das Eisenwarengeschäft am Stadtplatz 39, das die beiden Söhne, die Herren Hans und Josef Wolfartsberger, innehaben. herr Josef höflinger, Beamter der Bundesbahnen i. R. in Steyr, starb am 15. Oktober. Gleink. Am 13. Oktober starb in Gleint von dem es in der Pfarre ein alter Mann, hieß: Willst du wissen, was sich vor fünfzig Jahren zugetragen in der Pfarre, mußt du den Paulmayr in Hausleiten fragen. Der Verstorbene hieß Matthias Fuchs und war zuletzt Privat am Paulmayrgute in Haus¬ leiten. Er stand im 87. Lebensjahre. Volle 69 Jahre war er Besitzer des genannten Gutes, 35 Jahre war er Mitglied des Armen¬ rates Gleink und durch mehrere Jahrzehnte Mitglied des Gemeindeausschusses. In seinen Gesprächen erzählte er gern von den guten — alten Zeiten. Am 10. Oktober starb in Maria=Winkling die Private Frau Aloisia Sulzner. Behamberg. In der Woche vom 6. bis zum 13. Okotber wurde in der Pfarrkirche in Behamberg eine Missionserneuerung ge¬ halten. Die Predigten hielten die bekannten Jesuitenmissionäre P. Bogsrucker aus Linz und P. Steidl aus Wien sowie Pater Kökert aus Steyr. Die beiden erstgenannten wurden allerdings während der Woche in einen andern Ort abberufen. Es wurden über 1000 Beichten gehört und über 2500 Kommu¬ nionen ausgeteilt. Aschach a. d. Steyr. Am Sonntag, den 13. Oktober, fand das Begräbnis jener Opfer tatt, die am 10. Oktober beim Brande des Serglgutes den Tod fanden. Die Leiche der Tochter des Hauses, Maria Secklehner, wurde vom abgebrannten Elternhause in Be¬ gleitung des hochw. Herrn Dechants Heu¬ berger von Losenstein zur Kirche gebracht Hierauf wurde der verunglückte Jose Straßner vom Tanzmayrgute abgeholt und ebenfalls in das Gotteshaus getragen. Das folgende Requiem zelebrierte unter Assi¬ tenz des Ortspfarrers sowie des Herrn Ko¬ operators Pachinger von Sierning Herr Dechant Heuberger. Der Gang zum Friedhof erfolgte unter ungewöhnlich großer Beteiligung Leidtragender. Es war ein Lei¬ chenzug, wie ihn Aschach wohl selten gesehen hat. Von der Kirche weg wurde Maria Secklehner von sechs weißgekleideten Mädchen, Josef Straßner von Feuerwehr¬ leuten getragen. In tiefster Ergriffenheit aller Teilnehmer wurde die Einsegnung vollzogen Nach dieser verkündeten drei Böllerschüsse, daß mit Josef Straßner ein Krieger zur großen Armee einrückte. Die andachtsvoll¬ wehmütige Stimmung wurde noch gesteigert, als zum Abschluß der Trauerfeierlichkeit die große Glocke vom Turme erklang, um den nunmehr der Erde Uebergebenen den Frie¬ densgesang der um ihre Kinder besorgten Mutter Kirche nachzuläuten. Es kann wohl ohne Uebertreibung gesagt werden, daß von den vielen Trauergästen und Zeugen des Be¬ gräbnisses nur wenigen die Augen trocken blieben. — Es soll noch erwähnt werden, daß bei diesem so verhängnisvollen Brande noch nehrere Menschenleben in großer, wenn nicht höchster Lebensgefahr standen. So konnten gerade noch rechtzeitig drei Burschen die Un¬ glücksstätte, den Viehstall, verlassen. Es sind dies der Bruder der verunglückten Maria Secklehner, ferners der Edlingersohn und der Straßmayr=Hausknecht. Alle erlitten Brand¬ wunden geringeren und schweren Grades Außerdem konnten die Besitzerin des Hauses und die Edlingertochter nur mehr durch ein Fenster gerettet werden. So groß das Unglück ohnehin war, es hätte nicht viel gefehlt, daß dem unerbittlichen Schnitter Tod eine noch reichlichere Ernte zugefallen wäre. Besonders hervorgehoben werden muß aber das sich selbst nicht schonende Verhalten des Herrn Gendarmerie=Inspektors Baumann. Ueber das Feuer hinweg drang er in das brennende, von Rauch erfüllte Haus, um nach den Ab¬ gängigen zu suchen und sie womöglichzu retten. Jedes Zimmer, jeden Winkel im Hause suchte er ab, leider mußte es vergeblich ein, wie es sich später herausstellte. Steyr. Der Bundespräsident hat den praktischen Aerzten Dr. AlbertClessin und Eduard Hönigschmied den Titel eines Medizinalrates verliehen 15. Enns. Das Luftschiff „Graf Zeppe¬ lin“ überflog auf seiner Balkanreise Enns am

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