Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

381 Trifft sich famos. Da kommt immer der Pastor und manchmal auch sein Kaplan zum Skat hin.“ „Der katholische? „Natürlich. Einen andern gibt's dort nicht. Ist ein ganz schwarzes Nest Gruselt's Ihnen nicht? Also, da müssen Sie auf irgend eine Weise das. das ist gleich — den katholischen Pfaffen den Meister zeigen. Müssen wie, eine gute Klinge führen, Herr Kandidat, ha, ha. Die schwarzen Kon¬ schon fratres sind scharfe Streiter Gottes.“ Er lachte dröhnend. „Also — in nomine Domini!“ seufzte der Kandidat. „Na gut. Dann gehen Sie jetzt noch ein bißchen zu meiner Frau in den Garten. Die Baronin empfing den eleganten Herrn gnädig. Doch mit gerunzelter Stirne hörte sie von der Bedingung ihres Mannes. „Wieder so eine merkwürdige Idee von ihm,“ sagte sie mißmutig. „Das ist nur seine Freude am Disput. Immer muß er anderen einen Possen spielen! Nur mit Bedauern sehe ich seinen Verkehr mit den katholischen einen Verkehr, der immer freundschaftlichere Geistlichen von Capellen — Formen annimmt . .. Mit dem evangelischen Pfarrer von Sonsbeck stand er auf gespanntem Fuße. Ich hoffe, Herr Kandidat, daß Sie künftig auf den — Und übrigens erwarte ich, daß sie heute Herrn Baron Einfluß gewinnen. abend den Römlingen einen Begriff von der Kraft des reinen Wortes beibringen!“ * Im Herrenstübchen des Gasthofes „zur Post“ war noch niemand an¬ wesend. „Nun, die Herren werden schon kommen. Da können Sie ja einstweilen Ihren Kriegsplan aushecken. Nehmen Sie Platz, Herr Kandidat; nein, hier das dort ist der Stammsitz des Herrn Pastors.“ „Ich muß gestehen, Herr Baron, die ganze Sache scheint mir ein wenig.. „Oha, fürchten sich wohl vor der geschulten Logik und Dialektik der Duellgegner, vor „jesuitischen Kniffen', he? Stolz richtete der junge Herr sich auf. „Herr Baron, mit zehn solchen Gegnern nehme ich's auf! Nur — wie ich's nennen — hm, ein wenig unwurdig ... soll „Lassen Sie das meine Sorge sein,“ unterbrach der Baron kalt. „Ich bin der Patronatsherr und stelle meine Bedingungen nach eigenem Ermessen.“ Dann aber lachte er wieder gemütlich: „Ach was, Kandidätchen, nicht so tragisch. Abwechslung macht Spaß, sagte der Teufel, da strich er seiner Gro߬ mutter den Schwanz grün an. Uebrigens ist der gute, dicke Pastor kein ge¬ fährlicher Widersacher —— aha, da ist er ja schon! Lupus in fabula! Guten Abend, Herr Pastor!“ Er stellte die beiden Herren einander vor. Freundlich bot der wei߬ haarige Pfarrer dem Gast die Hand. „Ich denke, wir werden gute Nachbarschaft halten, sagte er verbindlich. „Gewiß, soweit Grenzen innegehalten werden,“ antwortete der Kandidat merklich zurückhaltend. Seine Gestalt straffte sich. Dieser gutmütige, schlichte alte Herr imponierte ihm nicht sonderlich. Vor dem wollte er schon sein Licht leuchten lassen.

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