Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

379 Wir wollen ihn durchqueren und dann ein schönes Stündchen in der Garten¬ wirtschaft dahinter verleben. Mit herzlichem Gruß und Kuß Dein Hans.“ Anna sagte mündlich zu. Der Pseudo=Bräutigam erlebte einen wunderschönen Abend. Die Braut merkte nichts. Er konnte die Braut nicht genug an sich drücken und sie herzen. „Du bist aber heute so verliebt!“ sagte die glückliche Anna immer wieder. Ganz zufrieden legte er sich nach dem schönen Abend zu Bett, rieb sich ver¬ gnügt die Hände, lachte noch lange vor sich hin. Das hatte famos geklappt! Die verdutzten Gesichter, als der richtige Bräutigam am nächsten Tage Vorwürfen zu seiner Braut kam. Gab das zunächst ein nettes Durch¬ mit einander, bis Anna den Brief vorzeigte, den er doch selbst geschrieben hatte. Hans wurde kreidebleich. Der „Der verflixte Kerl, dem werde ich helfen! Mir die Braut wegzuführen! du denn gar nichts gemerkt? Hast „Nein, wahrhaftig nicht. Aber ich dachte immer: Wie ist der Hans heute so sehr verliebt. Küsse konntest du nicht genug bekommen!“ Zu Hause gab es einen mächtigen Auftritt. Der Pseudo=Bräutigam be¬ hielt seine Ruhe. „Hans, jetzt sind wir quitt! Beruhige dich. Ich denke gar nicht daran, dir die Anna abspenstig zu machen. Denk an die Worte, die du selbst gesagt hast, als ich die Prügel für dich einstecken mußte. „Na, Brüderchen, du spürst jetzt ja nichts mehr, hast es einmal fort. Es ist gut, daß wir Zwillingsbrüder sind. Man hat so seinen Stellvertreter! So hast du wörtlich gesagt, ich habe mir die Worte zu Herzen genommen. Wer die Prügel bekommt, muß auch vom andern haben. Siehst du, du ich habe es fort. Suchst du noch einmal spürst jetzt nichts davon und einen Stellvertreter, dein Zwillingsbruder ist gleich zur Stelle. Glaube nur, ich habe meine Rolle gut gespielt! Was ist nun besser bei Zwillingen? Nur Jungen? Oder Junge und Mädchen? Ich glaube, die Geschichte enthebt uns der Antwort! HHEIHIEHIIIIINIIHAHHIHIIHILHHHAIIHIHHHIHAHHHHHTHHHAAHHHHAHHHHHAHHAHHHHIHIHIHIIHAHHHHHIHAHTHHHHHIHHHHIHET Der Kandidat. Von Henriette Brey. Der neue Kandidat hatte entschieden Aussicht, die erledigte evangelische Pfarrstelle in Sonsbeck zu bekommen, um die er sich beworben hatte. Wenigstens war seine heutige Probepredigt sehr gut ausgefallen. „Glänzend sogar,“ meinten die weiblichen Gemeindemitglieder, deren etliche noch eine Zähre frommer Rührung trockneten. Die meisten männlichen Zuhörer, besonders die weisen Kirchenvorstände, urteilten um ein paar Schattierungen nüchterner. „Es geht an! Gar nicht unübel! Bloß ein bißchen zu poetisch und gesalbt!“ nicht verheiratet Na, und dann war doch noch allerlei zu bedenken — war der junge Pastor! Schade. Sah doch gleich gesetzter aus! Aber da widersprachen die jungen Damen und ihre Mütter und Tanten. Das war gerade ein Vorzug! So unverlobt als nur möglich war der noch. Da würde doch wohl eine Einheimische Frau Pastorin werden! . ..

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