Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

373 wie rasend umherlief und umsonst zwischen den tiefeingerammten Pfählen durchzubrechen versuchte. Beide bewunderten lebhaft den gefangenen Sohn des Waldes und weideten sich an dem ungestümen Gebaren des mächtigen Tieres. Plötzlich schrak Olga zusammen. Vom Dorfe her drang lautes Jammern, dann markerschütterndes, heulendes Wehklagen. Es waren die verzweifelnden Schmerzensausbrüche der Frauen, als die beiden blutigen Leichen brachte. Ohnmächtige, verbissene, bittere man heiße Qual, leidenschaftliches Jammern, das schließlich in wildes Wut, Klagegeheul überging. „Was ist das?“ fragte Olga Petrowna erbleichend ihren Begleiter. Er zuckte gleichmütig die Achseln und zündete eine Zigarette an. „Irgend ein betrunkener Bauer, der sein Weib prügelt,“ sagte er leichthin. „Ein rohes Volk!“ schauderte Olga Petrowna und zog den Seidenschal fester um ihre Schultern. Plaudernd schritten beide dem Schlosse zu. „Ich danke Ihnen vielmals, Gregor Alexandrowitsch! Es war sehr aufmerksam von Ihnen.“ Er verbeugte sich lächelnd. „Aber wie haben Sie das nur angefangen? Es muß doch sehr schwierig ein solches Tier lebendig zu fangen!“ fragte sie interessiert. „Es hat sein, gewiß viel gekostet?“ SieEr stieß die Asche von seiner Zigarette. gleichmütig. „Pah! — nur eine Bagatelle!“ sagte er ssen, Olga Petrowna, daß ich Und dann mit heißem Blick: „Sie wis Sie die Sterne vom Himmel holen würde .. für Blick saugte sich fest in Blick ... Ein Funke sprang auf . .. eine — Flackerfeuer. Flamme schlug zwischen ihnen empor Sie bogen in einen dunklen Laubengang ein* * Gregor Alexandrowitsch hatte recht . . . nur eine Bagatelle Ja — hatte es ihn gekostet, die flüchtige Laune der Dame zu erfüllen: nur zwei Und zudem bloß noch die seiner * * * * weiter nichts! Menschenleben — leibeigenen Bauern — und von dieser misera plebs gab es ohnehin noch genug ...! WHHIHHHHAHHHAHHHHHHLHHHLHLTT HHHIIHAEAHKALAEEITT AIAI Eine „Maifeier“ Von Henriette Brey. Die müden Krieger schlafen und träumen von der Heimat. Ihrer sechs oder acht halten Wache im Schützengraben. Georg Hartrot, der junge Lehrer, läßt die Perlen des Rosenkranzes durch die Finger gleiten, das Gewehr schußbereit im Arm. Ein heißer Dank ist in ihm. Wieder war er unversehrt geblieben, fast wunderbar gerettet! O Gott, Dank dir! . . .. Hilf auch ferner! Sende deine Engelscharen! Maria, hilf auch du, streite an unserer Seite! Unwillkürlich summte er leise vor sich hin:

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