Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

372 Der folgende Morgen. Kein einziger der befohlenen Bauern ist aus¬ geblieben. Schon zwei Stunden ist das Treiben im Gange. Die beiden Hunde haben tief im schwarzen, morastigen Sumpfdickicht des alten Forstes einen mächtigen Eber aufgestöbert. Schnaubend und fauchend bricht das Untier plötzlich hervor. Wütendes Geschrei und Hallohrufen der Treiberkette scheuchten ihn zum Waldsaum, wo aus eingerammten starken Pfählen ein weites, nach oben offenes Dreieck errichtet ist, in das der Eber wie in einen Kessel hinein¬ getrieben werden soll. Aber als wittere er die Falle, wendet er plötzlich seinen Lauf. Erneutes Geschrei, Lärmen, Schüsse. Das erschreckte Tier kehrt sich gegen seine Verfolger. Da springen mit scharfem Gekläff die beiden Hunde ihm in die Weichen. Der Eber brüllt gereizt auf — ein furchtbarer Stoß mit den mächtigen —— Hauern und die armen Hunde wälzen sich zuckend mit aufgerissenem Leibe am Boden. Mit vorgestrecktem Kopf, die Nüstern weit aufgerissen, rast das ge¬ ängstigte Tier weiter. „Drauf, ihr Schufte!“ schreit der Aufseher, sich in das Astwerk einer knorrigen Eiche rettend. Sergei Ignatiew zielt — wie Blut schwimmt es ihm vor den Augen. —— Er schießt nur leicht gestreift hat er das Tier, das sich jetzt wut¬ entbrannt gegen seinen neuen Feind richtet. Der wankt und fällt . . . tief reißen ihm die Hauer die Brust auf ... blutüberströmt bricht er zusammen. Boris Petrowitsch, der schußbereit in der Nähe steht, wendet sich in wilder Angst zur Flucht. Er strauchelt über eine Baumwurzel, die rasend gewordene Bestie stürzt sich auf ihn. Die blutigen Stoßzähne bohren sich ihm in den Rücken —— mitten durch die Lunge... Regungslos bleibt er liegen Nach mehrstündigem Bemühen geht endlich das ermattete, gehetzte Wildschwein ins Gehege. Bereitgehaltene Baumstämme verrammeln schnell Eingang. den Der gnädige Herr ist zufrieden und lobt den Aufseher. Ein famoser Bursche! Und so mutig und wild. Ich bin zufrieden mit wan Andrejew. r Aufseher strahlt. ichgültig fügt der Gutsherr hinzu: haffe die Leichen fort. Die Särge bezahle ich. Und daß ich kein Ge¬ re!! Geläutet wird nicht. Sag' das den Popen. Dies hier“ n einige Kopeken hin — „gib den andern. Für eine Flasche Wodki lndrejew verneigt sich fast bis auf den Boden und geht. Draußen Geld in die Tasche. ade würden sich doch nur vollsaufen!“ murmelte er. * * * Uhr, nach einem ausgiebigen Gabelfrühstück, führte Gregor Olga Petrowna zur Hürde, wo das geängstigte Wildschwein

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