Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

367 Das sind auch heute Max Schlichters Gedanken, indes er emsig an den Rädchen feilt. Da legt sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter. Er hebt den Kopf von der Arbeit. Vor ihm steht sein Werkmeister. Er sagt ihm, daß er unver¬ züglich zum Betriebsleiter kommen möge, der ihn dringend zu sprechen wunsche. Die anderen heben gleichfalls ihre Köpfe und sehen ihm nach. Gerüchte aller Art spuken in der Leute Köpfe. Was ist es? Wird er am Ende schon entlassen? Ist er der erste und werden noch andere folgen? Und manches Antlitz beschattet bange Sorge um die Zukunft. Nach geraumer Zeit kehrt Max Schlichter zurück. Und lächelt. Nun, da kann es nicht so schlimm stehen, denken sie alle, aufatmend. Man hat ihm auf einige Wochen Heilstättenaufenthalt bewilligt, erfahren sie aus seinem Munde. Nach einigen Tagen ist Max Schlichters Arbeitsplatz leer. Der Zug führt ihn fort in die Berge. Aber — das Schicksal will nicht, daß er sie erreicht. Noch während der Fahrt, in einer Station, wo der Zug gerade länger anhält, wirft ein unerwarteter Blutsturz das junge Leben dem Tod in die Arme. —— — Am nächsten Tag erhält der Betriebsleiter der Fabrik die Kunde von Max Schlichters Tod. Er schüttelt seinen Kopf, als könne er es nicht fassen, entnimmt einer Mappe ein Schriftstück, zerreißt es in viele kleine Stücke. Nun ist er nicht mehr nötig — der Entlassungsschein für Max Schlichter. HHHHEAAHZHAAIHHHHIHIIHIIIHIHHITHINIHHHHHHTHIAHNAIAHHITNNHAHTHTHHTEHHHHHHHHHHHEÄHHHHHIAHIAHNEHAAEIAANEIT Der Musikant. Skizze von Leonhard Brey-Rheinhausen. Mit sechs Mann sitzen sie auf der Musikantenbühne, die wie ein breites Nest an der weißgetünchten Wand des Dorfsaales angebracht ist. Wie durch einen Nebelschleier schaut man von oben herunter in das Gewühl des über¬ füllten Saales. Die schwüle, alkoholdurchschwängerte Luft legt sich beklemmend auf die Brust der sechs Musikanten und macht ihnen die Arbeit doppelt chwer. Kragen und Rock haben sie schon beiseite gelegt. Unmerklich werden die Tänze etwas kürzer, die Halbtanzpausen, in denen einer von ihnen die Tanzgroschen einsammeln muß, länger. Die Musikanten sind doch guter Laune, trotz des schrecklichen Schwitzens. Die Einnahmen sind gut, und das Bier mundet den durstigen Kehlen. Nur Pitt Lendert, der die Klarinette spielt — sonst der Spaßmacher unter den Sechsen — ist still und in sich gekehrt, beteiligt sich nicht an dem Gespräch der anderen. Die wissen, was ihn drückt. Ihre Fröhlichkeit flaut ab, wenn sie so dumpfbrütend sitzen sehen. ihn Seine Frau, die Annekathrin, liegt krank zu Hause. Heute ist die Krise. — Er konnte nicht zu Hause bleiben, mußte für seine fünf unversorgten Kinder das Brot verdienen. Den Heiligen Abend durfte er sich nicht entgehen lassen. Das war hart, sehr hart! — Eine Krankenschwester weilte am Bett, und die Großmutter sorgte, so gut sie konnte. Ach, am liebsten wäre er bei

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