Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

Aschbach. Gugler, Herr Stephan Meiergutsbesitzer in Rohra, ein Kriegsteil¬ nehmer am Isonzo, an den Kriegsfolgen im 42. Lebensjahre gestorben. Er war Mitglied des Ortsschulrates, der Raiffeisenkasse und des Kameradschaftsvereines. 16. Steyr. Ueber Einladung der Zentral¬ stelle zur Förderung des Fremdenverkehres in Steyr und Umgebung hielt der Landesverband für Fremdenverkehr in Oberösterreich seine Hauptversammlung zum erstenmal in Steyr im festlich geschmückten Rathaussitzungssaale ab. Die Stadt war reich beflaggt. Den Vorsitz führte der Verbandspräsident Herr Landesrat Gasperschitz, der Herrn Landeshaupt¬ mannstellvertreter Dr. Schwinner, die er¬ schienenen Politiker, Vertreter der Aemter und Gemeinden und alle anderen Interessenten begrüßte. Herr Bürgermeister Sichlrader hieß alle Teilnehmer in der Stadt willkom¬ men. Die Tagung nahm einen sehr inter¬ essanten und anregenden Verlauf. Leider war der Tag vollkommen verregnet. — Zugleich wurde im Rathause eine Propaganda=Aus¬ tellung von Bildwerken des heimischen Mei¬ sters Herrn Hauptschuldirektor Alois Lebe¬ da eröffnet. Lichtbildervortrag des Herrn — C. Casapiccola aus Steyr in der Urania über seine Erlebnisse auf dem letzten öster¬ reichisch=ungarischen Kriegsschiff in China, dem Kreuzer „Kaiserin Elisabeth“, der 1913 von Pola ausfuhr und im Weltkriege vor Tsing¬ tau gesprengt wurde. Kleinraming. In der Mühlbergsäge zersprang beim Hackenschleifen ein großer Schleistein. Ein Stück davon durchschlug das Dach. Das andere zertrümmerte einen Fenster¬ stock. Der beim Schleifen beschäftigt gewesene Herr Josef Schwödiauer entging wie durch ein Wunder dem Tode. Seitenstetten. Der neugewählte hoch¬ würdigste Abt Ignaz Schachermair von Kremsmünster machte dem Oberhaupte des Stiftes Seitenstetten seinen Antrittsbesuch Ennsdorf. Um 1 Uhr mittags wurde bei der Uebersetzung der Raderstraße der 24jäh¬ rige Hausdiener Heinrich Pechböckaue Mauthausen vom Schnellzug überfahren und getötet. Er war bei den Franziskanern in Enns bedienstet und sollte Milch holen. Nack dem Passieren eines Lastzuges wollte er das Gleis überschreiten, übersah aber den heran¬ brausenden Schnellzug 17. Steyr. Lichtbildervortrag des hochw. Herrn Brigadepfarrers F. Sandberger von Linz im Kath. Gesellenvereinssaale über den italienischen Kriegsschauplatz und die Kriegergräber, veranstaltet vom Kath. Volks¬ bildungsverein Steyr. Micheldorf. Beim Abtransport von Gerüstholz im Steinbruch des Kirchdorfer Zementwerkes wurde der 25jährige Hilfs¬ Alexander Weichselgärtner arbeiter # von einem Balken am Kopfe getroffen, wo¬ 327 durch Störungen seines Geisteszustandes auf¬ traten, die zur Folge hatten, daß er sich am 21. d. M. in geistiger Umnachtung erhängte. Hinterstoder. Der Gemeindeausschuß Al¬ ernannte Herrn Landesoberbaurat Ing. fred Sighartner in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau der Stodertal¬ straße vom Bahnhofe Dirnbach=Stoder nach Hinterstoder zum Ehrenbürger. Die Ueber¬ reichung des Diplomes erfolgte im Sommer. 18. Weyer. An einer reißenden Stelle der Salza in der Palfau zerschellte ein Floß mit vier Flößern an einem Felsen, wobei der Flößer Josef Ahrer von der Ortschaft Nack der Enns ertrank. Die übrigen drei Kame¬ raden Ahrers, die auf einen Felsenhang ge¬ worfen wurden, konnten nach einigen Stun¬ den aus ihrer gefährlichen Lage befreit wer¬ den. Josef Ahrer war verheiratet und Vater von zwei unmündigen Kindern. Großraming. 50 Sänger des Gesellig¬ keitsvereines „Rodenstein“ in Wien kamen über Pfingsten zu Besuch und bereiteten den Großramingern durch ihren Gesang freuden¬ volle Feiertage. St. Peter i. d. Au. Pfingstbesuch des Männergesangvereines der Kamm= u. Fächer¬ macher aus Wien, 13. Bezirk, der vom Ge¬ sangverein St. Peter gastfreundlich emp¬ fangen wurde. 19. Steyr. Die Pfingsten dieses Jahres gaben der alten Eisenstadt wirklich das Ge¬ präge einer Fremdenstadt. Die Pfingstveran¬ staltungen verteilten sich auf alle Parteien. Wohl selten dürfte Steyr so reichen Fahnen¬ schmuck aufzuweisen gehabt haben wie dies¬ mal. Die Fahnen grüßten die Gäste vom Bunde der Reichsdeutschen in Oesterreich, die Steyr als Tagungsort ausersehen hatten, die deutschen Sänger aus Wien, die mitgekommen waren, die sozialdemokratischen Turner, die zu dem Arbeitersportfeste zahlreich von aus¬ wärts anlangten, und nicht zuletzt die stram¬ men christlichen Arbeiterinnen und Arbeiter, die in großer Zahl aus dem Enns= und Steyr¬ tale, aus dem Kremstal und dem Machland aus dem niederösterreichischen Mostviertel und Linz zum christlichen Arbeitertag herbeigeeilt waren. Es zeigte sich hiebei, daß alle ganz gut nebeneinander leben können, wenn nur von der Wille da ist. Die üblen Eindrücke er¬ Pfingsten vorigen Jahres wurden diesmal so freulich verwischt. Das Wetter wäre nicht übel gewesen, wenn der Wind nicht gar so unangenehm kalt gewesen wäre, so daß man gerne zu den Winterkleidern griff Der erste christliche Arbeitertag in Steyr war in jeder Weise voll gelungen und nahm einen sehr schönen, befriedigenden Verlauf. Am Pfingstsonntag mittags trafen die meisten Delegierten von auswärts ein. Zur Tagung waren auch die Landtagsabgeordneten Enzelsberger, Ferdin und Dr. Lorenzoni sowie viele Vertreter des Klerus und andere Per¬

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