Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

304 eine seit 54 Jahren angehört, zu Ehrenmit¬ gliedern ernannt. Sierning. Frau Anna Wittmann, —* Kaufmanns= und Haus¬ geb. Lardschneider, besitzerswitwe, im 80. Lebensjahre gestorben. Sie war die Schwiegermutter des Herrn Oberstleutnants=Wirtschaftsoffiziers Pau Raggautz beim Alpenjägerbataillon7/3. Spital a. P. Missionserneuerung bis 7. d. M., gehalten von Salvatorianer=Patres von Pfarrkirchen in Niederbayern. St. Valentin. Der Musikverein wählte Herrn Josef Pillgrab zu seinem neuen Obmann. 4. Altenmarkt a. d. Enns. Herr Ka¬ jetan Schnabl, gewesener Besitzer am Sonndorfergute in Unterlaussa, im 85. Le¬ bensjahre gestorben. Durch Jahrzehnte machte er sich verdient in der Gemeindevertretung, im Ortsschulrate und als Straßenaufseher. Um das Zustandekommen des Kirchleins in Unter¬ laussa erwarb er sich ein besonderes Ver¬ dienst. Er stiftete für dieses zwei schön ge¬ malte Fenster. 1910 erwarb er sich einen kleinen Besitz in Altenmarkt, wo er auch starb 5. Steyr. Lichtbildervortrag der Herren Hochw. Kooperator A. Seir und Fachlehrer F. Trauner über „Vergessene Herrlich¬ 77 keiten im Rahmen des Kath. Volksbildungs¬ vereines Steyr. Der interessante Vortrag be¬ handelt in vielen herrlichen Lichtbildern die Kunstschätze der ehemaligen Stifte Garsten und Gleink und wurde mehrmals wiederholt. Bezirkstagung der Kath. Frauenorganisa¬ tion. Frau Fachlehrerin Helene Neubacher Bezirksobfrau gewählt. Hochw. Herr zur Stadtpfarrkaplan Scheurecker aus Enns sprach über die Katholische Aktion. Der berüchtigte Einbrecher Josef Hand¬ los, der wegen einer ganzen Reihe von Ein¬ bruchsdiebstählen in Oberösterreich, darunter wegen des Posteinbruches in Ternberg, seit dem Vorjahre vergeblich gesucht wurde und chließlich endlich in Innsbruck festgenommen werden konnte, wurde mittels Bahn nach Steyr gebracht, wo er auf der Eskorte in das kreisgerichtliche Gefängenhaus knapp vor dem Tore der ihm bekannten Fronfeste dem ihn begleitenden Justizwachebeamten entwich und in der Richtung ennsaufwärts flüchtete. Trotzdem seine Verfolgung sofort aufgenom¬ men wurde, konnte er nicht mehr ergriffen werden. Er wurde in mehreren Orten des Ennstales beobachtet, konnte aber lange nicht festgenommen werden. Erst am 23. März konnte der Flüchtling vom Gendarmerieposten Krieglach in Steiermark verhaftet und dem Bezirksgerichte Kindberg eingeliefert werden, von wo er dann unter sicherer Be¬ deckung wieder nach Steyr überstellt wurde Garsten. Nach 6 Uhr früh entstand in den Gummi= und Kabelwerken der Firma Reithoffers Söhne in Pyrach in der Gummitrockenanlage, die sich im ersten Stock¬ werke eines Objektes befindet und in der etwa 4000 Kilogramm Roh= und Regenerator¬ gummi lagerten, durch Selbstentzündung ein Brand, der sich ungemein rasch verbreitete und sämtliche Gummivorräte in diesem Raume im Werte von rund 4800 S vernich¬ tete. Durch die gewaltige Hitze entstanden in den Betonmauern Sprünge und aus dem mit Ziegeln gedeckten Dache schlugen hohe Flam¬ men, so daß Gefahr bestand, daß sich das Feuer noch weiter verbreiten könne. Außer der freiw Betriebsfeuerwehr der Firma waren zur Hilfeleistung erschienen drei Lösch¬ züge der freiw. Feuerwehr Steyr, ein Lösch¬ zug der freiw. Betriebsfeuerwehr der Steyr¬ Werke sowie die freiw. Feuerwehren von Garsten und St. Ulrich, deren vereintem Zu¬ ammenwirken es nach mehrstündiger Arbeit gelang, den Brand so weit zu löschen, daß eine weitere Gefahr ausgeschlossen war. Vorderstoder. Zur Lehrerin daselbst Fräulein Marianne Trigler aus Schlee¬ dorf in Salzburg ernannt. Sie übernahm auch den Organistendienst. 6. Kremsmünster. An diesem Tage traf von der kirchlichen Behörde die Genehmi¬ gung des Rücktrittes des hochwst. Abtes des Benediktinerstiftes, Leander Czerny, von einem Amte als Stiftsabt, worum er schon im Jänner d. J. in Rom nachgesucht hatte, und der Vornahme der Neuwahl eines Abtes ein. Abt Leander, geboren 1859 zu Mödritz bei Brünn, trat 1881 in das Stift zu Krems¬ münster ein und wurde 1886 zum Priester geweiht. 19 Jahre war er in der Seelsorge, im Lehramte und in der Verwaltung tätig, bis er am 27. April 1905 zum Abte gewählt wurde. Während seiner fast 24jährigen Re¬ gierungszeit hatte er die schweren Bedräng¬ nisse, Verluste und Enttäuschungen mitzu¬ machen, die der Weltkrieg und die darauffol¬ genden Umsturzjahre mit sich brachten. Nur die äußerste Sparsamkeit und die sorgsamste Ausnützung der noch vorhandenen Hilfs¬ quellen vermochte die Mittel aufzutreiben, um die umfangreichen Baulichkeiten des großen Stiftes und der 25 inkorporierten Pfarreien zu erhalten, die zahlreichen in Stiftsdiensten stehenden Personen zu besolden und den Mit¬ gliedern des Hauses einen bescheidenen Lebensunterhalt zu sichern. Abt Leander hatte unter solchen Umständen schwer zu kämpfen und so ist es verständlich, daß er sich nun in einem 70. Lebensjahre nach einer so langen, mühevollen Wirksamkeit in der schwierigsten Zeit, die das altehrwürdige Haus seit seiner Gründung durchzumachen hatte, nach Ruhe sehnte, die ihm nun durch den Apostolischen Stuhl bewilligt wurde. Auch vor ungefähr hundert Jahren hat ein Abt, Anselm Mayr¬ hofer, nach zehnjähriger Regierung 1821 sein Amt niedergelegt, wie auch schon früher meh¬ rere Resignationen vorgekommen sind Dem zurückgetretenen Abte, der bis zur Neuwahl

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