Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

wirtschaftsminister, und Mitbesitzerin am Ze¬ hetnergute in Schmieding, im 49. Lebensjahre gestorben. Die Verstorbene war eine tüchtige owie Hausfrau und treubesorgte Gattin Mutter, um deren unersetzlichen Verlust der Gatte mit fünf Söhnen und zwei Töchtern trauert. Sie war Fahnenpatin des Oberösterr Bauernbundes, Mitglied mehrerer humani¬ tärer und religiöser Vereine und eine große Wohltäterin der Armen. Unzählige Beileids¬ kundgebungen, darunter von vielen hochge¬ stellten Persönlichkeiten, kamen Herrn Natio¬ nalrat Födermayr zu. Wohl selten hat ein stilles Dorf einen so imposanten Leichenzug gesehen wie beim Begräbnis dieser edlen Frau. Grünburg. Herr Josef Englstorfer Bäckermeister, infolge Herzschlages im besten Mannesalter plötzlich gestorben. Er war einige Zeit Mitglied der Gemeindevertretung, Orts¬ chulrats=Obmannstellvertreter, Mitgründer der Musikkapelle, Mitglied der Feuerwehren von Grünburg und Wagenhub sowie anderer Vereine. Haidershofen. Der neue Oberlehrer bisher Lehrer in Herr Josef Seifert, Mauer=Oehling, eingetroffen. Er wurde feier¬ lich empfangen. Lehrer Herr Leopold Si¬ mon kam von Haidershofen nach Mauer¬ Oehling. Aschbach. Der 93jährige Herr Jos. Knap¬ pek, der durch mehr als 50 Jahre, zuletzt als Oberinspektor, bei der Versicherungsanstalt „Donau“ wirkte, feierte mit seiner 83jährigen Gattin das 60jährige Ehejubiläum. 6. Schlierbach. Eine Aebte=Konférenz des Zisterzienser=Ordens in Mehrerau bei Bregenz entschied über die im Jahre 1927 be¬ gonnene Missionsgründung in Nordamerika, welche am 20. August v. J. in der Nähe von Milwaukee, in „Spring Bank“, durch 8Ordens Franz des Generalabt den einem Holländer, eröffnet Janssens, wurde, und bestimmte den hochwst. Abt von Schlierbach zum Visitator und Vaterabt, so daß die genannte Neugründung als Tochter¬ kloster von Schlierbach gilt. Prior dortselbst ist jetzt Hochw. Pater Thomas Roos von Schlierbach. Im Juni d. J. wurden zwei Zisterzienserpriester und vier Laienbrüder von Schlierbach in die neue Mission entsandt. Prälat Dr. Wiesinger begleitete sie bis Rot¬ terdam. 7. Wolfern. Die Gasthausbesitzerin im Neugebäude Fräulein Marie Maier im 79. Lebensjahre gestorben. Die Verstorbene führte über 60 Jahre das Wirtsgeschäft und war Rom= Jerusalem= und Lourdespilgerin Niederneukirchen. Herr Landtags¬ und Bürgermeister Alber abgeordneter Plaß feierte sein 25jähriges Bürgermeister¬ jubiläum, wobei er mit dem silbernen Ehren¬ zeichen der Republik dekoriert und ihm das Ehrendiplom der Gemeinde überreicht wurde. 299 Pießling. Herr Tischlermeister Heinrich Reichmayr feierte sein 30jähriges Meister¬ jubiläum Erla (N.=Oe.). Herr Franz Pölzl, Haus¬ besitzer und Schneidermeister, in Linz im 62. Lebensjahre gestorben. Er war durch fast 32 Jahre Mesner an der Pfarrkirche daselbst. Sein Begräbnis fand in Erla statt. 9. Pfarrkirchen bei Bad Hall. 25jäh¬ riges Lehrerjubiläum des Herrn Oberlehrers Theodor Fürtauer, dem aus diesem Anlasse vom Ortsschulrate ein schönes Ge¬ schenk gewidmet wurde. 10. Steyr. Frau Fanni Tureck, Fa¬ brikantenswitwe aus Steyr, Mutter des Herrn Oberstleutnants Josef Tureck, Bataillons= und Ortskommandant in Steyr, starb in Linz im Ihre Leiche wurde nach 82. Lebensjahre. Steyr überführt. In den letzten Faschingstagen brachte der Kath. Gesellenverein Steyr das fidele Lust¬ spiel „Pension Tullius“ von Josef Eckerskorn zur Aufführung. Im Pferdezüchterverein Losenstein. Gasthof¬ wurde Herr Ludwig Daucher, besitzer, an Stelle des verstorbenen Herrn zum Sonnleitner 800 25 Kommerzialrates Fr. Distriktsobmann gewählt. Im dortigen Groß=Hollenstein. Pfarrhofe feierte Frau Rosina Ott, Be¬ amtenswitwe und Mutter des hochw. Orts¬ pfarrers Herrn Julius Ott, ihren 80. Ge¬ burtstag. 12. Steyr. Des Winters strenge Herr¬ aus¬ schaft, die sich heuer besonders grimmig eine wirkte, so daß die ältesten Leute sich an er¬ so hartnäckig andauernde Kälte nicht mit innern können, brachte viele Unbilden im sich. Die Flüsse Enns und Steyr waren aus¬ Stadtgebiete mit einer wildromantisch sehenden, zerklüfteten, dicken Eisdecke über¬ zogen. Der Ennsfluß war vom 30. Jänner bis 4. März zugefroren. Schneeverwehungen brachten empfindliche Verkehrsstörungen auf Straßen und Bahnen mit sich, im Fern¬ prechverkehr traten wiederholt Schwierig¬ keiten auf und einer der widrigsten Uebel¬ stände war die durch die Verkehrseinstellun¬ gen auf den Bahnen eingetretene Kohlen¬ not, wodurch besonders die ärmeren Leute hart betroffen wurden. Außer den Menschen hatte auch die Tierwelt, vor allem die Vögel und das Wild, unter Kälte und Hunger viel zu leiden, wodurch der Wildstand geradezu dezimiert wurde. Dazu kamen zur ohnehin starken Arbeitslosigkeit noch Betriebseinstel¬ lungen verschiedener Industrien infolge der Kälte, wie es z. B. auch in den Steyr¬ Werken vom 11. Februar an durch über acht Tage der Fall war. Die Stillegung dieser Werke wurde durch die ausgebliebenen Kohlensendungen aus der Tschechoslowakei verursacht, wo die Bahnlinien infolge der Schneeverwehungen mit Frachtzügen ver¬

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