Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

war Gemeinderat von Markt Haag, Mitglied des Sparkasseausschusses, Protektor des Ka¬ meradschaftsvereines und Mitglied verschiede¬ ner anderer Vereine. Seine Leiche wurde nach Haag überführt. Eisenerz. Der Direktor der Salzburger Oberrealschule Herr Franz Rathschüler, der seit Mitte Juli d. J. vermißt war, in einer Felsspalte der Frauenmauer=Höhle bei Eisenerz tot aufgefunden. Die Leiche wurde zunächst nach Eisenerz gebracht und dann nach Salzburg überführt. Die Leiche war bereits stark verwest, so daß nur aus dem Inhalte eines neben ihr gelegenen Rucksackes deren Identität festgestellt werden konnte. Der Verunglückte, der eine Bergfahrt in die Ennstaler Alpen unternommen hatte, dürfte beim Durchsteigen der Höhle in einen Seiten¬ tollen geraten sein, aus dem er nicht mehr ins Freie gelangen konnte. Er dürfte den Tod infolge Aufregung und Erschöpfung der Kräfte gefunden haben. 28. Enns. Der Gemeindeausschuß er¬ nannte in Würdigung ihrer Verdienste um die Sanierung der Sparkasse und um die Stadt¬ gemeinde die Herren Landeshauptmann Dok¬ tor Josef Schlegel und Karl Fischer, Präsidenten des Reichsverbandes der Spar¬ kassen Oesterreichs, zu Ehrenbürgern. Einer Reihe von Persönlichkeiten wurde außerdem für ihre Bemühungen um die Sparkasse Enns der Dank ausgesprochen. 29. Steyr. In der letzten Sitzung des Ge¬ meinderates in diesem Jahre kam die schwie¬ rige Finanzlage der Stadt nebst den zu er¬ greifenden Sanierungsmaßnahmen zur Be¬ prechung. Bürgermeister Sichlrader be¬ richtete, daß die rechnungsmäßigen Abgänge eit 1923 von Jahr zu Jahr gestiegen sind und mit 31. Dezember 1928 nach dem mit September d. J. aufgestellten reinen Geld¬ 1. präliminare ohne jeden Sachaufwand 236.822 Schilling erreichen werden, welcher Abgang für den Voranschlag 1929 vorgeschrieben wer¬ den muß. Der Gemeinderat könne noch keinen entscheidenden Beschluß zur Sanierung des Gemeindehaushaltes fassen und zu neuen Kreditaufnahmen könne nicht mehr geschritten werden, weil die Gemeinde bereits für den Zinsen= und Kapitalsrückzahlungsdienst nicht mehr aufkommen kann. Für das Jahr 1929 müsse mit einem Abgange von 549.000 S ge¬ rechnet werden, da das Bauamt für dringend gewordene Herstellungen einen Betrag von 204.000 S anfordere. Wenn dieser Forderung nicht entsprochen werden könne, so seien da¬ mit Gefahren verbunden, die Menschen be¬ treffen, und das müsse als letzter Appell den maßgebenden Stellen der Regierung mitgeteilt werden. An sozialen Fürsorgekrediten schul¬ det die Gemeinde noch 531.518 S, wofür noch 15 Jahre lang jährlich 36.000 S mit dem Zinsendienste zu zahlen sind. Vom Ministe¬ rium für soziale Verwaltung wurde ein Kredit 291 von 600.000 S in Anspruch genommen, wofür die Gemeinde aber keine Wohnhäuser bauen durfte, sondern im Verfolge der produktiven Arbeitslosenfürsorge Straßenbauten ausfüh¬ ren mußte. Zur Unterstützung von Industrie¬ gründungen nahm die Gemeinde einen Kredit von 150.000 Golddollar auf, der nunmehr erschöpft ist. Die Industrien, an denen sich die Gemeinde beteiligte, sind leider in Konkurs gegangen und die Gemeinde verlor dabei 560.000 S. Bisher wurden für diesen Kredit bereits 123.234 S bezahlt und durch 17 Jahre S hat die Gemeinde hierauf jährlich 116.000 abzustatten. Der Rückstand in der Abführung er Lohnabgabe an das Land begann im Jahre 1925, in dem die Gemeinde durch die neunwöchige Aussperrung in den Steyr¬ Werken zwei Milliarden Kronen an Lohnab¬ gabe einbüßte. Schon im Jahre 1922 wurde die erste Eingabe an Bund und Land gerich¬ tet, in der auf die Notlage der Stadt hinge¬ wiesen wurde, der dann noch weitere folgten, reilich ohne ausschlaggebenden Erfolg. Das einzige Mittel zur Sanierung der Gemeinde wäre die Erhöhung der Mietzinsabgabe ge¬ wesen, welche 240.000 S eingetragen hätte und wozu die Gemeinderatsmehrheit ihre Zu¬ stimmung gegeben hatte, der Finanzminister aber seine Zusage ablehnte. Eine Abtretung von Gebäuden an den Bund habe die Re¬ gierung abgelehnt, sowie auch mit der Ver¬ bundlichung der Polizei in Steyr gegenwär¬ tig nicht zu rechnen ist. Dafür werde die Ge¬ meinde für das in Ausarbeitung befindliche stärker Kleinrentnerfürsorgegesetz neuerlich herangezogen. Erst als dem Finanzminister die Frage vorgelegt wurde, ob nicht auch eine Stadt Konkurs ansagen könne, habe dieser ge¬ antwortet, es werde sich schon etwas machen lassen. Unter den Ersparungsmaßnahmen be¬ inden sich sogar solche, die gegen jedes soziale Gefühl gehen, wie Abbau der Beamten und sei der Fürsorgetätigkeit. Als letztes Mittel noch die Uebernahme des Allgemeinen Kran¬ kenhauses durch das Land in Betracht ge¬ Er¬ ogen, aber mit Besitzveräußerungen und ge¬ sparungsmaßnahmen allein könne nicht Er¬ holfen werden; es müsse unbedingt eine höhung der Einnahmen erzielt werden, wozu vor allem die Bundesregierung behilflich sein müsse. Nach längerer Wechselrede, in der die Vertreter der einzelnen Parteien das Wort ergriffen, wurde schließlich eine Entschließung mit einer Reihe von Anträgen fast durchwegs einstimmig angenommen. Haidershofen. Herr Mich. Glaser, Schneidermeister und Hausbesitzer in Vesten¬ tal, im 60 Lebensjahre gestorben. Er war ein eifriger Feuerwehrmann, der als gebürtiger Haager seinerzeit auch an der Gründung der freiwilligen Feuerwehr in Pinnersdorf teil¬ nahm. 30. Kematen a. d. Krems. Ueberrei¬ chung des Ehrenmitgliedsdiplomes des uni¬

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