Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

4 — Presenhuber eröffnet und mit dem „Mahnruf“ von Becker durch die vereinigten Gesangvereine Steyrer Männergesangverein „Sängerlust" und Christlich=deutscher Gesang¬ verein unter Leitung des Herrn Misikdirektors Prinz abgeschlossen. Die massenhaft besuchte Die Feier erweckte begeisterte Stimmung. Republikfeiern in den Schulen fanden schon am 10. d. M. statt. Steyr. Herr Regierungsrat Franz Prix, gewesener Professor an der Theresianischen Akademie in Wien, dortselbst im 75. Lebens¬ jahre gestorben. Er war ein Bruder der Handarbeitslehrerin Fräulein Anna Prix in Steyr. — Die Apothekerswitwe Frau Juli= ana Stavianicek im 53. Lebensjahre nach langem Leiden gestorben. St. Ulrich= Die Mutter des hier ansäs¬ sigen Herrn Postmeisters i. P. Karl Mauritz, Bürgerschul¬ Frau Karoline Mauritz, direktorswitwe in Zwettl, im 73. Lebensjahre gestorben. Sie weilte ab und zu bei ihrem Sohne in St. Ulrich Ternberg. Konferenz der Kath. Arbeits¬ Bünde des Bezirkes Steyr, wobei die Wieder¬ wahl der Bezirksleitung erfolgte. Losenstein. In besonders feierlicher Weise wurde das 40jährige Priesterjubiläum des hochw. Herrn Dechants Johann Heu¬ berger von der ganzen Pfarrgemeinde be¬ gangen. Diese widmete dem Jubilar als Fest¬ geschenk ein prachtvolles Meßkleid und einen goldenen Kelch. Die Festpredigt hielt Hochw. Herr Kanonikus Vinzenz Blasl, Waisen¬ hausdirektor in Linz, als ältester, aus Losen¬ tein stammender Priester. 12. Steyr. Im Saale der ehrwürdigen Schwestern in der Berggasse hielt Herr Prof. Ulrich Schöndorfer vom Theresianum in Wien in der hiesigen philosophischen Ge¬ meinde den ersten Vortrag in diesem Seme¬ Herr ter, welchem noch weitere folgten. Josef Fimberger, Privat, gewesener Ge¬ mischtwarenhändler und Jubilar des Steyrer Bürgerkorps, im 75. Lebensjahre gestorben. Gleink. Herr Johann Landerl, ehe¬ maliger Besitzer des Hausleitnergutes, im 78. Lebensjahre gestorben. Er war lang¬ jähriges Mitglied der Gemeindevertretung, Besitzer des bischöflichen Ehrendiploms sowie Mitgründer und Ehrenmitglied der Freiw Feuerwehr. Ueber 60 Jahre wirkte er am Kirchenchor als Primgeiger mit. Ternberg. In den ersten Morgen¬ stunden erfolgte durch unbekannte Täter ein Einbruch in dem dortigen Postamte, wobei die eiserne Handkasse mit 650 S Bargeld und Postwertzeichen im Werte von 974 S geraubt wurden. Die Kasse wurde unweit des Tat¬ ortes im Freien erbrochen mit den Postwert¬ Bereits am 30. Ok¬ zeichen aufgefunden. — tober wurde nachts ein Einbruch im Post¬ amte Grünburg verübt, wobei den Tätern aber nur 30 S in die Hände fielen. Vor 1½ 281 Jahren erwischten die unbekannt gebliebenen gleichen Einbruch daselbst Diebe bei einem 7000 S. St. Florian. Gedächtnisfeier für Doktor Anton Bruckner über Anregung des o.=ö. Brucknerbundes, ausgeführt vom Linzer Dom¬ chor unter Leitung des Domkapellmeisters Hochw. Herrn Franz Müller. Hiebei kam in der Stiftskirche das Bruckner=Requiem zur Aufführung. Anschließend fand im Marmor¬ saale des Stiftes ein Liederkonzert statt. Nach Mitternacht die 13. Ried i. Tr Volksschule mit einem Holzhütte der dortigen abgebrannt, wobei die großen Holzvorrate großer Gefahr waren. Nachbarsobjekte in Eröffnung des neuerbau¬ 14. Kirchdorf. des dortigen D.=v. Turn¬ ten Lichtspielhauses vereines. Pettenbach. Um 4 Uhr morgens das Pühringerhäusel in Lungendorf niederge¬ brannt. Die Inwohnersleute Strauß waren dabei mit ihren fünf kleinen Kindern in großer Verbrennungsgefahr. 15. Steyr. Der Preßverein für Steyl und Umgebung hatte durch Erwerbung des Nachbarhauses auf der Schulstiege von Herrn Brenner zur Erweiterung der Vereins¬ druckerei zwei übereinander gelegene große Arbeitssäle geschaffen, welche durch Hochw Herrn Kanonikus Strobl als Obmann des Preßvereines die kirchliche Weihe erhielten. Auch wurde eine neue Setzmaschine (System daß die Druckerei Linotype) aufgestellt, so nunmehr drei Setzmaschinen besitzt. Steyr. Die seit kurzem von ihrem Manne geschiedene, 32jährige Fabriksbeamtensgattin Aloisia Hochgatterer unternahm angeb¬ lich aus Herzeleid über den Tod ihres am 7. Mai d. J. im Wehrgrabenkanal ertrun¬ kenen siebenjährigen Töchterleins Agnes einen Selbstmordversuch, indem sie sich eine Re¬ volverkugel in die Brust jagte, sich aber da¬ durch nur leicht verletzte und bald daraus im Krankenhause wieder hergestellt wurde. Durch Aeußerungen, die sie zu ihrem Gatten gemacht hatte und die hierüber gepflogenen Erhebungen verstärkte sich immer mehr der Verdacht, daß Aloisia Hochgatterer an dem Ertrinkungstode ihres Kindes schuldtragend sei und schließlich gestand sie, ihr Kind selbst ins Wasser geworfen und nur einen Unfall vorgetäuscht zu haben. Infolge Zwistigkeiten in der Ehe, wollte sich der Gatte der Aloisia Hochgatterer scheiden lassen und das Kind äußerte, beim Vater bleiben zu wollen, was Aloisia Hochgatterer auf keinen Fall zulassen wollte, weshalb sie auf den Gedanken kam, das Kind zu beseitigen, was sie schließlich auch ausführte. Die unmenschliche Mutter wurde darauf wegen Verbrechens des Mor¬ des in Haft genommen und dem Kreisgerichte eingeliefert. Sie wurde vom Schwurgerichte und zu Steyr einstimmig schuldig erkannt 10 Jahren schweren, verschärften Kerkers

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