Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1930

Priesterkleide Norbert Purschka in Wald¬ neukirchen seine Augen geschlossen, und nun hat das Land Oberösterreich eine Ehrenschuld abgetragen und die Grabstätte seines großen Sohnes würdig herrichten lassen. Anläßlich der Weihe des Grabdenkmales fand eine wür¬ dige, erhebende Feier zum Gedenken an Nor¬ bert Purschka statt. Am Vorabend schwamm das ganze Dorf in einem Lichtermeer denn alle Häuser waren mit Lampions und elek¬ trischen Lichtern geziert. Die Gedenktafel war von einem mächtigen Transparent umgeben Unter den Klängen der Waldneukirchner Musikkapelle zog im Fackelschein eine große Schar Bewohner mit den bereits eingetroffe¬ nen Festgästen zum Pfarrhof, wo vor der Gedenktafel Aufstellung genommen wurde. Herr Schulleiter Aigner von Pießling er¬ öffnete daselbst den Reigen der Gedenkreden, worauf sich die Verehrer Purschkas im Saale des Gasthofes Gebeshuber zu einer ein¬ die drucksvollen Huldigungsfeier vereinten o recht die Bezeichnung „Heimatabend“ ver¬ diente. Unter den Festgästen befand sich auch eine Nichte des Dichters, Frau Johanna Purschka aus Graz, sowie eine Großnichte, die in Graz studiert; ferner die Herren Be¬ zirkshauptmann Hofrat Kienmoser von Kirchdorf, Landesschulinspektor Hofrat Doktor Berger von Linz, Landesgerichtsrat Dok¬ tor Zötl, der Herausgeber der „Hoamat“= Bände, OLGR. Chimani von Grünburg, Studienrat Dr. Depiny u. a. aus Linz und sonstigen Orten. Als Bürgermeister begrüßte Herr Landtagsabg. Mandorfer die Ver¬ sammlung, worauf Herr Hofr. Kienmoser als Vertreter des Landeshauptmannes und Herr Dr. Depiny als Vertreter des Unter¬ richtsministers Dann wechselten sprachen. Lieder, Musikstücke, Vorträge aus Purschkas Dichtungen und andere in bunter Folge sowie Chöre unter Leitung des Herrn Oberlehrers Schmidhuber und prächtige Fünfgesänge. Die Streichmusik unter Herrn Lehrer Tengg leistete Vorzügliches. Herr Hauptschriftleiter Binder aus Steyr richtete an den Stelz¬ hamerbund die Bitte, nunmehr an die Her¬ zu ausgabe des dritten Purschka=Bandes chreiten, was Herr LGR. Dr. Zötl zu¬ sagte, wobei er sich aber die rege Unterstützung aller Heimatfreunde erbat. Zum Schlusse dankte Hochw. Herr Pfarrer Sallaberger allen für die Veranstaltung der Feier, wozu er selbst soviel beigetragen. — Das schlechte unfreundliche Wetter vom Vortage besserte sich auch am Hauptfesttage nicht. Nach der in der Pfarrkirche von Hochw. Herrn Pfarrer Sallaberger zelebrierten hl. Messe be¬ wegte sich ein stattlicher Festzug auf den Friedhof. Schlicht, aber eindringlich zum Her¬ zen sprechend ist die Gruftkapelle, die nun Purschkas sterbliche Ueberreste birgt. Ein großes Kreuz erhebt sich über dem Altartisch und vor diesem befindet sich die mächtige * 271 Granit=Gruftplatte mit der Inschrift: „Ruhe¬ tätte des Dechants Norbert Purschka, 1813—. 1898. Gewidmet vom Lande Oberösterreich dem Sänger der Heimat. Nach dem schönen Chor „Ich kenn' ein' hellen Edelstein hielt Landesschulinspektor Herr Hofrat Dr. Ber¬ ger eine herrliche Gedenkrede am Grabe Purschkas, dann ertönte der „Schottische Bar¬ denchor" und Herr Hofrat Kienmoser legte namens des Landes einen Kranz auf den Denkstein nieder. Herr Bürgermeister Mandorfer schmückte das Grab namens Volksdichter Norbert purschka, gewesener dechant und pfarrer in Waldneukirchen. der Gemeinde, worauf der Granitstein bald mit einer mächtigen Fülle von Blumen bedeckt wurde war. Beim gemeinsamen Mittagmahl großen die Anregung gegeben, den neuen Saal im Gasthofe Pachinger, der bei dieser wurde, Gelegenheit zum erstenmal benützt „Purschka=Saal“ zu benennen und in diesem ein schönes Purschkabild anzubringen. Nach¬ und mittags folgte noch eine Segenandacht Ein als Abschluß der Feier ein Konzert über eigentümlicher romantischer Zug liegt der Herkunftsgeschichte der Familie Purhka Bei der Eroberung von Belgrad durch Prinz Eugen im Jahre 1688 wurden drei im feind¬ lichen Lager zurückgebliebene Türkenkinder von einem österreichischen Soldaten aufge¬ General Graf unden und mitgenommen. Starhemberg nahm die drei Findlinge an Kindesstatt an und schickte sie nach Linz. Sie nannten sich Purschka, was im Türkischen „Vorgebirge“ oder „Fels im Meer“ bedeutet. Norbert Purschka wurde am 6. Juni 1813 zu Linz als Sohn eines Beamten der bischöf¬ lichen Kanzlei geboren, studierte am Linzer Gymnasium und trat dann in das Linzer Priesterseminar ein. 1836 wurde er zum

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