Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1929

303 an diesem Abend, da sein Haus in Flammen aufging, sprühte sein Auge und zuckte sein Mund: „Ich weiß, wer mir den Brand legte, Gott sei mein Zeuge, ich weiß es, und ich packe den Halunken und dann soll es ihm schlecht gehen.“ Michael reckte seinen breiten Körper und fuhr sich mit der Hand über das versengte Haar, so stand er vor dem Brandherd und sah, wie sein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt war ... Sein schönes, altes Haus mit dem Fachwerk, sein Haus, das schon sein Urgroßvater bewohnt hatte, das sich vererbt hatte, dieses Haus war nicht mehr . .. Und er, der Michael, mußte jetzt mit Frau und Kindern zum Bruder ziehen, bis die Versicherung gekommen war, bis sein neues Haus erbaut war, mochte es nochso schön werden, es war nicht die alte Heimat! — Schmerz zog das Herz des Sinnenden zusammen, sein Auge wurde dunkel in Qual, Haß sprang auf: „O, dieser Kottenbacher!“ Ja, Michael wußte es wohl: „Kottenbacher, — dieser G — — dieser Verbrecher, der war es gewesen!“ In seiner Hosentasche ballte er die Hände zur Faust, wahrlich, er würde schon Rache nehmen Da rührte eine Hand an seine Schulter, Michael sah auf. Seine Frau stand hinter ihm, ein Umschlagtuch um die Schultern gelegt, das Gesicht kalkweiß: „Komm, Michael, geh' heut' nicht in den Goldenen Bären, es könnt' ein Unglück geben, komm' mit zum Peter, der uns die große Kammer ausgeräumt hat .. .“ Michael aber konnte sich noch nicht losreißen von der qualmenden Ruine, sein Auge sog sich fest an Dampf und Rauch, hie und da sprang noch ein Funken auf, die Balken glimmten knisternd * „Alles dahin, ### murmelte er. „ Nicht alles dahin, Michael, die Kinder sind gerettet, denk' dir nur, wenn Josef oder Christa umgekommen wären.“ Die Frau schlug die Hände vor das Gesicht, nicht auszudenken war C die das: Kinder! „Ich dank' Gott, daß nur das Haus abgebrannt ist.“ „Nur das Haus, höhnte der Mann, „ist das nicht genug?“ Er biß die Lippen zusammen, eine scharfe Falte spaltete seine Stirn, jäh wandte er sein Gesicht der Frau zu. „Du hast Recht, Kathrin, wenn — die — Kinder,“ er sprach den furchtbaren Gedanken nicht zu Ende, wandte sich und schlug mit der Frau den Weg zum Bruder ein. Auf der Dorfstraße standen die Nachbarn zusammen, man hörte Stimmengeschwirr. Eimer standen umher, eine Stimme traf das Ohr des Michael: „Daß dem Grundler das passieren muß, nach der Ernte, mit rechten Dingen ging's nicht zu — na, ich hab' so meine Gedanken!“ Michael ging auf den Sprechenden zu: „He, Peter, weißt du was? Die Menschen schwiegen. Peter, der Schuster, duckte seine verwachsene Gestalt, dann sah er den Fragenden voll an: „Ich weiß nichts Bestimmtes, Michel, du bist unser aller Freund, aber, na ja, du weißt wohl: Gedanken sind zollfrei, so von ungefähr brannte dein

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