Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1929

weiterung des Bundesbahnhofes in Steyr in Aussicht genommenen Geländes. Es wurde der Aufbau eines Stockwerkes, der Bau einer Bahnhofrestauration und die Unterbringung eines Postamtes am Bahnhofe geplant. Der hiezu ausersehene Platz nördlich des jetzigen Bahnhofgebäudesist 70 Meter lang und 18 Meter breit. Die Baukosten wurden mit 500.000 S veranschlagt. Beim Baden im Ramingbache nächst der Griemühle wurde der 22jährige, in Stein wohnhaft gewesene Schuhmachermeisters= und Hausbesitzerssohn Karl Grünwaldvon einem Herzschlage getroffen und ertrank. Die Leiche wurde am nächsten Tage geborgen und in die elterliche Wohnung überführt, von wo das Leichenbegängnis auf den Friedhof in Gleink stattfand 26. Micheldorf. Um ½12 Uhr nachts das Gröbnerhaus, das zum „Pulvermacher in der Krems“ gehörige Wirtschaftsgebäude, bis auf die Mauern niedergebrannt. Die Brand¬ ursache blieb unbekannt. Daß das Wohnge¬ bäude, die Mühle und Säge sowie ein zweites Wirtschaftsgebäude und der etwas weiter ent¬ fernte Pulverturm gerettet werden konnten, war den Feuerwehren Micheldorf und Kirch¬ dorf, ersterer mit ihrer neuen Motorspritze, zu danken Spital a. P. Der Schüler Franz Reder der Bundes=Gewerbeschule in Linz, ein Kaffeehausbesitzerssohn von dort, gelegent¬ lich eines Schülerausfluges von der Spitze des Hohen Pyhrgas über die Ostwand tödlich abgestürzt. 27. Seitenstetten. Fr. Wolfgang Standhartinger vom Benediktinerstifte in Seitenstetten im Benediktinerkolleg zu St. Peter in Salzburg, wo er zum Theologie¬ studium weilte, im Alter von 26 Jahren ge¬ storben. Der junge, hoffnungsvolle Mann war in Peterskirchen i. J. geboren, absolvierte das Gymnasium in Seitenstetten und trat 1925 in die dortige Abtei ein. 28. Kronstorf. Morgens brach im Hause der Straßenwärterseheleute Franz und Maria Wundal in Pühring, vermutlich durch Selbstentzündung des frisch eingebrachten Heues, Feuer aus, das das kleine Anwesen bis auf die Mauern einäscherte. St. Pantaleon. Weihe der neu ange¬ schafften Motorspritze der freiw. Feuerwehr, an der zahlreiche auswärtige Feuerwehren und sonstige Festgäste teilnahmen. 29. Steyr. Uraufführung des anläßlich des großen 3. oberösterreichisch=salzburgischen Kreisturnfestes in Steyr von Prof. Gregor Goldbacher verfaßten historischen Fest¬ pieles „Aus Steyrs Vergangen¬ heit“ im Hofe der alten Styraburg (Schloß Lamberg). Die großartige Aufmachung des Festspieles, bei dem rund 300 Personen mit¬ wirkten, übertraf alle Erwartungen und er¬ weckte allgemeinen stürmischen Beifall. Die 279 Spielleitung hatte Frau Marie Reschen¬ eder inne, der als Kunstbeiräte die Herren Med.=Rat Dr. Klunzinger und Architekt Theer zur Seite standen. Die Musik zu den Zwischenspielen, Gesängen, Reigen und Tänzen haben die Herren Musikdirektor Joh. Prinz und Max Wodniansky=Wil¬ denfels geschaffen. Die Reigen und Tänze (Schwertertanz der Messerer, Reiftanz und Altsteirischer) hatte Herr Prof. Hans Pich¬ ler, Oberturnwart des Deutschen Turnver¬ eines Steyr, eingerichtet und einstudiert. Die Mitwirkenden waren neben den besten Kräf¬ ten der Dilettanten=Theatergesellschaft zum Großteil Mitgliederund Angehörige des Deutschen Turnvereines. Die prächtigen Ko¬ stüme waren von der Leihanstalt „Ridia“ (Toni Stein) in Ried i. J. beigestellt worden. Das eindrucksvolle Spiel bringt in sechs Akten die wichtigsten Geschehnisse aus der Geschichte der Stadt Steyr zur Vorführung von der Erhebung Ottokars IV. zum Herzog (1180) bis Josef Werndl. Die Aufführungen, welche zumeist von schönen Sommerabenden begün¬ tigt waren, gestalteten sich zu einemnock nicht dagewesenen glänzenden Erlebnie der alten Eisenstadt und wurden von vielenTau¬ senden aus nah und fern besucht. Zum Schlusse der Uraufführung sprach Herr Bür¬ germeister Sichlrader dem Verfasser den Dank der Stadt Steyr aus und ließ hm einen mächtigen Lorbeerkranz überreichen Prof. Goldbacher hat mit diesem Festspiel ür seine Vaterstadt ein Werk von dauerndem Werte geschaffen. Es fanden im ganzenacht Aufführungen, die letzte am 10. Juli, tatt. Beteiligt waren 23 Sprechrollen und 258 tumme Rollenträger nebst den Musikern Die Gesamtbesucherzahl betrug rund 10.000 Per¬ onen, wobei 1200 Sitzplätze vorhanden waren, woraus hervorgeht, daß sämtliche Aufführun¬ gen ausverkauft waren. Der Schloßherr von Steyr Graf Heinrich Lamberg, wohnte mit Familie der ersten Aufführung an. Der alte Schloßhof der tausendjährigen Styraburg bot zu dem Festspiel auf historischem Boden einen eigenartigen stimmungsvollen Platz. Für die aus der Schulpflicht entlassenen Schüler, die zumeist der „Frohen Jugend angehörten, veranstaltete die Jugendgruppe der K. F. O. „Eisenblüte“ für die Mädchen und der Verein „Frohe Jugend“ für die Knaben sehr schön verlaufene Schulent¬ lassungsfeiern Weichstetten. Weihe eines neuen Fried¬ hofteiles durch Hochw. Herrn Dechant Aitzet¬ müller von Enns. Enns. Prächtig verlaufener Ausflug des Mädchenhortes unter Führung des hochw. Herrn Kooperators Alois Raster ins Salz¬ kammergut bis Ebensee Kremsmünster. Die Hausgehilfinnen im Stifte Anna Gruber, Johanna Lachin¬ ger und Maria Ehrenberger wurden

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