29 Der Detektiv war ein Mann von nicht geringem Mut. Dennoch befiel ihn angesichts seiner Hilflosigkeit dem rasenden Elemente gegenüber etwas wieAngstgefühl. Mit tiefem Entsetzen gewahrte Graham jetzt, wie rings um ihn ein kleiner Wall von Sand aufwuchs, ein Wall, mit dem der Sandsturm ihn zu umgürten suchte, bis er, der schwache Mensch, entkräftet und erstickt, für immer in sich zusammensinken würde. Aber noch einmal raffte der Detektiv sich empor. Er hatte einst von dem Erkennungsruf der Australier und weißen Buschleute gehört und wollte diesen Schrei benützen, um Menschen, falls solche in der Nähe waren, herbeizurufen. „Ku=ih! Ku=ih!“ schrie er jetzt in das Unwetter hinaus, bis seine Stimme sich in verzweifelter Anstrengung grell überschlug. — Und da — großer Gott! Eine ferne Stimme hatte seinen Verzweiflungsschrei beantwortet; jetzt erklang sie schon näher, und nun vernahm der Detektiv mit unbeschreiblicher Freude und Hoffnung den kurzen Galopp eines Pferdes, gedämpft durch den tiefen Sand, dicht in seiner Nähe. „Wer sind Sie? Wie kommen Sie hieher?“ fragte der Unbekannte, indem er sich zu dem Polizeiagenten niederbeugte. „Ich bin — ein Gast Mister Wagners und war mit ihm auf dem Wege, um die Hütte des Heckenreiters aufzusuchen. In der Dunkelheit habe ich meinen Begleiter aus den Augen verloren.“ „Der Heckenreiter bin ich selbst. Ich scheine gerade noch rechtzeitig ge¬ kommen zu sein, um Sie vor dem Untergange zu bewahren. Werden Sieich erheben und mein Pferd besteigen können? „Ich will es versuchen,“ murmelte der Detektiv mit seltsamem Gefühl in der Brust. Er setzte seine ganze Kraft ein, um sich aufzurichten, sank aber mit schmerzlichem Aechzen wieder zurück. „Es bleibt nichts anderes übrig, als Sie zu meiner Hütte zu tragen.“ Eine halbe Stunde später langte der Retter, keuchend unter der Last und sein Pferd am Zügel führend, bei der Hütte an. Hier trat ihnen schon Wagner entgegen, der erst vor einigen Minuten angekommen war. Er hatte seinen Begleiter zu spät vermißt und war dann kreuz und quer umhergeritten, ohne ihnauffinden zu können. Graham warf dem Schafzüchter einen bittenden Blick zu, den dieser wohl verstand. Während nun der Sturm mit grellem Pfeifen um die Hütte fuhr und gewichtige Sandmassen auf das Dach niederwarf, war der Heckenreiter an dem kleinen Herdfeuer eifrig beschäftigt, Tee zu bereiten und Brotfladen zu backen. Inzwischen untersuchte Wagner, der etwas von der Heilkunde verstand, das verletzte Bein des Detektivs und verband es notdürftig. Mit eifrigem Kopfnicken und zufriedenen Gesichtszügen zog der Detektiv jetzt seine Brieftasche hervor und entnahm ihr einige Papiere und eine kleine Photographie. Diese Dinge knüllte er rasch zusammen und reichte sie Wagner hin, der damit an das flackernde Herdfeuer trat. Ein Ausdruck stiller Freude leuchtete aus den Augen des Schafzüchters, als er das unscheinbare Knäuel in die zuckenden Flammen warf, die es gierig verzehrten. Der Sydneyer Detektiv hatte seine Schuld bezahlt — der Heckenreiter hat nie erfahren, was diese Papiere für ihn bedeutet hätten!
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