24 wußte. In den folgenden Tagen fanden mehrere Hausdurchsuchungen statt, so bei Dr. Holzmüller in Steyrdorf, Joachim Händl usw. und in den versperrten Häusern der geflüchteten Bürger wurde inventiert. Bei dem am 19. Dezember mit den gefangenen Bürgern stattgefundenen Verhör wurden einige aus der Haft entlassen. Die Richterwahl, welche in dieser Zeit hätte stattfinden sollen, wurde infolge der herrschenden Unordnung nicht abgehalten. Vor den Weihnachtsfeiertagen kam das Auerspergische Regiment zu Pferd von hier weg nach Mähren, die fünf Kompagnien „Reuther“ und fünf Fahnen Fußvolk (Pappenheimer) marschierten ins Reich ab, denn es wäre unmöglich gewesen, so viel Kriegsvolk erhalten zu können; „es were alles verheert und verzöhrt worden“, sagt der Chronist. Die Untersuchung gegen diejenigen Bürger, welche während der Be¬ setzung der Stadt durch die Bauern mit den Rebellen gemeinsame Sache gemacht hatten, dauerte bis ins Jahr 1627 hinein. Zur Vollführung der wider die Urheber des Aufstandes gefällten Urteile war der 26. März 1627 bestimmt. Unter den Verurteilten befand sich Wolff Madlseder, Bürger und einst Stadtrichter von Steyr, Lazarus Holzmüller, Doktor in Steyr, und Hans Angerholzer, Bäcker von Steyr. Alle wurden enthauptet und gevierteilt. Die Exekution fand in Linz statt. Die Köpfe des Madlseder und Holzmüller wurden durch den Henker nach Steyr gebracht. Bei dem Pranger vor dem Rathause grub man eine Säule ein, darüber befestigte man eine eiserne Klammer mit zwei nach aufwärts stehenden Spitzen, welche die beiden Köpfe der Hingerichteten trugen, deren Gesichter gegen das Haus des Madlseder (nach Pritz Haus Nr. 44) gerichtet waren. Am 23. April 1627 folgte eine zweite Exekution; 18 Rebellen wurden am Hauptplatze in Linz enthauptet. Auch ein Steyrer war darunter und sein abgeschlagenes Haupt sollte gleichfalls in Steyr öffentlich ausgestellt werden. Auf Grund der vor seinem Tode an den Tag gelegten Reue und auf Für¬ bitten der Geistlichkeit wurde jedoch davon Abstand genommen und der Leichnam wurde bei der Stadtpfarrkirche in Linz „ehrlich“ begraben. Nun da der Aufstand der Bauern niedergerungen und die Rädelsführer auf so schreckliche Weise bestraft worden waren, trat das Bestreben des Landesfürsten, seine Untertanen wieder zum katholischen Glauben zurück¬ zuführen, in den Vordergrund. Am 8. Mai kam ein Befehl nach Steyr, den Bürgern zu verkünden, daß alle, die nicht katholisch werden wollen, noch bis 9. Juni Bedenkzeit haben; die sich nicht bekehren wollen, müssen das Land verlassen. Am 30. Mai hielt der Abt von Göttweih in der Pfarrkirche eine Predigt zur Bekehrung der Protestanten und es wurde verkündet, welche Steuern die Auswandernden zu zahlen haben. Viele wurden katholisch, ein großer Teil (meistens wohlhabende Leute) blieb der Lehre Luthers treu und zog nach Regensburg, Augsburg und in andere deutsche Reichsstädte oder nach Ungarn. Steyr verlor dadurch eine große Zahl geldkräftiger Leute, welcher Umstand auf Handel und Verkehr in der nächsten Zeit und auch für alle folgenden Zeiten nicht ohne Folgen blieb. Viel Kummer, schwere Drangsale waren über die Stadt gekommen, ohne daß Vorteile für sie und ihre Bewohner aus dem Aufstande der Bauern von 1626 erwachsen wären.
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