Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1928

23 Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüller in stadtgerichtliche Obhut zu nehmen, später, am 16. Oktober, erhielt der Stadtrichter den Auftrag, die Sachen zu visitieren und alle Schriften zu untersuchen. Neue Quartiersorgen kamen über die Stadt durch den Einmarsch einer Reiter=Kompagnie in die Stadt am 11. Oktober. Noch dazu waren es „üble Gäst. Schwärmeten Ganze Nacht und mueßte Essen und Thrinkhen Genug dasein“. Am 15. Oktober marschierten zwar 100 Musketiere und 50 Reiter gegen Gmunden ab, kamen aber nach vier Tagen wieder zurück. Für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in der Stadt war man seitens der maßgebenden Behörden besorgt. Am 18. Oktober erhielten die Viertelmeister vom Magistrat den Auftrag, ein jeder solle sein Viertel zu sich rufen und den Versammelten folgendes mitteilen: 1. Kein Bürger darf ohne Bewilligung des Bürgermeisters verreisen. 2. Kein Bürger darf einen Fremden beherbergen, wenn er nicht dessen Tauf¬ und Zunamen dem Bügermeister bekanntgegeben hat. Die Viertelmeister wurden auch aufgefordert, ein Verzeichnis der in ihrem Viertel gelegenen bewohnten und unbewohnten Häuser anzulegen, ein wachsames Auge aufs Feuer zu haben und die Ausgießung hitziger Schmachreden zu verbieten. Zur großen Freude der Stadtbewohner marschierten am 25. Oktober 150 Musketiere und 50 Reiter nach Gmunden ab. Am 5. November erhielten die Viertelmeister den strengen Auftrag, den in ihrem Viertel wohnenden Leuten auf keinem Falle zu gestatten, daß sie einem Rebellen Unterschlupf gewähren. Ueberhaupt begann man jetzt nach denen zu suchen, die während der Herrschaft der Bauern ihnen mit Rat oder Tat beigestanden. Am 17. November kam von Linz der Auftrag an das Stadtgericht, alle katholischen Bürger auf das Rathaus zu fordern, wenn der von Linz entsendete Kommissarius ankomme. Es müsse unter Eidespflicht jeder aussagen, wer von den hiesigen Bewohnern „in der Paurn=Aufstandt sich habe gebrauchen lassen, welche Rädelsführer und Befehlshaber abgeben, auch was sie für Schmach= und so schimpfliche Reden wider den Statthalter und die katholische Religion ausgesprengt“ Dieses Verhör dauerte sechs Stunden. Die Aussagen wurden nach Linz geschickt, die meisten Rädelsführer, „die mit den Paurn interessiert gewesen, in Verhafft genommen“ Zu der am 22. geschlagenen Schlacht bei Gmunden (Pinsdorf) war auch das hier gelegene kaiserliche Kriegsvolk nach Gmunden abgezogen worden, kam aber am 26. wieder zurück. Man brachte 800 Stück Vieh mit und verkaufte es. Eine Kuh kostete 4 bis 5 Gulden. Am 7. Dezember kam die vom Kaiser beorderte Exekutionskommission an. Der Bürgermeister mußte auf deren Befehl alle rebellischen Bürger, welche es mit den Bauern gehalten hatten, vorladen, worauf sie examiniert wurden. Hans Himmelberger, Kaspar Reinhart, Wozl, Dr. Animäus, Gottlieb Hoffmann und zwanzig andere Bürger wurden in Haft ge¬ nommen. Die Frage, wo die an den Oberstleutnant der Besatzungstruppen abzu¬ * liefernden 1500 Gulden hergenommen werden sollten, beschäftigte den Rat der Stadt am 9. Dezember und man kam überein, diesen Betrag von dem Gelde der entwichenen Emigranten zu nehmen. Am 10. Dezember wurden die katholischen Bürger vor die Kommissäre der oben erwähnten Exekutionskommission gerufen und es mußte ein jeder „ „beym Jurament“ aussagen, was er von den Radelsführern der Bauern

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