21 Für die katholischen Bürger kamen bald bessere Tage. Am 5. August überbrachte ihnen der Barbier Luz von Oberst Auersperg eine „Salva Quardia: Wenn nämlich die kaiserlichen Truppen nach Steyr kommen sollten, so brauchten die mit dem Quardia=Brief Beteilten ihn nur auf ein Taferl über den Haustüren anzuschlagen und würden dann von den Soldaten „keine Anfechtung haben“ Die Lage der Bauern verschlechterte sich immer mehr. Am 8. August begannen sie beim Ramingsteg eine Schanze anzulegen, wozu die ganze Sierninger Pfarre, bei 600 Bauern, aufgeboten wurde. Die Bauern hatten nämlich Kunde davon erhalten, daß kaiserliche Truppen im Anmarsche gegen Steyr seien. Natürlich wurde auch der Wachdienst in der Stadt verstärkt. Am 14. August reisten die von den Bauern gewählten Kommissäre Wolff Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüller nach Melk, um mit den kaiserlichen Kommissären betreffs des Friedens zu unterhandeln. Man war zum Frieden geneigt, denn so manches Mißgeschick hatte das Bauernheer getroffen. Am 17. August verlor das Bauernheer bei einem seitens des D kaiserlichen Kriegsvolkes unternommenen Angriff bei Ansfelden mehr als tausend Streiter. Der Oberbefehlshaber der Bauern, Wiellinger, entkam mit einer Schußwunde in der linken Hand mit Mühe der Gefangennahme und floh nach Steyr, wo ihm der Stadtbader die Kugel herausschnitt. Die Bauern zu Steyr machten am gleichen Tage einen Ausfall gegen Enns zu und nahmen dabei den Sohn eines Garstener Schmiedes gefangen, der zu Enns beim kaiserlichen Kriegsvolk gewesen war. Sie führten ihn zum Wurstenhofer, allwo der Bauernhauptmann Neumüller sein Quartier hatte. Dieser begann den Gefangenen zu examinieren und zu peinigen, er drohte ihm mit Abschneiden der Nase und der Ohren, wenn er nicht aussage, welche von den katholischen Bürgern der Stadt bei dem kaiserlichen Kriegsvolk in Enns gewesen wären, bezw. noch dort wären. Unter dem Drucke dieser Drohungen gab der Gefangene an, der Sätz, der Raab, der Schweinz¬ berger Rauchfangkehrer, der Luz Barbier, der Luckhner zu Losenstein wären noch in Enns, der Urban Schneider und der Müllner „zwischen den Brucken“ wären dort gewesen und hätten vom kaiserlichen Oberst Löbl „Salva Quardia“ für sie nach Steyr gebracht. Auch unser Chronist Zettl wurde von seinen Nachbarn bei den Bauern verdächtigt, mit dem kaiserlichen Kriegsvolk zu Enns in brieflichem Verkehr gestanden zu sein. Er wurde gefangen gesetzt und hatte von den Bauern viel zu leiden, wie er des längeren in der Chronik darüber berichtet (Seite 66). Er kam mit dem bloßen Schrecken davon. Am 21. August kam heimlich die Kunde in die Stadt, daß am nächsten Tag das kaiserliche Kriegsvolk nach Steyr kommen werde. Richtig kam um 9 Uhr am Morgen des 22. August Oberst Löbl mit Fußvolk, Reitern und etlichen Kanonen am Tabor an und schickte einen Trompeter in die Stadt mit der Anfrage, „ob sich die Statt gegen dem khaisserlichen Volckh wolle wöhren, ohder ihnen Quartier geben“ Die Steyrer baten um Waffenstillstand, der ihnen auch bewilligt wurde. In dem sofort abgehaltenen Rate entschloß man sich, dem Obersten die Stadt¬ schlüssel auszufolgen, das heißt die Stadt zu übergeben. Die 5000 Bauern, welche sich in der Stadt befunden hatten, flohen beim Herannahen des Kriegsvolkes gegen Wells. Um 10 Uhr rückte ein Kornet mit 100 Mann und drei Fahnen Fußvolk in die Stadt ein und bezog Quartiere. Oberst Löbl zog weiter gegen Enns und übergab das Stadt¬ kommando dem Oberstleutnant Johann Tegoß, welcher sein Quartier bei
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